Sportdirektor auserkoren Rummenigge greift Hasenhüttl an: „Zynisch“

Singapur (dpa) - Am Ende der Asienreise übernahm Karl-Heinz Rummenigge beim FC Bayern die klassische Uli-Hoeneß-Rolle als Abteilung Attacke.

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Beim euphorischen Fazit des Zwölf-Tage-Trips, der Stunden später mit einem 0:2 gegen Inter Mailand negativ ausklang und bei dem das Geheimnis um den auserkorenen Sportdirektor noch nicht gelüftet wurde, griff der Münchner Vorstandschef Leipzigs Trainer Ralph Hasenhüttl an. Dieser hatte die strapaziösen Werbetouren der Topclubs FC Bayern und Borussia Dortmund in diesem Sommer kritisiert.

„Ich finde diese Aussage ein Stück zynisch und auch unsolidarisch“, lautete der Vorwurf, den Rummenigge am Donnerstag aus Singapur ins Trainingslager von RB Leipzig nach Seefeld übermittelte. Hasenhüttl hatte es als „krass“ bezeichnet, was den Münchner Profis sowie denen des BVB in der Vorbereitung zugemutet werde. Er sei „sehr dankbar“ dafür, von derartigen Reisen noch verschont zu bleiben.

Aus Rummenigges Sicht sind Trips in die neuen Märkte Pflicht, wenn die Bundesliga mit anderen Topligen Europas konkurrieren wolle. „Dann muss man auch eine gewisse Strapaze auf sich nehmen. Bayern München, Schalke, Borussia Dortmund müssen hier als Lokomotive voranfahren“, sagte der Münchner Boss. „Die Clubs, die in Asien und Amerika waren, haben etwas pro Bundesliga-TV-Vermarktung geleistet. Bei denen, die nach wie vor den einfachen Weg wählen und sich in Österreich und der Schweiz vorbereiten, bin ich sehr skeptisch, ob sie damit einen großen Beitrag zum Wohle der Bundesliga leisten.“

Hasenhüttl hält es dagegen für problematisch, Spieler während der Saisonvorbereitung „in komplett andere klimatische Verhältnisse zu jagen“. Der 49-Jährige reagierte im RB-Camp erstaunt auf Rummenigges Verbalattacke. „Was an meiner Aussage zynisch sein soll, verstehe ich nicht. Ich wurde als Trainer zu den Belastungen einer Asienreise gefragt. Und ich habe als Trainer geantwortet, dass ich die Belastungen für die Spieler extrem finde.“ Er stehe zu der Aussage.

Immerhin hatte auch Bayern-Präsident Hoeneß die Münchner Tour zwischenzeitlich „grenzwertig“ genannt. Rummenigge war bemüht, diese Aussage zu relativieren. „Alle kennen Uli Hoeneß: Wenn man 0:4 gegen Milan verloren hat, dann ist das bei ihm der emotionale Knopf.“

Leipzigs Sportdirektor Ralf Rangnick verteidigte Hasenhüttl. „Ich bin überzeugt, dass, wenn man alle 18 Bundesligatrainer fragt, dann hätten alle 18 geantwortet wie unser Trainer“, sagte Rangnick in Seefeld. Dem widersprach wiederum postwendend Carlo Ancelotti. „Für mich gilt das nicht“, entgegnete der Bayern-Coach in Singapur.

Rummenigge zog noch vor der abschließenden Niederlage gegen Inter Mailand ein rundum positives Resümee der Asien-Tournee. „Wir haben alle Ziele komplett erreicht. Großartige Reise, totaler Erfolg, alles wunderbar“, sagte er. Franck Ribéry erlitt gegen Inter, für das Éder zweimal mit dem Kopf traf, zum Glück nur eine Risswunde am Fuß, die genäht werden musste. Finanziell war es ein Rekordtrip. An die zehn Millionen Euro verdienten die Bayern in China und Singapur. Für das nächste Jahr wird wieder eine USA-Tour ins Auge gefasst.

Beim Thema Sportdirektor lüftete Rummenigge kein Geheimnis. „Da kann ich nicht mehr verraten, weil wir ein Prozedere einzuhalten haben. Uli Hoeneß muss das mit seinen Kollegen im Aufsichtsrat abstimmen, der das beschließen muss.“ Der Kandidat ist gekürt, es könnte jetzt fix gehen. Präsident Hoeneß wird die Entscheidung dann verkünden.

Der neue Matthias Sammer darf hoffen, wie sein Vorgänger in den Vorstand aufzusteigen. Rummenigge stimmt die Neubesetzung des Postens froh: „Es ist wichtig, dass da einer ist, der das Bindeglied ist zwischen Trainer, Mannschaft und eben auch dem Club und Vorstand.“

Miroslav Klose wird nicht Sportchef. Der Weltmeister soll - wenn es seine Trainerausbildung zulässt - aber möglichst auch in Zukunft als Botschafter für seinen Ex-Verein tätig werden. „Miro hat das super gemacht. Er war eine große Hilfe“, sagte Rummenigge dankbar.

Nach der Landung in München am frühen Freitagmorgen dürfen die Spieler zwei Tage durchpusten. Am Sonntag kann Trainer Carlo Ancelotti dann erstmals mit dem fast kompletten Kader inklusive der Confed-Cup-Teilnehmer trainieren. In Asien habe es neben der Integration der Neuzugänge James Rodríguez und Corentin Tolisso weitere Erkenntnisse gegeben, betonte Rummenigge. Thomas Müller oder James habe es vorher bei der Besetzung der Offensivplätze geheißen. „Die Reise hat gezeigt: Müller und James geht“ urteilte der Boss.