Seelers Auftrag an HSV gegen Fürth: „Beißen ohne Ende“
Hamburg (dpa) - Großer Club, große Namen - doch die Favoritenrolle des Hamburger SV in der Relegation gegen die SpVgg Greuther Fürth steht allenfalls auf dem Papier. Den Hamburgern wurde die Chance auf Rettung nach einer katastrophalen Saison geschenkt, der Zweitligist hat sie sich erarbeitet.
Der HSV ist schlecht wie nie, Greuther Fürth obenauf. Wenn beide am Donnerstag (20.30 Uhr) in der Hamburger Arena zum ersten Vergleich aufeinandertreffen, haben die Fürther nichts zu verlieren - die Hamburger jedoch alles. „Beißen ohne Ende“, fordert deshalb HSV-Urgestein Uwe Seeler. „Da muss jeder sein letztes Hemd ausziehen.“
Der HSV kann aus der jüngsten Negativserie von fünf Niederlagen kaum Siegeszuversicht ziehen. Anders die Fürther: Von ihren letzten 14 Saisonspielen haben sie lediglich eines verloren. Mit 64 Toren verfügen die Franken über die beste Offensive der 2. Liga. Dagegen stellen die Hamburger mit 75 Gegentoren unter allen 56 Mannschaften in den drei Profiligen die löchrigste Defensive. Wer selbstbewusster ins Rennen geht, ist nicht schwer zu erraten. „Wir nehmen den Druck gern an. Wir können daraus positive Energie ziehen“, sagte Trainer Mirko Slomka am Mittwoch. „Ich glaube, dass wir enorm treffsicherer geworden sind.“
Am Mittwoch vorm Training hatte Bürgermeister Olaf Scholz den HSV besucht, um die Mannschaft zu ermuntern. „Das war eine fantastische Geste, die Stadt trägt uns“, sagte Slomka. Der 46-Jährige verriet, dass seine Mannschaft „ein paar neue Elemente ins Offensivspiel“ einfließen lassen werde. „Ich hoffe, die Fürther damit überraschen zu können.“ Sein Team soll „sehr energisch und entschlossen auftreten, wir brauchen aber auch Spaß und Spielfreude“.
Die ist bei Marcell Jansen getrübt. Die Abwehrakteur gehört nicht zu den 27 Nationalspielern, die Bundestrainer Joachim Löw ins WM-Trainingslager nach Südtirol mitnimmt. Er steht nur noch auf Abruf. „Eine überraschende Nachricht, über die ich nachdenken und mit Jogi Löw sprechen muss“, sagte Slomka.
Doch vorerst zählt nur die Relegation. „So ein geiler Club wie der HSV muss drinbleiben. Egal wie. Wir müssen uns dafür alle den Arsch aufreißen“, beschreibt Kapitän Rafael van der Vaart die Ausgangslage in der „Sport Bild“. Lange Zeit kauerte der als Spiritus Rector geholte Mittelfeldmann in einem Leistungsloch, jetzt lässt sich beim Niederländer ein Aufwärtstrend ausmachen. Der mit einem jährlichen Salär von 3,5 Millionen Euro bestverdienende Hamburger Profi will selbst bei einem Abstieg bleiben. „Mein Vertrag läuft noch bis 2015. Ich werde nicht weglaufen“, betont er.
„Der HSV hat die besseren Individualisten“, sagt Fürth-Verteidiger Niko Gießelmann, „aber darum geht es in den beiden Spielen nicht.“ Da spielt auch der sechsmal höhere Gehaltsetat der Hamburger keine Rolle. Rückhalt der Fürther soll der 28 Jahre alte Torhüter Wolfgang Hesl sein, der sich an „viele schöne Jahre in Hamburg“ erinnert, aber auch daran, dort im Profiteam „nie wirklich eine Chance erhalten“ zu haben. Zwei Bundesligaeinsätze, mehr waren es nicht in sieben Jahren HSV. Jetzt kann Hesl zeigen, dass er doch Bundesligareife besitzt. „Der HSV wird uns sehr ernst nehmen“, meint der Rückkehrer.
Das denkt auch Trainer Frank Kramer. „So eine Stimmung muss man aufsaugen und für sich selber nutzen“, empfiehlt der Coach seinen Spielern und droht: „Je lauter das Publikum ist, umso mehr bin ich gewillt, alles reinzuknallen.“
Die Hamburger müssen gegen die Franken vorlegen, denn auswärts ist mit ihnen derzeit kein Staat zu machen. Neun Partien nacheinander haben sie in der Fremde verloren. Anders die Fürther: Sie müssen grübeln, um sich an eine Auswärtsniederlage zu erinnern. Das war vor gut drei Monaten in Kaiserslautern. HSV-Sportchef Oliver Kreuzer fordert deshalb, ein Gegentor partout zu vermeiden. „Ein 2:0 wäre gut“, meint er. Trainer Slomka, der auf den verletzten Mittelfeldspieler Tolgay Arslan verzichten muss, hält sich am Positiven fest. „Unsere Formkurve zeigt nach oben“, versichert der Coach, dem eine Statistik besonders gefällt: In zehn der bisherigen 15 Relegationsduelle blieb der Erstligist oben.
Die voraussichtlichen Aufstellungen:
Hamburger SV: Adler - Diekmeier, Djourou, Mancienne, Jansen - Badelj, Tesche - Rincon, van der Vaart, Calhanoglu - Lasogga
SpVgg Greuther Fürth: Hesl - Brosinski, Mavraj, Röcker, Gießelmann - Fürstner, Sukalo - Stieber, Djurdjic, Weilandt - Azemi
Schiedsrichter: Felix Zwayer (Berlin)