Schalke braucht Raúl - Huntelaar: Er ist stark
Bilbao (dpa) - Das 2:2 von Bilbao war zu wenig: Schalke ist im Viertelfinale der Europa League ausgeschieden. Eines wurde klar: Auf Raúl können die Gelsenkirchener kaum verzichten. Torjäger Huntelaar redete den Spanier stark - um ihn zu einer weiteren Saison zu überreden?
Bilbao (dpa) - Das 2:2 von Bilbao war zu wenig: Schalke ist im Viertelfinale der Europa League ausgeschieden. Eines wurde klar: Auf Raúl können die Gelsenkirchener kaum verzichten. Torjäger Huntelaar redete den Spanier stark - um ihn zu einer weiteren Saison zu überreden?
Als Raúl González Blanco in der baskischen Fußball-Kathedrale Estadio San Mamés nach dem Schlusspfiff 38 150 spanischen Landsleuten und 1600 Schalker Fans zuwinkte, sah das schon ganz nach Abschied aus. Die Gesten des Weltstars nach dem Schalker 2:2 (1:1) bei Athletic Bilbao ließen im Grunde wenig Zweifel zu: Raúls 161. Europacup-Einsatz könnte sein letzter gewesen sein.
Es wurde ein emotionaler Europa-League-Abend für ihn. An der Büste von Rafael Moreno Aranzadi, genannt Pichichi, der in Bilbaos Stadion am 21. August 1913 das erste Tor überhaupt erzielte, legte Raúl zu Ehren des legendären Athletic-Spielers einen Blumenstrauß nieder. „Ich habe mich sehr darüber gefreut und bin stolz“, sagte Raúl. „Obwohl ich mit Real Madrid schon oft in San Mamés gespielt habe, war es ein ganz besonderer Moment für mich.“
Raúl wurde gefeiert. Ließ sich feiern. Und zeigte noch einmal allen, was für ein außergewöhnlicher Fußballprofi er ist. Sein 77. Europacup-Treffer zur Schalker 2:1-Führung (51.) war „ein schönes Tor“, wie der 34-Jährige in der ihm üblichen Bescheidenheit wissen ließ. Kunstvoll mit links an den Innenpfosten und von dort ins Netz - ein Schmankerl.
Raúl dachte nach Schalkes Aus im Viertelfinale überhaupt nicht daran, die eigene Leistung über die anderer zu stellen. Stattdessen verteilte er artig Komplimente: „Der spanische Fußball ist eine Freude“ - er glaubt daran, dass in Champions- und Europa League Finals mit alleiniger Beteiligung von Clubs aus dem Land des Welt- und Europameisters denkbar sind: „Es könnte rein spanische Endspiele geben.“ Barcelona und Real Madrid, Bilbao und Valencia oder Atlético Madrid...
Für Schalke war das Aus programmiert, das 2:4 von Gelsenkirchen war eine zu schwere Hypothek. „Das haben wir in der ersten Partie verloren“, meinte Lewis Holtby, der in Bilbao das 3:2 auf dem Fuß hatte. „Das Ding haben wir zu Hause vergeigt“, stimmte Schalkes defensiver Mittelfeldmann Jermaine Jones zu. Ibai Gómez (41.) und Markel Susaeta (55.) machten für den achtmaligen spanischen Landesmeister Bilbao mit ihren Ausgleichstoren Schalkes letzte Mini-Hoffnungen nach den beiden Führungen zunichte. Vor Raúls Treffer hatte Klaas-Jan Huntelaar (29.) sein 42. Pflichtspieltor im 41. Saisonspiel für Königsblau erzielt.
Der Niederländer tat anschließend das, was man in Gelsenkirchen schon seit langem tut: Er versuchte, Raúl indirekt zu überreden, die Offerte einer Vertragsverlängerung endlich zu akzeptieren und Ja zu sagen. „Er hat eine Superkarriere, er spielt immer noch. Er hat Freude. Und - das ist das Wichtigste: dass man vom Kopf her noch fit ist. Und stark. Und dass der Wille da ist“ - das alles billigt Huntelaar seinem spanischen Offensivpartner zu. Nur noch entscheiden müsse sich Raúl.
Bis es soweit ist, werden möglicherweise Wochen vergehen. Raúl erbat sich mehr Bedenkzeit. Er will alles gut abwägen und „letztlich auch persönliche und familiäre Belange einfließen lassen“. Die Möglichkeit, in der neuen Saison mit Schalke Champions League zu spielen, ist da. Das ist der ganz große Reiz, bei dem Raúl vielleicht noch einmal schwach wird. Zumal nicht nur Huntelaar weiß, dass sie „auf Schalke“ ein Vorbild wie Raúl brauchen: „Wir müssen noch lernen“, sagte Huntelaar. Und wer könnte für die jungen Schalker ein besserer Lehrmeister sein als Raúl.