Schubert bei St. Pauli auf „Stanis“ Spuren
Hamburg (dpa) - St. Pauli schwört auf André Schubert, den Nachfolger von Trainer Holger Stanislawski. Wie sein Vorgänger soll er mit Bodenständigkeit und Fleiß das Antlitz des wahrscheinlichen Bundesliga-Absteigers prägen.
Sportchef Schulte: „Genau der richtige Mann.“
André Schubert ist beim FC St. Pauli der neue Holger Stanislawski und gleicht seinem Vorgänger nicht nur äußerlich. Der 39-Jährige, dessen Kahlkopf noch radikaler als „Stanis“ Kurzstoppel-Frisur ist (Schubert: „Das wächst nicht mehr viel“), wird die Hamburger nach ihrem wohl nicht mehr zu verhindernden Abstieg in die 2. Fußball-Bundesliga betreuen. Für zwei Jahre kommen der Hesse und sein Co-Trainer Jan-Moritz Lichte am 1. Juli an die Elbe und sollen die erfolgreiche Arbeit fortsetzen, die Stanislawski in fünf Jahren als Trainer beim Kiezclub geleistet hat.
„St. Pauli ist ein Kultverein mit besonderem Flair und toller Fan-Szene“, schwärmt Schubert. Noch zwei Spiele ist er jedoch bei seinem Verein SC Paderborn als verantwortlicher Coach eingebunden. Mit dem Team, das er in der vergangenen Saison als Aufsteiger überraschend auf Platz fünf geführt hatte, ist er in diesem Spieljahr aller Abstiegssorgen ledig. Zwar lief sein Vertrag bei den Westfalen noch ein weiteres Jahr, doch aufgrund angedrohter Kürzungen des ohnehin knappen Etats bat Schubert um Trennung. „Die Einsparungen sind größer als zunächst angedeutet, und wir haben schon einen der geringsten Etats in der 2. Liga. Man hat schon bei Bielefeld gesehen: Es gibt eine Grenze, wo es nicht mehr geht“, meint der Coach enttäuscht.
In Hamburg wird allerdings auch nicht mit Geldscheinen geworfen. „Das sind trotzdem ganz andere Dimensionen“, beteuert Schubert. Der FC St. Pauli lebt die Politik des kleinen Geldbeutels und sieht gerade deswegen in Schubert die Idealbesetzung auf dem Trainerposten. Der einige Zeit als Favorit gehandelte Schweizer Marcel Koller wäre deutlich teurer gekommen und fiel durchs Raster.
„Er ist für die Situation, in der wir nächstes Jahr sind, genau der richtige Mann“, schwört Sportchef Helmut Schulte auf Schubert. Auch Präsident Stefan Orth vermutet, das neue Duo passe „hervorragend zu unserer sportlichen Philosophie.“
Schubert eilt der Ruf des akribischen Arbeiters voraus, den Konsequenz und Prinzipientreue auszeichnen. In der Fußball-Theorie macht ihm keiner ein X für ein U vor. Ebenso wie Stanislawski gehörte er zu Jahrgangsbesten beim Trainerlehrgang. „Ich will nicht anstreben, ihn zu ersetzen“, sagt Schubert über die Vaterrolle des zu 1899 Hoffenheim abwandernden Stanislawski. „Ich will mich nicht zwanghaft von ihm absetzen, ihn aber auch nicht kopieren.“
Der neue Coach bevorzugt eine Philosophie im Umgang mit dem Team, die sich vermutlich von der eines Felix Magath deutlich unterscheiden dürfte. „Der Fußballer muss sich wohlfühlen“, bekennt Schubert. „Der Teamgedanke spielt eine große Rolle. Innerhalb von bestimmten Regeln kann sich der Spieler frei entfalten.“ Eine gute Stimmung soll das tägliche Grundraster sein, „aber“, so Schubert, „wir sind kein Debattierclub“.