Schalke-Coach Weinzierl mit Respekt: „Herausforderung“
Gelsenkirchen (dpa) - Voller Tatendrang und „sehr positiv“, aber auch mit einigem Respekt geht Markus Weinzierl seine Herkulesaufaufgabe als Trainer des FC Schalke 04 an.
„Es gilt erst einmal, bodenständig zu sein. Und für mich ist es wichtig, immer ehrlich meine Meinung zu sagen„, sagte der frisch gebräunte 41-Jährige bei seiner offiziellen Vorstellung beim Fußball-Bundesligisten aus dem Revier.
„Ich sehe Schalke als riesige Herausforderung“, ergänzte der Fußball-Lehrer, der nach vier Jahren beim FC Augsburg nun den nächsten Schritt auf der Karriereleiter meistern will. „Ich habe mich lange darauf vorbereitet. Ich habe keine Angst, aber schon Respekt vor der Aufgabe.“
Vor gut 50 Medienvertretern und einem Dutzend Kameras lobte Weinzierl seine neue Mannschaft. „Der Kader ist gut, hat viel individuelle Qualität. Das ist eine gute Basis, aber natürlich wollen wir alles optimieren“, meinte der Straubinger. Ein „Sechser“ soll in jedem Fall noch kommen. Es sei wichtig, eine erfahrene Achse zu haben.
Auch den umworbenen Leroy Sané würde er gerne behalten: „Er hat eine hohe Identifikation mit dem Verein“, betonte Weinzierl, der sich auch über weitere Talente wie Sead Kolasinac oder Max Meyer äußerte. Auch Klaas-Jan Huntelaar, über dessen Wechsel zu Ajax Amsterdam spekuliert wird, steht bei ihm hoch im Kurs: „Ich habe höchsten Respekt vor ihm. Er ist wichtig.“
Klar ist auch, welchen Spielstil Weinzierl anstrebt: „Wir wollen aktiv, mutig und frech Fußball spielen. Und wenn wir das auf dem Niveau der Spieler interpretieren, werden wir auch erfolgreich sein.“ Auf ein konkretes Saisonziel mochte er sich nicht festlegen, aber er weiß um die Sehnsucht der Fans nach Titeln. „Mit mir hat noch keiner über Titel gesprochen. Wir müssen uns realistische Ziele setzen. Aber alles außer dem FC Bayern muss für Schalke in Reichweite sein.“
Derzeit ist Weinzierl auf der Suche nach einer Wohnung oder einem Haus in der Nähe der Arena. Das sei gar nicht so einfach, fügte er mit einem Schmunzeln und in Anspielung auf die geringe Dienstzeit von Trainern auf Schalke an: „Ich habe auch schon eine Absage bekommen. Der Vermieter wollte einen langfristen Mieter.“
Der neue Sportvorstand Christian Heidel bezeichnete Weinzierl als „absolute Wunschlösung“, die seiner Vorstellung von einem „idealen Trainer sehr nahe“ komme: „Ich bin überzeugt, dass er die richtige Wahl zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort ist“, sagte Heidel, der die Kaderplanung nun gemeinsam mit Weinzierl vorantreiben will.
Heidel kündigte einige Neuverpflichtungen an. Von seiner vor Wochen geäußerten Maxime, keinen „zweistelligen Millionen-Betrag“ für einen Spieler auszugeben, rückte er schon wieder ab. „Aber wir werden generell die Ausgaben den Einnahmen anpassen.“
Damit nährte er Spekulationen, dass EM-Teilnehmer Sané bei einem Megaangebot womöglich noch in diesem Sommer abgegeben werden könnte. Als Interessent gilt vor allem Manchester City. Der Club von Pep Guardiola soll bereits sein, 50 bis 60 Millionen Euro Ablöse zu bieten. Bisher aber gebe es keine Signale, dass der Stürmer den Club verlassen wolle. Auch ein Angebot läge nicht vor, so Heidel.
Am kommenden Montag und Dienstag steht auf Schalke zunächst Leistungsdiagnostik auf dem Programm, am Mittwoch folgt das erste Training. Als Zugänge stehen bisher nur Naldo (Weinzierl: „Mit seiner Erfahrung wird er sehr wichtig“) sowie einige verliehene Spieler wie Robert Leipertz und Donis Avdijaj fest. Joel Matip, Marco Höger, Marvin Friedrich und Christian Clemens verließen definitiv den Club.
Dass vor der Mitgliederversammlung am Sonntag ein Machtkampf im Aufsichtsrat tobt und der bisherige Chef Clemens Tönnies um seine Wiederwahl in das Gremium fürchten muss, mochte Heidel nicht groß kommentieren. „Er ist mein Ansprechpartner.“