Sammer verkündet Aus der „Kuscheloase“
München (dpa) - Auf dem Weg zur historischen Triple-Verteidigung soll der FC Bayern aus der „Kuscheloase“ raus und sich beim Bundesliga-Schlusslicht auf das große Champions-League-Duell einstimmen.
„Um gut in Madrid zu spielen, brauchen wir ein gutes Gefühl aus dem Braunschweig-Spiel“, sagte Trainer Pep Guardiola einen Tag vor dem ungleichen Liga-Duell. Keine gute Einstimmung auf das Halbfinal-Hinspiel in der Königsklasse gibt es für Torhüter Manuel Neuer (Wadenprobleme) und den kranken Außenverteidiger David Alaba. Der Rest kann sich drei Tage nach dem Einzug in das 20. DFB-Pokalfinale für die Königlichen in Form bringen - und nach der Kritik von Matthias Sammer eine Reaktion zeigen.
„Sieben von acht Titeln - das ist alles nicht so einfach zu verarbeiten. Aber wir müssen uns nur eine ehrliche Frage stellen, ob wir noch zwei Titel holen wollen“, betonte der Sportvorstand nach dem Einzug in das Traum-Endspiel gegen den Rivalen Borussia Dortmund. „Wir müssen ein Stück weit mehr brennen, Gier in den Augen haben und auch den Mut haben, diese Dinge untereinander anzusprechen“, kritisierte Sammer im Anschluss an das souveräne 5:1 im Halbfinale gegen den 1. FC Kaiserslautern. „Ich glaube, wir gehen zu positiv miteinander um, und zu lieb und zu nett, in so einer Kuscheloase.“
Kein Problem für Guardiola, der sich die Frage nach der „Kuscheloase“ erst einmal übersetzen lassen musste. „Matthias ist die richtige Person, er hat eine große Nase und analysiert, wie Mannschaft und Trainer sind. Seine Worte sind immer dazu da, um uns zu unterstützen und uns zu helfen“, erklärte der Spanier. Eine Rotation werde es nicht geben für die Partie, betonte Guardiola. Könnte es auch kaum, denn neben Neuer, Alaba und den Langzeitverletzten fallen auch Toni Kroos (Gelb-Sperre) und Rafinha (Rot-Sperre) aus. „Ich hoffe, Manuel kann nach Madrid fliegen und spielen“, sagte der Coach. Neuer absolviert bereits wieder Lauftraining.
Im Estadio Santiago Bernabéu wollen die Bayern bei ihren neuerlichen Triple-Vorhaben ein gutes Resultat für das Rückspiel in der eigenen Arena erreichen. „Um ins Finale nach Lissabon zu kommen, werden wir uns steigern müssen“, erklärte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge. „Es ist keine Wohlfühloase bei uns. Wir haben darüber diskutiert. Wir müssen kein Valium in die Veranstaltung reinschütten um zu erkennen, dass wir gewisse Dinge wieder besser machen müssen, um unsere Ziele zu erreichen. Das wissen wir.“ Den Rhythmus dazu wolle die Mannschaft in Braunschweig aufnehmen, erklärte Guardiola, der Einsatz und Meinung von Sammer schätzt.
Wieder einmal ist der Münchner Sportvorstand bemüht, das Team wachzurütteln, er mahnt die Mannschaft. Nach einem Bayern-Sieg in Bremen sprach er im September 2012 schon einmal von „richtig Käse“ und fand die Darbietung zu „lätschern“. Ein Jahr später sah er die Stars nach einem Erfolg über Hannover in „einer gewissen Komfortzone“ und einer „Scheinwelt“, bemängelte „Fußball ohne Emotionen“. Jetzt ist dem Ehrgeizling, dem die vielen Titel recht geben, alles ein bisschen zu lieb, zu nett, zu kuschelig. „Wenn er das so sieht, dann wird es so sein“, sagte Kapitän Philipp Lahm.
Mit Blick auf die Duelle mit den Königlichen aus der spanischen Hauptstadt am 23. und 29. April waren sich aber alle einig: Was gegen Karim Matmour, Jean Zimmer & Co. reicht, ist gegen das Star-Ensemble um den derzeit verletzten Cristiano Ronaldo und Gareth Bale definitiv zu wenig. „Wir müssen immer Vollgas geben. Dann sind wir eine Topmannschaft“, beschrieb es Arjen Robben. „Wir haben es wieder besser gemacht, waren giftiger.“
In der Partie in Braunschweig wird Lukas Raeder Neuer wieder vertreten. Bis zum Real-Spiel „ist der Manu wieder auf dem Damm“, versicherte der 20-Jährige - und auch Guardiola war „ein wenig optimistisch“.