Nach Sieg in Freiburg Schalke mit Tedesco auf Kurs Champions League
Freiburg (dpa) - Mit ernster Miene kommentierte Domenico Tedesco den knappen Auswärtssieg, kein Lächeln huschte bei der Analyse über sein Gesicht. Ehrlich sprach der Trainer des FC Schalke 04 nach dem 1:0 (0:0) beim SC Freiburg von einem „glücklichen“ Sieg.
Der Erfolg führte die Gelsenkirchener auf Platz vier, bietet die Aussicht auf die Qualifikation für die Champions League. Dennoch war der Coach nicht zufrieden. „Das Spiel zeigt, dass wir einige Hausaufgaben vor uns haben“, sagte der 32-Jährige. Doch mit dem Bundesliga-Neuling wird Schalke seinen Ansprüchen momentan gerecht. Der junge Trainer hat es geschafft, den Club auf Kurs Europapokal zu bringen.
Mit 20 Zählern nach elf Spieltagen haben die Schalker mittlerweile genau so viele Punkte gesammelt wie der zwischenzeitlich enteilte, nun kriselnde Rivale Borussia Dortmund. Und nach der Länderspielpause ist die Chance da, sich weiter in der Spitzengruppe festzusetzen: In zwei Wochen reist der Tabellen-15. Hamburger SV an. Erstmals in diesem Jahr sind die Schalker seit fünf Liga-Spielen ungeschlagen.
„Wir sind in der Entwicklung und sind auf einem sehr, sehr guten Weg“, sagte Siegtorschütze Daniel Caligiuri. Forsche Töne waren vom früheren Freiburger in den Katakomben nicht zu hören. In der Stadion-Zeitung der Breisgauer wurde der 29-Jährige zitiert: „Wir spüren, dass hier etwas Großes entstehen kann.“
Ohne Glanz setzte sich der FC Schalke als erster Bundesligist in dieser Spielzeit im Schwarzwald-Stadion durch. Saisonübergreifend hatten zuvor neun Konkurrenten nacheinander vergeblich versucht, drei Punkte aus Freiburg zu entführen. Auch die Schalker hätten am Samstag vor 24 000 Zuschauern verlieren können. Die mit zehn Gegentreffern aktuell statistisch zweitbeste Bundesliga-Defensive um Abwehrchef Naldo hatte Glück, als die Schüsse von Nils Petersen und Bartosz Kapustka an die Latte klatschten.
„Gerade in der ersten Halbzeit haben wir kaum Zugriff gefunden“, räumte Tedesco ein. Der Taktik-Tüftler war vom 20 Jahre älteren Trainer-Kollegen Christian Streich überrascht worden und musste seine Elf in der Pause umstellen, nachdem der Abstiegskandidat und nun Tabellen-16. lange Zeit das bessere Team gewesen war. „Es war eine Scheiß-Halbzeit von uns“, meinte Caligiuri.
Ohne den verletzten Nationalspieler Leon Goretzka führte erst ein abgefälschter Schuss von Caligiuri zum Tor (62. Minute). „Ich finde, das war wieder einen Riesenschritt, weil wir Fußball nicht zelebriert haben. Wir haben die richtige Einstellung gezeigt“, sagte Bastian Oczipka.
Schon jetzt, nach elf Spielen, feierten die Schalker drei Auswärtssiege. Mehr schaffte der Club unter Tedesco-Vorgänger Markus Weinzierl in der kompletten vergangenen Saison nicht, die mit einem enttäuschenden zehnten Rang endete. „Da sieht man, dass wir wieder als Mannschaft agieren, dass wir auf jeden Fall kompakter sind, jeder für den anderen da ist“, sagte Caligiuri und gab zu: „Wir versuchen, die Tabelle wegzulassen. Das ging letztes Jahr schief, weil wir zu oft auf die Tabelle geschaut haben.“