Sami Hyypiä im Interview: Ich wäre gern noch Spieler
Trainer Sami Hyypiä über seine Zukunft, Trainer, die ihn prägten und Leverkusens Stil.
Leverkusen. Sein Vertrag bei Fußball-Bundesligist Bayer 04 Leverkusen läuft bis 2015. Darüber hinaus will Trainer Sami Hyypiä nicht denken. Der Finne hält seine Zukunft offen. Vor dem Rückrundenauftakt in Freiburg (morgen, 15.30 Uhr) sprachen wir mit dem 40-Jährigen.
Herr Hyypiä, als Sie noch Leverkusener Spieler waren, haben Sie bemängelt, in Deutschland werde zu wenig über Taktik im Fußball geredet. Was haben Sie damit gemeint?
Sami Hyypiä: In einem meiner ersten Testspiele hier hatte in der Pause, nachdem wir viel gewechselt hatten, kein einziger Spieler über die erste Hälfte gesprochen. Das war wie ein Schock für mich. Wir waren in der Vorbereitung, ich war gewohnt, dass man darüber spricht — weil das alles verbessert. In England wird immer gesprochen. Das ist heute Bestandteil meiner täglichen Arbeit.
Ihre wiederkehrenden Begriffe sind Konzentration und Bereitschaft.
Hyypiä: Das bin ich. So war ich in meiner ganzen Karriere. Ich war als Kind nicht das größte Talent, ich musste immer arbeiten, um mich zu entwickeln. Wenn man selbst nicht absolut überragend ist, dann braucht man zum Weiterkommen die Mannschaft. Vielleicht kommt daher auch mein Faible für Kommunikation auf dem Platz. Und Konzentration kann man üben. Wenn man jeden Tag 90 Minuten im Training konzentriert ist, ist das im Spiel automatisch da. Wenn nicht, braucht man im Spiel viel mehr Kraft, um konzentriert zu sein. Diese Kraft fehlt dir dann für andere Dinge.
Welche Trainer haben Sie geprägt?
Hyypiä: Ich habe Glück gehabt. Ich hatte nur gute Trainer und war immer ein Beobachter. Jetzt probiere ich, die jeweiligen Stärken in meinen Job einfließen zu lassen. Rafael Benitez hat in Liverpool viele taktische Kleinigkeiten eingebracht. In Holland hatte ich einen Trainer, der uns zum fittesten Team der Liga gemacht hat, wir wurden Zweiter. Wenn man 90 Minuten gut durchspielen kann, dann ist alles einfacher.
Und die Disziplin?
Hyypiä: Die kommt ganz klar von Jupp Heynckes. Disziplin ist ganz wichtig — das gilt auch für den Trainer.
Wären Sie als Spieler zufrieden mit dem Trainer Hyypiä gewesen?
Hyypiä: Solange ich spielen würde (lacht). Ich denke, als Trainer wäre ich mit dem Spieler Hyypiä zufrieden gewesen. Ob es andersherum funktioniert? Ich weiß es nicht. Ich probiere einfach, ich zu sein. Ich kann keine Rolle spielen, das geht gar nicht. Andere Leute waren anfangs überzeugter davon als ich, dass dieser Job der richtige für mich ist.
Und jetzt sind Sie glücklich in diesem Job?
Hyypiä: Ich könnte auch Spieler sein (lacht). Das ist der beste Job der Welt, definitiv. Ich weiß nicht, ob Trainer zu sein, der zweitbeste ist. Aber ich bin froh, dass Bayer mir die Chance gegeben hat. Sie sind damals ins Risiko gegangen. Dieser Verein hat die Ruhe, die ich brauche — weil ich auch ein ruhiger Typ bin.
Könnten Sie sich trotzdem vorstellen, in Deutschland woanders zu arbeiten?
Hyypiä: Man kann in diesem Job nicht zu weit planen. Ich weiß, dass sich alles sehr schnell ändern kann. Aber ich habe vor nichts Angst. Ich will jeden Tag 100 Prozent geben. Ob es dann hier ist oder woanders, das ist eine Frage der Zukunft. Über die nächste Woche plane ich nicht hinaus. Wer zu weit in die Zukunft blickt, verliert die Konzentration.
Sie selbst hatten nicht besonders viele Trainer.
Hyypiä: In Liverpool hatte ich zwei — über jeweils fünf Jahre. Auch in dreieinhalb Jahren Holland waren es nur zwei. Und hier allein Jupp Heynckes. Ich habe nicht viele Entlassungen erlebt. Ich schätze Loyalität und Langfristigkeit. Vielleicht trifft es das: kurzfristig planen, aber dann langfristig arbeiten.
Wird Leverkusen in der Rückrunde anders spielen?
Hyypiä: Wir müssen nicht so viel ändern, es sind Kleinigkeiten. Wir möchten unseren Ballbesitz besser ausspielen. Ballbesitz generell ist nicht so wichtig für mich. Aber wenn man den Ball hat, dann muss mehr kommen. Wir waren in der vergangenen Saison in der Rückrunde fußballerisch besser. Das erwarte ich wieder so.
Sind Sie glücklich mit der Hinrunde?
Hyypiä: Die Mannschaft hat es sehr gut gemacht. Was wir trainiert haben, hat sie auf den Platz gebracht. Wir hatten eine Phase, in der die Konzentration, am Limit zu spielen, nicht da war. Das geht konstanter, aber da brauchen wir jeden Spieler und dessen Willen dazu. Da kann ich viel reden. Es ist auch gefährlich, über Ziele zu reden. Wenn Du Sechster werden willst und bist auf einmal Zweiter, dann ist die Zufriedenheit gefährlich.
Lohnt es sich, über die Bayern zu reden?
Hyypiä: Wir müssen nicht viel über sie sprechen. Die sind so gut und haben einen solch breiten Kader, dass es schwer wird, in ihre Nähe zu kommen. Dortmund wird kommen. Auch Wolfsburg hat sich verstärkt, Gladbach ist zu Hause sehr, sehr stark. Wenn wir machen, was wir können, dann können wir zufrieden sein.
Ärgern Sie sich über den Abschied im Sommer von Sidney Sam nach Schalke?
Hyypiä: Ich bin lange im Geschäft, ich weiß, dass das passiert. Ich habe mit Sid gesprochen, wir haben ein gutes Verhältnis. Er wird einen guten Job machen. Er will auch bei der WM spielen. Es ist also für ihn wichtig, weiter Topleistung zu bringen