Schaaf krempelt die Frankfurter Eintracht um
Frankfurt/Main (dpa) - Schade, dass die Laufleistungen der Trainer in der Fußball-Bundesliga noch nicht erfasst werden. Thomas Schaaf hätte in dieser Kategorie am Samstag wohl den ersten Bestwert der neuen Spielzeit aufgestellt.
Bei seiner Rückkehr auf die Erstligabühne nach einer Saison und einem Spieltag Pause war der langjährige Übungsleiter von Werder Bremen ununterbrochen an der Seitenlinie unterwegs. Schaaf applaudierte, gestikulierte und schimpfte. Schließlich gibt es für den neuen Coach von Eintracht Frankfurt trotz des 1:0 (1:0) gegen den SC Freiburg noch viel zu tun.
„Wir wollen natürlich schon noch besser spielen“, gab Schaaf nach dem von vielen Ballverlusten und Unzulänglichkeiten geprägten Ligastart zu. „Aber im ersten Spiel geht es nur darum, sich durchzusetzen und mit Punkten zu starten. Heute wird nicht gemeckert.“ Nachdem der erste Dreier in neuer Funktion eingefahren war, pustete der 53-Jährige erst einmal ganz tief durch.
Auch den Verantwortlichen fiel eine Zentnerlast von ihren Schultern, wusste am Main angesichts des riesigen Umbruchs doch niemand, wo die neue Mannschaft steht. „Wir sind alle sehr erleichtert“, gestand Vorstandsboss Heribert Bruchhagen, „mehr zu diesem Zeitpunkt zu erreichen, wäre unrealistisch.“
Schaaf sprüht nach seinem Sabbatical nach 14 Jahren als Trainer von Werder Bremen vor Tatendrang. Seit er in Frankfurt das Zepter schwingt, krempelt er die Eintracht mit Hochdruck um. Kleine Veränderungen, wie zum Beispiel der Wechsel der Trainerbank, erfahren dabei keinen Widerhall. Größere, wie der Verzicht auf Alexander Meier, bergen dagegen jede Menge Sprengstoff.
Die ganze Woche wurde in Frankfurt lebhaft darüber diskutiert, ob Schaaf es tatsächlich wagen würde, den torgefährlichsten Eintracht-Profi der vergangenen Jahre auf die Bank zu setzen. Am Ende waren sich die meisten Beobachter einig, dass er sich auf diese nicht ungefährliche Machtprobe nicht einlassen würde. Doch als die Aufstellungen verteilt wurden, tauchte der Name Meier erst bei den Ersatzspielern auf - Schaaf hatte seine erste Duftmarke hinterlassen. „Ich wollte im Vergleich zur vergangenen Woche das Gebilde nicht verändern“, erklärte der Trainer. „Es haben auch andere Spieler draußen gesessen.“
Der Verzicht auf Publikumsliebling Meier war aber ein ganz besonderer. Schließlich ist der 1,96 Meter große Schlacks nach den Abgängen von Sebastian Rode, Pirmin Schwegler und Sebastian Jung die letzte verbliebene Integrationsfigur im Team. Als der gebürtige Hamburger in der 68. Minute doch noch eingewechselt wurde, feierten ihn die Fans wie einen Messias. „Das macht mich stolz“, sagte Meier. Ansonsten wollte er die Diskussion nicht weiter befeuern, obwohl ihm sein Frust deutlich anzumerken war.
Meiers Rolle als Held der Fans könnte ganz schnell Haris Seferovic übernehmen. Mit seinem Treffer in der 15. Minute machte der Schweizer früh die ersten drei Punkte klar und war nach seinem Bundesligadebüt begeistert. „Super Stadion, super Fans, super Atmosphäre. Die Fans sind 10 000 Mal besser als in Spanien“, sagte der aus San Sebastian gekommene Stürmer. Trifft er weiter so zuverlässig, würde das auch Schaaf das Leben erleichtern - und etliche Meter an der Seitenlinie ersparen.