Schalke will „perfekte Lösung“ bei der Trainersuche

Gelsenkirchen (dpa) - Am Ende einer enttäuschenden Saison und dem Abgang von Trainer Roberto Di Matteo steht der FC Schalke 04 vor einem Scherbenhaufen - und einem umfassenden Neuanfang.

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Nach der Demission des Schweizer Chefcoaches steht der in die Kritik geratene Manager Horst Heldt bei der Suche eines Nachfolgers besonders unter Druck. „Es muss eine perfekte Lösung für die Zukunft sein, es wäre ein Fehler, einen Schnellschuss zu machen“, erklärte er am 26. Mai auf einer Pressekonferenz des Bundesligisten.

Nach schwierigen Verhandlungen um die Abfindung und der Suche nach einem würdigen Abschied hatte der Revierclub zuvor mitgeteilt, dass Di Matteo sein Amt niedergelegt und den bis zum 30. Juni 2017 laufenden Vertrag aufgelöst habe. Eine diplomatische Lösung für eine unausweichliche Trennung nach einer Rückrunde des Schreckens.

Heldt verteidigte zwar das Engagement von Di Matteo im Oktober 2014, übernahm aber auch die Verantwortung dafür, dass es schief gelaufen sei. „Ich bin überzeugt, dass ich ihn nicht falsch eingeschätzt habe. Wir konnten aber nicht das umsetzen, was wir uns vorgenommen haben. Das war ein Missverständnis, das ich zu verantworten habe“, sagte Heldt. Bei der Anforderung an den zukünftigen Trainer hat er eine klare Vorstellung. „Ein neuer Trainer muss den Fußball verkörpern, den wir hier auf Schalke sehen wollen. Wir müssen die Herzen der Fans zurückgewinnen“, erklärte Heldt.

Außerdem müsse er junge Talente integrieren und für Disziplin sorgen können. „Ein Thema ist die Wohlfühloase“, sagte er mit Bezug auf den bisherigen Kader, dem es an Zusammenhalt gefehlt habe. Deshalb ist für ihn auch eine umfassende personelle Veränderung denkbar. Heldt: „Es heißt nicht, dass es einen großen Austausch geben muss, es ist aber nicht auszuschließen.“

Eine Rückkehr der suspendierten Profis Kevin-Prince Boateng und Sidney Sam ist von ihm nicht gewollt. „Es sei denn, der neue Cheftrainer überzeugt mich davon, es zu ändern.“ Auch über ein Engagement von Weltmeister Sami Khedira, der auch bei Juventus Turin im Gespräch ist, wolle er ohne den neuen Coach nicht entscheiden.

Nicht ganz einfach waren wohl die Gespräche zwischen Di Matteo und Heldt, bei denen es über die zukünftige Ausrichtung und über eine Abfindung von bis zu 5,9 Millionen Euro ging. „Obwohl die Diskussionen mit Horst Heldt immer konstruktiv waren, wurde deutlich, dass der Club andere inhaltliche Schwerpunkte setzen möchte“, berichtete Di Matteo.

Außerdem gab er zu, dass „die Hypothek der unbefriedigenden Rückrunde zu groß“ sei. Er könne unter diesen Bedingungen nicht garantieren, „dass wir an die Erfolge anknüpfen, die der Club erwartet.“ Deshalb scheine „ein Neuanfang das Beste für alle Beteiligten zu sein“.

Zum Abschied nahm Heldt den scheidenden Coach in Schutz. Di Matteo habe das Team im Oktober 2014 auf Platz elf in einer Situation übernommen, „die deutlich schwieriger war, als sie sich für Außenstehende darstellte“, meinte der Schalke-Sportvorstand. Es habe sehr viele verletzte Spieler gegeben.

„Dank Robertos Arbeit konnten wir uns so stabilisieren, dass wir nach der Englischen Woche zu Beginn der Rückrunde bis auf Platz drei geklettert sind“, erklärte Heldt. „Dazu kam das Erreichen des Achtelfinales der Champions League, in dem wir Real Madrid beim 4:3-Auswärtssieg am Rande des Ausscheidens hatten.“ Leider sei es danach nicht gelungen, „den folgenden Abwärtstrend zu stoppen“.

Die Champions-League-Ränge wurden deutlich verpasst. Mit einer miesen Bilanz von nur zwei Siegen in den vergangenen zehn Liga-Spielen fiel Schalke noch hinter den FC Augsburg auf Rang sechs zurück und muss um die direkte Teilnahme an der Gruppenphase der Europa League bangen. Sollte Erzrivale Borussia Dortmund das DFB-Pokalfinale gegen den VfL Wolfsburg gewinnen, muss Schalke schon in der 3. Qualifikationsrunde einsteigen und auch noch die Playoffs überstehen.

„Es ist am Ende schief gelaufen“, resümierte Heldt. Er machte aber auch keinen Hehl aus seiner Enttäuschung über die Spieler. „Die Mannschaft hat hier einen Job zu machen, und den muss sie besser machen.“ Er selbst wolle aus seinen Fehlern lernen, aber die Arbeit unbeirrt fortführen. „Ich habe einen Vertrag bis 2016 und bin voll überzeugt, das bestmögliche für den Verein zu machen.“

Bei seiner Suche nach einem Di-Matteo-Nachfolger wollte Heldt nichts und fast niemanden ausschließen - nur einen explizit: Jürgen Klopp, der beim Erzrivalen Borussia Dortmund aufhört. „Sieben Jahre echte Liebe kann man nicht innerhalb von zwei Monaten verändern. Das wäre nicht glaubwürdig. Wir müssen schon authentisch bleiben.“