Europa in weiter Ferne Schalkes verkorkste Bundesliga-Saison

Freiburg (dpa) - Noch will der FC Schalke 04 nicht mit dieser verkorksten Bundesliga-Saison abrechnen, aber unterm Strich ist es eine Spielzeit zum Vergessen.

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„Wir müssen viele, viele Dinge anders machen. Wir müssen erfolgreicher spielen - das ist klar“, sagte Manager Christian Heidel nach dem ernüchternden 0:2 (0:2) beim SC Freiburg. Konkret darüber reden wollen er und Trainer Markus Weinzierl, wenn das letzte Spiel abgepfiffen ist. „Das mache ich erst in zwei Wochen“, erklärte Heidel, nachdem die erneute Europa-League-Teilnahme fast schon unerreichbar geworden ist.

Das Führungsduo, vor einem Jahr aus Mainz beziehungsweise Augsburg gekommen, kann sein erstes Amtsjahr allenfalls als Lehrjahr oder Schonzeit verbuchen. Wäre Heidel nicht als ein Sportchef geholt worden, der endlich für Kontinuität und Ruhe sorgen soll auf Schalke, hätte Weinzierl wohl schon gehen müssen. Der 42 Jahre alte Chefcoach sagte bei der Pressekonferenz mit zusammengepressten Lippen: „Es werden noch zwei Spieltage gespielt, wo es sechs Punkte gibt. Dann wird abgerechnet.“

Ausgerechnet gegen den abstiegsbedrohten Hamburger SV können die Gelsenkirchener nun am Samstag (15.30 Uhr) zeigen, dass sie doch Charakterstärke haben. Dem Vorwurf der Wettbewerbsverzerrung wollen sich die Königsblauen nicht auch noch aussetzen. „Es darf nicht der Eindruck entstehen, dass eine Mannschaft aus dem Niemandsland ein Spiel abgibt“, warnte Heidel.

Leon Goretzka, der sich vor den Augen von Bundestrainer Joachim Löw und 24 000 Zuschauern im ausverkauften Schwarzwald-Stadion als einer der ganz wenigen Gäste-Profis aufrieb, verwies auch darauf, dass im letzten Heimspiel verdiente Spieler wie Klaas-Jan Huntelaar verabschiedet werden. „Ich persönlich werde mir den Arsch aufreißen“, versprach der Nationalspieler. „Wir wollen den Fans zeigen, dass es auch Spaß machen kann, Schalke-Fan zu sein.“

Goretzka war sichtlich niedergeschlagen vor die Kameras und Mikrofone getreten. „Es war ein entscheidendes Spiel für die gesamte Saison, die wir damit hätten retten können“, sagte der 22-Jährige. „Wir haben aber mal wieder ein Matchball-Spiel nicht zu unseren Gunsten entscheiden können. Das ist extrem bitter.“

Torhüter Fährmann hatte einige Konterchancen der agilen Freiburger zunichte gemacht und ärgerte sich ebenfalls maßlos. „Das war einfach nix von uns allen in der ersten Halbzeit.“ Während Aufsteiger Freiburg als Tabellenfünfter Europa-League-Kandidat Nummer eins ist, haben die Schalker nun vier Punkte Rückstand auf den siebten Platz. Der würde bei einem DFB-Pokalsieg von Borussia Dortmund noch für das internationale Geschäft reichen.

Doppeltorschütze Florian Niederlechner lachte auf die Frage nach der Europa League. „Ich stehe jetzt nicht hier und sage: Wir wollen unbedingt Achter werden“, kommentierte er. Schalke braucht nun gegen den HSV und beim Saisonfinale in Ingolstadt sechs Punkte, um die Minimalchance zu wahren. „Dass wir mit dem zehnten Platz nicht glücklich sind, steht doch außer Frage“, sagte Heidel.

Freiburgs Trainer Christian Streich gab derweil ein Plädoyer für seinen Kollegen Weinzierl ab. Streich verwies auf die vielen Englischen Wochen und die Verletzungsprobleme der Schalker, die bis zum Viertelfinal-Aus in der Europa League gegen Ajax Amsterdam mit der Doppelbelastung zurechtkommen mussten. „Dann hat man halt ein Spiel, wo man nicht alles bewerkstelligen kann“, erklärte Streich, als müsse er die Schalker auch noch entschuldigen.