Schneider übernimmt beim VfB Stuttgart - Coach Labbadia entlassen

Stuttgart (dpa) - Im Klick-Gewitter der Kameras konnte Bruno Labbadias Nachfolger Thomas Schneider sein Lampenfieber nicht verbergen. „Ich bin natürlich etwas nervös, weil hier etwas mehr los ist als bei meiner letzten U17-Pressekonferenz“, gestand der neue Trainer des VfB Stuttgart vor den rund 50 Journalisten im Presseraum der Mercedes-Benz-Arena.

Nur wenige Stunden zuvor hatte sich der schwäbische Fußball-Bundesligist nach einem Fehlstart von Labbadia getrennt. „Wir sind durch alle Gremien hindurch der felsenfesten Überzeugung, dass wir eine sehr gute Lösung gefunden haben“, erklärte Sportvorstand Fredi Bobic die erste Trainerentlassung in dieser Bundesligasaison.

Nach der bitteren 1:2-Niederlage am Sonntagabend beim FC Augsburg war in dem früheren Nationalstürmer die Entscheidung gereift, sich von Labbadia zu trennen. Null Punkte nach drei Bundesligaspielen, mangelnde Weiterentwicklung - das Ende war erreicht. „Es war eine schwere, aber richtige Entscheidung“, betonte Bobic.

Mit der Personalie Schneider, mit dem er 1997 den Gewinn des DFB-Pokals gefeiert hatte, hofft der Stuttgarter Sportvorstand auf den richtigen Schachzug im Kampf gegen das Tief. „Die Aufbruchstimmung ist kurzzeitig verloren gegangen, wir werden sie aber zurückgewinnen“, gab sich Bobic kämpferisch.

Schneider präsentierte sich noch zurückhaltend. Im weißen Hemd mit hochgekrempelten Ärmeln betonte der 40-Jährige „den großen Respekt vor dieser Aufgabe“. An seiner Zuversicht ließ der mit einem Vertrag bis 2015 ausgestattete frühere Bundesligaprofi aber keine Zweifel aufkommen. „Ich freue mich total auf die Aufgabe und bin auch voller Zuversicht“, sagte Schneider nach seiner Beförderung.

In der Nacht hatte ihn Bobic kontaktiert und nach Absprache mit Präsident Bernd Wahler und dem Aufsichtsrat für den Job gewonnen. Die Hoffnung: schneller sportlicher Erfolg und Konstanz auf dem Trainerposten. Denn Schneider ist in diesem Jahrtausend bereits der zehnte Übungsleiter auf der Bank der Schwaben.

Exakt vier Stunden vor Beginn der Trainer-Präsentation hatte Labbadia das Club-Gelände verlassen. In einem schwarzen Geländewagen düste der 47-Jährige zusammen mit seinem ebenfalls entlassenen Assistenten Eddy Sözer um 11.01 Uhr vom Club-Gelände.

Von seiner Entlassung hatte der von Teilen des Umfelds schon lange kritisierte Coach am Morgen erfahren, sich dann von seinen Spielern verabschiedet und für die gemeinsame Arbeit bedankt. „Das ist schade, weil wir fast drei Jahre lang eine gute Zusammenarbeit hatten“, bedauerte Kapitän Serdar Tasci die Trennung.

Der erzwungene Abgang Labbadias nach mehr als zweieinhalb Jahren am Neckar hatte sich allerdings schon eine ganze Weile abgezeichnet. Spätestens als die Fans bei der Niederlage in Augsburg ihren Unmut mit „Bruno, raus“-Rufen bekräftigt und Bobic seinem Coach die klare Rückendeckung schuldig geblieben war.

„Die höchste Verbundenheit habe ich zum Verein“, machte der Stuttgarter Sportvorstand deutlich, wem seine uneingeschränkte Loyalität gehört. Risse in der Beziehung zu Labbadia, der seinen Vertrag erst im Januar nach einem quälenden Hickhack bis 2015 verlängert hatte, waren vor Saisonstart offen zu Tage getreten.

Hatte Bobic nach außen hin eher die Abteilung Attacke vertreten und selbstbewusst einen internationalen Startplatz gefordert, begegnete Labbadia dem schwäbischen Anspruchsdenken eher unter der Rubrik Rückzug. Als zu zaghaft in der Ausrichtung wurde der geschasste Coach von Teilen des Umfelds wahrgenommen.

Aus der Pflicht entließ Bobic das Team aber nicht. Er sei zwar nicht der Ansicht gewesen, dass das Verhältnis zum Coach noch „zu kitten gewesen“ wäre, doch eines sei ihm auch klar: „Die Mannschaft hat ihren Teil dazu beigetragen.“

Schneider muss mit dem im Sommer erneuerten Personal schleunigst die Kurve kriegen. Seine Antrittsrede hält der bisherige Coach der U17 am Dienstagnachmittag, am Donnerstag muss er das drohende Aus im Playoff-Rückspiel der Europa League gegen HNK Rijeka abwenden. Keine leichte Aufgabe. Aber das Weiterkommen würde wieder für Aufwind sorgen und sicher auch gegen künftiges Lampenfieber helfen.