Schwere Zeit für VfB - Labbadia: „Nicht verzagen“

Leverkusen (dpa) - Beim VfB Stuttgart haben nur noch die Durchhalteparolen Hochkonjunktur. „Es ist eine schwere Zeit, aber wir müssen weiter dranbleiben“, sagte VfB-Sportdirektor Fredi Bobic nach dem 2:4 bei Bayer Leverkusen.

Platz 17 mit nur 19 Zählern, dazu jetzt punktgleich mit dem Tabellenletzten Borussia Mönchengladbach: Die Angst vor dem Abstieg aus der Fußball-Bundesliga wird immer größer. „Die Niederlage ist ein schwerer Schlag. Wir dürfen aber den Kopf nicht in den Sand stecken“, meinte Stuttgarts Coach Bruno Labbadia. „Jeder hat gesehen, dass die Mannschaft will.“

Die Lage beim VfB ist zwiespältig. Eine klare Steigerung war dem Ex-Meister zuletzt in Lissabon (1:2) und Leverkusen nicht abzusprechen. Gebracht hat sie aber nichts. Die VfB-Anhänger drückten diesen Zwiespalt in der „BayArena“ gut aus: Einige im Fan-Block klatschten Beifall, andere beschimpften die Spieler übel.

Für Martin Harnik, dem der 1:1-Ausgleich (16.) gelang, ist die 14. Saisonpleite unerklärlich. „Es ist extrem schwierig zu sagen, woran es lag“, rätselte der Österreicher. „Wir können uns nicht die Einstellung absprechen, haben alle Tugenden an den Tag gelegt, die in so einer Situation notwendig sind.“

Tatsächlich waren die Stuttgarter dem Liga-Zweiten ein ebenbürtiger Gegner. „Die Mannschaft hat vieles richtig gemacht und gut gearbeitet“, urteilte Labbadia, dessen Elf nach dem 2:2 dem dritten Treffer näher war, aber förmlich um Gegentore bettelt. Bisher sind es 47 - mehr kassierten nur die Gladbacher (57) und die Bremer (48). „Momentan ist einfach fast jeder Ball drin“, klagte der Coach.

Bayer schoss siebenmal auf das VfB-Gehäuse und traf viermal: Zwei Treffer gingen auf das Konto von Stefan Kießling (7./90.). Gonzalo Castro (41.) und Stefan Reinartz (81.) erzielten die weiteren Tore. Für den VfB traf nur noch Zdravko Kuzmanovic (52.). „Das Schlimmste in unserer Situation wäre jetzt, zu verzagen. Aber wir müssen punkten. Da lügen wir uns nicht in die Tasche“, sagte Labbadia.

Zum „Schicksalsspiel“ könnte erneut das Duell bei der ebenfalls in die Krise geratenen Eintracht in Frankfurt werden. Nach dem Hinrundenspiel erfolgte die Trennung von Labbadias Vor-Vorgänger Christian Gross. „Wir haben nur noch Endspiele“, meinte Bobic. „Da müssen wir auf Teufel komm raus gewinnen.“

Bis dahin will auch die im Verein aufbegehrende Opposition gegen Präsident Erwin Staudt und Aufsichtsrats-Chef Dieter Hundt stillhalten. „Beim VfB muss jeder Stein umgedreht werden. Staudt und Hundt müssen Platz machen“, sagte der Bankmanager Björn Seemann vergangene Woche. Vorerst will er sich mit weiteren Äußerungen aber noch zurückhalten, „um jetzt nicht noch mehr Unruhe hineinzutragen“.

Der immer stärker in die Kritik geratene Staudt will das Wort „Abstieg“ nicht in den Mund nehmen. Er spricht nur vom „Fall X“. „Der hätte natürlich gewaltige Konsequenzen in allen Bereichen“, weiß Staudt. In der „Bild am Sonntag“ hatte er jedoch festgestellt: „Sicher ist auch: Der Verein würde daran nicht zerbrechen.“