Seeler und Klein attackieren HSV-Spitze
Hamburg (dpa) - Nach Bekanntwerden der 20-Millionen-Euro-Hypothek für bereits getätigte Transfers haben Uwe Seeler und Wolfgang Klein die Verantwortlichen beim Fußball-Bundesligisten Hamburger SV scharf kritisiert.
„Durch die millionenschweren Verbindlichkeiten hat sich der HSV den eigenen Handlungsspielraum erheblich eingeschränkt. Salopp gesagt: Die Verantwortlichen haben gezockt und sich im Endeffekt verzockt“, sagte der ehemalige Clubchef Klein dem „Hamburger Abendblatt“. Selbst das auf Harmonie bedachte HSV-Idol Seeler meldete sich zu Wort und nahm Bernd Hoffmann in die Pflicht, alle im Club wieder auf gemeinsamen Kurs zu bringen.
„Herr Hoffmann ist der oberste Boss, er muss für Ordnung sorgen“, forderte Seeler via „Die Welt“. „Mein Wunsch ist es, dass schnellstmöglich Ruhe einkehrt und die Themen vom Tisch kommen. Es ist keine Einheit und kein Miteinander zu sehen“, monierte er. Es müsse eine Linie erkennbar und Konstanz gewährleistet sein, im Moment sei aber „alles nicht gut“, was sich da abspiele, ob sportlich oder finanziell. „Wenn man das jetzt auch noch positiv verkaufen will, dann spielt man verkehrte Welt“, klagte der einstige HSV-Profi.
HSV-Vorstand Bernd Hoffmann und Aufsichtsratschef Horst Becker wiesen bezüglich der 20-Millionen-Hypothek zwar zurecht darauf hin, dass Ratenmodelle bei Transfers gängige Praxis seien. Becker: „Selbst Clubs wie Manchester City oder Real Madrid haben Transfers uns gegenüber in Raten gezahlt.“ Doch die sicher nicht zufällig kurz vor den Aufsichtsratswahlen in Umlauf gebrachten Zahlen - der HSV muss 2011/12 noch 14 und ein Jahr später weitere 6 Millionen Euro für Transfers nachzahlen - sorgen für (gewollte) Unruhe. „20 Millionen Euro, das ist ein ganz schöner Haufen. Ich bin grundsätzlich für Risiko, aber es muss überschaubar bleiben“, warnte Uwe Seeler.
Aufsichtsratschef Becker, in dessen Gremium am 9. Januar 4 der 12 Posten neu besetzt werden und das später über die Verlängerung des Ende 2011 auslaufenden Vertrags mit Hoffmann befinden wird, sieht die Sache unaufgeregter. „Wir haben eine Liquidität, die bei rund 20 Millionen Euro liegt“, bestätigte er auf dpa-Anfrage. Er gehöre dem Aufsichtsrat nun schon seit 14 Jahren an, „und wir haben immer mehr als pünktlich die ausstehenden Verbindlichkeiten gezahlt.“
Clubchef Hoffmann, dem durch die Weitergabe der internen Akten offenbar geschadet werden soll, nannte den aktuellen Planungsstand „wirklich nicht besorgniserregend“. Und kündigte via „Bild“ an: „Wir müssen in der kommenden Saison Einnahmen und Ausgaben in eine vernünftige Deckung bringen. Wenn wir dafür Spieler abgeben müssen, ist es so. Das ist ganz normales Bundesliga-Gebaren.“
Seeler indes glaubt, dass das „Wirrwarr“ letztlich am meisten den Spielern schade. „Die Unruhe hat auch sie erfasst und zu schlechten Leistungen geführt“, urteilte er mit Blick auf den enttäuschenden neunten Tabellenplatz. Er erwägt nun sogar, auf die Teilnahme an der Mitgliederversammlung am 9. Januar, wo er als Ehrenpräsident geehrt werden soll, zu verzichten. „Ich werde wohl nicht da sein“, sagte er. „Ich weiß auch nicht, ob meine Ehrung in diese ganze Unruhe passt. Ich bin Ruhe und Harmonie gewohnt, die wird es da wohl nicht geben.“