Schnäppchensucher Schmadtke: Nicht treiben lassen

Hannover (dpa) - Die Fans von Hannover 96 scharren mit den Hufen, lokale Medien werden angesichts eines „Transferstaus“ unruhig. Der Europa-League-Teilnehmer hat noch keinen Zugang für die nächste Saison verpflichtet.

„Nun mach mal los, Jörg. Die anderen Vereine decken sich ein, bei uns gibt es nix Neues für Europa“, forderte ein besorgter Anhänger im Fan-Forum Sportdirektor Jörg Schmadtke zum Handeln auf. Der reagierte gelassen auf die Diskussion: „Wir werden Zugänge vermelden. Ich bin aber kein Typ, der sich treiben lässt.“

Vorigen Sommer hatte der Fußball-Bundesligist zum gleichen Zeitpunkt bereits fünf neue Profis verpflichtet. Die meisten erwiesen sich als echte Schnäppchen. Sie kosteten wenig Geld und waren dennoch Verstärkungen. „Das kann man nicht vergleichen. Die Situation ist diesmal ganz anders“, erläuterte Schnäppchensucher Schmadtke. „Vor einem Jahr waren wir im Umbruch. Stützen wie Hanno Balitsch oder Jiri Stajner hatten uns verlassen. Jetzt haben wir eine erfolgreiche Mannschaft, in der alle Stammspieler geblieben sind.“

Im Prinzip kann Trainer Mirko Slomka mit dem Team weiterarbeiten, das in der vorigen Saison als Vierter die beste Bundesliga-Bilanz des Clubs erzielte. Als Abgänge stehen nur Torhüter Florian Fromlowitz, Mikael Forssell und Constant Djakpa fest. Doch die Sportliche Leitung und die Clubführung wissen, dass neue Spieler neue Reize setzen. Zudem soll mit Blick auf die ungewohnte Doppelbelastung Bundesliga und Europa League der Kader breiter aufgestellt werden. „Wir holen noch drei oder vier Feldspieler“, sagte Clubchef Martin Kind.

Der Vereinspräsident schätzt die unaufgeregte Art, mit der Manager Schmadtke seinen Job verrichtet und dabei die Vorgaben nicht aus den Augen verliert. „Wir sind aktiv, müssen auch auch haushalten“, betonte Schmadtke. „Das Geld sitzt nicht lockerer, nur weil wir jetzt international spielen.“ So scheiterte der Transfer des norwegischen Wunschspielers Henning Hauger von Stabaek IF nach Hannover bisher an unterschiedlichen Vorstellungen über die Ablösesumme. 96 will rund 350 000 Euro zahlen, Stabaek fordert mehr als 700 000 Euro für den Nationalspieler, der bis Jahresende 2011 an Stabaek gebunden ist.

Die Differenz scheint im Vergleich zu anderen Beträgen, die in der Branche fließen, eher gering zu sein. Kind rechnet deshalb auch mit einer Lösung, zumal Schmadtke seine Poker-Qualitäten schon mehrfach bewiesen hat. Eine gewisse Vorliebe des Managers für die eher unbekannte norwegische Liga ist ebenfalls zu erkennen. Auch die 96-Torjäger Didier Ya Konan und Mohammed Abdellaoue spielten vor ihrem Wechsel zu den Niedersachsen in Skandinavien. Einen Mutmacher für die 96-Fans hatte Schmadtke ebenfalls parat: „Das Transferfenster öffnet doch erst am 1. Juli.“