Seeler verteidigt HSV-Keeper Adler - „Kann passieren“

Hamburg (dpa) - Uwe Seeler ließ nichts auf René Adler kommen. „Der Adler hat Weltklasse gehalten, so ein Fehler kann immer mal passieren. Das wird ihn nicht die WM kosten“, sagte die Stürmerlegende des Hamburger SV über den Torwart nach dem 2:1 (1:0) gegen Bayer Leverkusen.

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Doch der Fehlgriff wirkte bei Adler nach. Während seine Teamkollegen und die HSV-Fans den überlebenswichtigen Erfolg im Abstiegskampf der Fußball-Bundesliga ausgelassen feierten, sah der 29-Jährige eher geknickt aus. Seine starke Leistung vor und nach dem Patzer beim Ausgleichstor der Gäste durch den erst 17-jährigen Julian Brandt waren fast vergessen.

Nach dem Schuss des Youngsters in der 58. Minuten war der flatternde Ball dem Nationaltorhüter durch die Arme gerutscht. Adler, der noch um seinen Platz im WM-Kader für Brasilien kämpft, mochte die Szene nach dem Spiel nicht kommentieren. „Das sieht einfach aus. Aber die Bälle flattern stark. Jeder macht mal einen Fehler“, sprach indes Kapitän Rafael van der Vaart für ihn.

Zuspruch erhielt Adler nach der Partie gegen seinen Ex-Club auch von seinem Trainer. „Ich war ganz sicher, dass René der Mannschaft nach diesem Flatterball noch helfen würde. Das ist eine irre Qualität, so zurückzukommen“, lobte Mirko Slomka. „René ist auch nur ein Mensch. Er hat oft Weltklasse gehalten. Wir haben ihm mit dem 2:1 auch etwas zurückgegeben. Und in der letzten Minute, als er den Ball noch hält, hat er uns das zurückgegeben“, meinte Tolgay Arslan und erinnerte an die Glanztat des Keepers kurz vor dem Ende gegen Emre Can.

Dass der ganze Volkspark doch noch in einen kollektiven Jubelrausch versank, hatten Adler und seine Mannschaft ausgerechnet dem oft gescholtenen Heiko Westermann zu verdanken. Schon der Führungstreffer von Hakan Calhanoglu (4.) war sehenswert, aber Westermanns Volleyschuss hat Potenzial für das Tor des Monats.

„Wir haben viele Schläge einstecken müssen. Aber wir leben noch“, sagte der Abwehrspieler Westermann. „Er wird so oft kritisiert, für ihn freue ich mich sehr“, meinte Seeler. Sorgen macht sich die HSV-Ikone um seinen Verein aber weiter: „Das wird eng. Aber die Mannschaft hat in ihren Möglichkeiten gekämpft.“

Die neue Heimstärke unter dem neuen Trainer Slomka kann zum Trumpf im Existenzkampf in der Bundesliga werden. „Er prägt uns Disziplin bis in den Tod ein“, sagte Arslan über seinen neuen Coach. Die Hamburger verließen nach zuletzt drei sieglosen Partien zwar nur für eine Nacht die Abstiegsränge, sind aber auf Relegationsplatz 16 nun punktgleich (27) mit den vor ihnen liegenden Stuttgartern.

Am kommenden Samstag wartet Slomkas Ex-Verein. „Jetzt müssen wir die Punkte in Hannover vergolden“, forderte der 46-Jährige. Er hofft auf die Rückkehr von Angreifer Pierre-Michel Lasogga für den überforderten Jacques Zoua und will endlich seine Minusserie auf fremden Plätzen beenden: Den letzten Auswärtsdreier holte er mit den Niedersachsen am 26. April 2013.