Schalke freut sich auf Topduell mit den Bayern

Gelsenkirchen (dpa) - Jens Keller lächelte verschmitzt und mochte die stimmgewaltige Vorfreude der königsblauen Fans auf das Prestigeduell mit dem FC Bayern keineswegs bremsen.

„Ich denke, unsere Fans haben sich einfach über unser Spiel und den wichtigen Sieg gefreut. Mit Übermut hat das sicher nichts zu tun“, kommentierte Trainer des FC Schalke 04 nach dem 3:0 gegen Steaua Bukarest die durch die Arena hallenden Fan-Gesänge. Denn in den Schlussminuten der Champions-League-Partie gegen den rumänischen Meister lebte bereits der beliebte Fußball-Evergreen „Zieht den Bayern die Lederhose aus!“ auf.

Das dokumentierte die enorme Schalker Vorfreude auf das Bundesliga-Heimspiel gegen Pep Guardiolas Mannen am Samstag. Keller aber weiß trotz des gestiegenen Selbstbewusstseins und der vier Pflichtspielsiege hintereinander alles richtig einzuordnen. Auf die Frage, ob man sich nun auf Augenhöhe mit den Münchnern wähne, entgegnete der Coach: „Das wäre ja Wahnsinn! So vermessen sind wir nicht.“ Der 42-Jährige sieht es realistisch: „Die Bayern haben in der vorigen Saison alles gewonnen. Es wird sicher nicht so einfach, ihnen die Lederhosen auszuziehen. Aber wir haben jetzt dreimal hintereinander zu null gespielt. Das freut mich besonders.“

Grund zu vorsichtigem Optimismus gibt es allemal, obwohl Kellers Team um den erneut hervorragenden neuen Anführer Kevin-Prince Boateng lange brauchte, um gegen den diszipliniert, aggressiv und laufstarken Gegner Oberwasser zu gewinnen. Erst die späte Führung durch die missglückte Flanke von Atsuto Uchida (67.) wirkte nach langem zähen Treiben befreiend. „Ein kurioses Ding“, befand Kapitän Benedikt Höwedes.

Erst danach drehte Schalke auf und kam dank der wunderbar herausgespielten Tore von Boateng (78.) und Julian Draxler (85.) zum letztlich souveränen Erfolg. Das 3:0 bescherte dem Revierclub nach dem ersten Spieltag der Gruppenphase in der Gruppe E dank der für alle überraschenden 1:2-Heimpleite des FC Chelsea gegen den FC Basel sogar die Tabellenführung. „Dann ist unsere nächste Partie in Basel ja ein Spitzenspiel“, meinte Dennis Aogo schmunzelnd.

Doch auch beim Ex-Hamburger, der seit drei Spielen die linke Abwehrseite der Schalker stabilisiert, rückte das Auswärtsspiel am 1. Oktober in der Schweiz schnell wieder aus dem Fokus. Schließlich kommt jetzt der FC Bayern, „ein ganz anderes Kaliber“, meinte Aogo. „Das ist eine der besten Mannschaften der Welt. Voraussetzung für einen Erfolg ist, dass wir hinten wieder gut stehen.“

Die zurückliegenden fünf Bundesliga-Duelle mit dem Rekordmeister endeten allerdings jeweils mit einer kräftigen „Watschn“ für Schalke: 1:4, 0:2, 0:2, 0:2, 0:4. Seit Manuel Neuer das Bayern-Tor hütet, gelang seinen früheren Mitspielern nicht mal mehr ein Treffer gegen den Branchenführer. Wenn es nach Draxler geht, soll sich das ändern: „Wir wissen, dass wir der Underdog sind, aber wir haben realistische Chancen auf einen oder drei Punkte.“

Ob die Königsblauen dem Team um „Europas Fußballer“ Franck Ribéry, Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm mal wieder standhalten kann, wird maßgeblich vom Glauben an die eigene Stärke und einem kompakten Auftreten abhängen. Beides hat sich nach dem Saisonfehlstart in den vergangenen Wochen prächtig entwickelt. Maßgebliche Anteil daran wird zurecht dem teilweise als „Heilsbringer“ gefeierten Kevin-Prince Boateng zugeschrieben. Dass insbesondere der 26-Jährige dem Duell mit seinem 18 Monate jüngeren (Halb-)Bruder Jerome entgegenfiebert, ist nachvollziehbar. Ihr gutes Verhältnis wird dabei nicht leiden. „Aber“, so Kevin klipp und klar: „Samstag sind wir Gegner. Dann ruht die Bruderschaft für 90 Minuten.“