Schaaf verlässt Frankfurt enttäuscht nach einem Jahr
Frankfurt/Main (dpa) - 14 Jahre lang war Thomas Schaaf Trainer von Werder Bremen. Bei Eintracht Frankfurt warf er am 26. Mai nach nicht einmal elf Monaten hin.
Der erfahrene Coach und der Fußball-Bundesligist einigten sich darauf, ihren ursprünglich bis 2016 gültigen Vertrag nach nur einer Saison wieder aufzulösen. Danach trat Vorstandschef Heribert Bruchhagen vor die Medien, um mit staatstragender Miene und hörbarer Enttäuschung zu verkünden, was er in den Tagen zuvor noch unbedingt verhindern wollte.
„Die Zusammenarbeit war erfolgreich. Es gibt bei ihm aber eine Enttäuschung darüber, dass er seine sportliche Leistung nicht ausreichend gewürdigt und sein Verhältnis zur Mannschaft falsch dargestellt sieht“, sagte der Eintracht-Boss. „Ich bin schon ein bisschen enttäuscht darüber, dass seine Ablehnung und seine Motive nicht mehr zu ändern waren. Die Realität ist manchmal grausam.“
Schaaf selbst war da schon in Frankfurt für niemanden mehr zu sprechen. Die Mannschaft wird bei den noch ausstehenden Freundschaftsspielen von seinem Assistenten Wolfgang Rolff betreut. Er selbst verabschiedete sich nur mit einer langen, schriftlichen Erklärung, aus der seine ganze Verbitterung hervortrat: „Die in der Öffentlichkeit getätigten Aussagen und die Darstellung meiner Person und meiner Arbeit, die sich in unglaublichen und nicht nachvollziehbaren Anschuldigungen und Unterstellungen in den Medien äußern, kann und will ich nicht akzeptieren. Deshalb ist es zu der Trennung gekommen“, teilte der 54-Jährige mit.
Wer nur die nackten Zahlen sieht, den mag diese Trennung überraschen. „Platz neun in der Abschlusstabelle der Bundesliga, den Torschützenkönig der Bundesliga und eine der torsichersten Angriffsreihen der Liga im Team zu haben, ist ein Ergebnis, über das sich jeder Eintracht-Fan freuen kann“, betonte Schaaf erneut.
Tatsächlich aber war der Verein in der Trainerfrage seit Wochen gespalten. Es gab die Fraktion um Bruchhagen, die bis zuletzt argumentierte: Schaaf hat alle Saisonziele erreicht und am Ende sogar deutlich mehr Punkte (43) geholt als sein populärer Vorgänger Armin Veh (36). Es gab aber auch die Mehrheit der Spieler und infolge dessen einen Teil der Vereinsführung, die dem erfahrenen Coach eine mangelnde Kommunikation mit seinen Profis und eine fehlende sportliche Linie vorwarfen. Für beide Richtungen gab es gute Argumente. Doch was aus dieser Uneinigkeit folgte, war die Demontage eines anerkannten Fachmannes, der in 14 Jahren als Werder-Trainer beinahe genauso viele Titel gewonnen hat wie die Eintracht in ihrer gesamten 116-jährigen Geschichte.
Bis auf Bruchhagen gab in Frankfurt niemand ein klares Bekenntnis zu Schaaf ab. Der Vorstandschef erklärte am Dienstag zwar: „Wir haben auch ein klares Signal von den verantwortlichen Spielern erhalten: Sie wollten mit diesem Trainer weiterarbeiten.“ Die meisten internen Stimmen sagten aber stets etwas anderes. Und die fanden zuletzt auch immer wieder ihren Weg in die Medien.
Als Favorit auf die Nachfolge gilt nun Sascha Lewandowski, auch wenn der langjährige Jugend- und Cheftrainer von Bayer Leverkusen beim Radio FFH betonte: „Ich habe mit keinem Verantwortlichen von Eintracht Frankfurt bisher gesprochen.“ Mögliche Kandidaten sind auch Andre Breitenreiter vom SC Paderborn und eine interne Lösung: der langjährige Kapitän und aktuelle U19-Trainer Alexander Schur. „Es gibt in meinem Kopf noch keine Namen“, sagte Manager Bruno Hübner. „Wichtig ist, dass der neue Trainer Eintracht Frankfurt kennt und die Mannschaft gut beurteilen kann.“
So miserabel Schaafs Abgang auch für das öffentliche Bild der Eintracht sein mag: Sein Rücktritt bewahrt den Verein erst einmal davor, weiter interne Konflikte austragen zu müssen. „Das Umfeld ist in Ordnung“, meinte Bruchhagen und fügte vielsagend hinzu: „Dass es zwischen den unterschiedlichen Bereichen eines Vorstands auch mal unterschiedliche Auffassungen gibt, ist normal. Die Arbeit bei Eintracht Frankfurt ist aber gekennzeichnet von: Kontinuität und gegenseitiger Information.“ Ein vorzeitiger eigener Rückzug ist für ihn kein Thema. „Ich liebe den Fußball so sehr, dass jeder, der mich kennt, weiß, dass das auszuschließen ist.“