Rummenigge räumt nach Riad-Reise auch Fehler ein
München (dpa) - Nach harscher Kritik von allen Seiten wegen seiner umstrittenen Testspielreise nach Saudi-Arabien hat der FC Bayern München auch Fehler eingeräumt.
In einem kurzen Statement stellte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge klar, dass es besser gewesen wäre, die Menschenrechtsproblematik „im Rahmen unseres Spieles in Saudi-Arabien deutlich anzusprechen“. Der frühere Nationalspieler nahm sich und seinen Fußballclub für die Zukunft in die Pflicht. „Natürlich tragen am Ende alle, also auch wir, dafür Verantwortung, dass Menschenrechte eingehalten werden“, schrieb er.
Der Bayern-Ausflug nach Riad zog nicht nur Kritik aus der deutschen Spitzenpolitik nach sich. Auch der ehemalige DFB-Präsident Theo Zwanziger griff die Münchner harsch an. „Ich weiß schon länger, dass bei den Bayern Kommerz Ethik schlägt und sich im Zweifel auf die Seite des Geldbeutels gestellt wird“, sagte Zwanziger der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“. Das Verhalten bewertete der ehemalige Chef des Deutschen Fußball-Bundes als „schade“, für ihn sei es aber nicht überraschend.
Ligapräsident Reinhard Rauball mochte sich der Kritik an den Bayern nicht anschließen. „Man wird die Einhaltung der Menschenrechte nicht dadurch erreichen, indem man bestimmte Länder ignoriert und nicht mehr besucht“, sagte er der „Bild“-Zeitung. Er begrüßte es , dass der Club einräume, „dass man einige Dinge hätte besser machen können - und dies künftig entsprechend umgesetzt wird“. Rauball fügte hinzu, dass der FC Bayern weltweit bekannt für sein soziales Engagement sei: „Pauschale Verurteilungen sind daher unangebracht.“
Rummenigge erklärte, „diverse kritische Kommentierungen“ zur Kenntnis genommen zu haben. Das Team von Trainer Pep Guardiola hatte auf seiner Rückreise aus dem Trainingslager in Katar ein Freundschaftsspiel in Riad gegen Al-Hilal ausgetragen und mit 4:1 gewonnen. Und das, obwohl dem islamischen Königreich international zahlreiche Menschenrechtsverstöße und die Diskriminierung von Frauen vorgeworfen werden.
Erst in der vergangenen Woche sorgte der Umgang der Justiz mit dem Blogger Raif Badawi für internationale Proteste. Der 30-Jährige war wegen Beleidigung des Islams zu zehn Jahren Haft und insgesamt 1000 Schlägen verurteilt worden. „Der FC Bayern München als Verein verurteilt jede Form von grausamer Bestrafung, die nicht im Einklang mit den Menschenrechten steht, wie im aktuellen Fall mit dem islamkritischen Blogger Raif Badawi“, schrieb Rummenigge dazu.
Gerade der deutsche Fußballprimus habe sich aber stets „gegen jegliche Diskriminierung, gegen Gewalt und gegen Rassismus bekannt“, urteilte er. „Und wir machten und machen uns stets für Toleranz stark. Fußball ist immer auch im Dienste der Völkerverständigung unterwegs, Menschenrechte sind darin ein integrierter Wert.“
Die Reise des FC Bayern, die am Sonntag in München geendet hatte, wurde nach Angaben eines Sprechers von einem Sponsor (VW) finanziert. Geld von den Gastgebern in Saudi-Arabien habe der Verein nicht erhalten, hatte der Club in der „Süddeutschen Zeitung“ betont. Der Menschenrechtsbeauftragte der Bundesregierung, Christoph Strässer (SPD), hatte gemahnt, bei Sportveranstaltungen nicht die Augen vor der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien zu verschließen. „Wer in solche Länder fährt, muss wissen, was dort passiert“, sagte er.
Die Münchner rügte er für die Entscheidung, überhaupt nach Riad zu reisen, entschieden. „Bei näherem Hinschauen hätte ich - wäre ich verantwortlich gewesen - die Reise des FC Bayern nach Saudi-Arabien abgesagt“, sagte er der Stuttgarter Zeitung. „Wir müssen uns das Signal für die Betroffenen vorstellen: Wenn unter Umständen wenige Kilometer vom Stadium ein Mensch ausgepeitscht wird, kann man da kein Fußball spielen“, kommentierte Strässer.
Bayern-Coach Guardiola hatte in Doha keine Stellung zur Thematik der Menschenrechte bezogen. Man sei nur einen Tag in Saudi-Arabien und habe wenig Zeit, etwas zu sehen, sagte der Spanier. Mit etwas Verspätung fand sein Vorstandschef nun deutlichere Worte.