Schiedsrichter-Frust: Augsburg und Darmstadt hadern
Darmstadt (dpa) - Markus Weinzierl hätte sich gewünscht, schon ein paar Jahre weiter zu sein. „Es hätte zehn Sekunden gebraucht, um per Videobeweis zu sehen, dass es ein reguläres Tor war“, sagte Augsburgs Trainer nach dem 2:2 beim SV Darmstadt 98.
Weinzierl war erzürnt darüber, dass Schiedsrichter Bastian Dankert in der 76. Minuten einen Treffer von Caiuby nicht anerkannt hatte, obwohl selbst Darmstadts Coach Dirk Schuster meinte. „Da war nichts.“
Doch auch Schuster war nicht gut auf den Unparteiischen zu sprechen. Schließlich glitt den „Lilien“ ihr zweiter Heimsieg der Saison noch aus den Händen, weil Dankert in der Schlussminute plötzlich auf Elfmeter für die Gäste entschied. Sandro Sirigu sollte angeblich Ja-Cheol Koo im Strafraum zu Fall gebracht haben. Wie die TV-Bilder deutlich machten, lag Dankert auch in dieser Szene daneben. Doch auf den Videobeweis, mit dem das Spiel wohl auch 2:2 ausgegangen wäre, müssen alle Beteiligten noch warten.
Es passte zu diesem kuriosen Spiel, dass sich am Ende beide Teams benachteiligt fühlten. Sowohl Darmstadt als auch Augsburg konnten nach der Partie zudem für sich beanspruchen, je eine Halbzeit dominiert zu haben. Beide Mannschaften mussten aber auch einsehen, dass der Punkt ihnen im Abstiegskampf nicht großartig weiter hilft. „Es bleibt spannend bis zum Schluss, man darf sich nichts mehr erlauben“, sagte Augsburgs Manager Stefan Reuter.
Vor allem für die Darmstädter war das Remis wie eine Niederlage. „Vor dem Spiel hätte ich den Punkt unterschrieben, nun fühlt er sich nicht gut an“, sagte Schuster. Mit einem Erfolg hätte sich der Aufsteiger fünf Punkte vom Lokalrivalen Eintracht Frankfurt auf Relegationsplatz 16 absetzen können. So sind es wie für den FCA weiter nur drei Zähler Vorsprung auf die kritische Zone.
Weshalb Schuster den Moment gekommen sah, seine Zurückhaltung gegenüber den Schiedsrichtern aufzugeben. „In den vergangenen sechs Spielen gab es einige klare Entscheidungen gegen uns“, beklagte er. „Wir haben immer schön die Fresse gehalten, haben die Faust in der Tasche geballt und alles geschluckt. Aber ich denke, es ist an der Zeit, das einmal zu äußern“,“, sagte Schuster.
Allerdings mussten sich die Gastgeber auch vorwerfen lassen, im zweiten Durchgang nicht mehr für genügend Entlastung gesorgt zu haben. Weinzierl hatte seine Mannschaft in der Pause so lautstark wachgerüttelt, dass die Worte des Trainers problemlos im neben der Gästekabine gelegenen Presseraum zu hören war. „Wenn ich mir unsere Leistung in der zweiten Halbzeit anschaue, hat er die richtigen Worte gefunden“, sagte Reuter schmunzelnd. Nachdem sie gegen Leverkusen vor einer Woche noch ein 0:3 hergegeben hatten, werteten die Gäste die Aufholjagd nun als gutes Zeichen für den weiteren Abstiegskampf.
Den Hessen war am Ende eine emotionalen Woche dagegen nicht zum Schmunzeln zumute. Vor der Begegnung hatten die „Lilien“ eindrucksvoll Abschied von ihrem Edelfan Jonathan „Johnny“ Heimes genommen. Der 26-Jährige war zu Wochenbeginn einem langen Krebsleiden erlegen. Mit seinem Motto „Du musst kämpfen“ hatte „Johnny“ auch die 98er jahrelang inspiriert.
„Wir hätten heute gerne auch für ihn gewonnen“, sagte Schuster. Doch wie ihr größter Anhänger werden auch die Darmstädter nicht aufgeben. „Johnny hätte sich nichts sehnlicher gewünscht, als das wir am 14. Mai den Klassenerhalt feiern“, sagte Schuster. Im Spielerkreis nach dem Schlusspfiff schworen sich die 98er auf dieses Ziel ein.