Sehnsucht nach Robben - „Kämpfen bis zum Umfallen“

München (dpa) - Arjen Robben ist endlich auf dem Rasen zurück. Als die Teamkollegen des FC Bayern mitten in der Vorbereitung auf das knifflige Viertelfinal-Rückspiel gegen den FC Porto steckten, absolvierte der Niederländer Laufübungen.

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„Wir vermissen seine Qualitäten im eins gegen eins. Diese Qualitäten sind sehr wichtig“, hatte Pep Guardiola am Tag vor dem Anpfiff in der Champions League erklärt und durfte sich über die Fortschritte beim Rekonvaleszenten freuen. Der spanische Starcoach nahm sich auf dem Vereinsgelände auch Zeit für ein Gespräch mit dem Turbo-Dribbler, den die Münchner seit dem am 22. März gegen Borussia Mönchengladbach (0:2) erlittenen Bauchmuskelriss so schmerzlich vermissten.

Längst gibt Robben wieder Vollgas, los ging's auf dem Fahrradergometer. Die Tritte bei höchster Frequenz und der entschlossene Blick des schwitzenden Robben im Münchner Leistungszentrum ließen keine Zweifel daran aufkommen, wie fokussiert er die Rückkehr in die titelhungrige Mannschaft des deutschen Fußball-Rekordmeisters ins Visier genommen hat.

„Er kämpft und kämpft, um so schnell wie möglich zurückzukommen“, schilderte Guardiola den Eifer seines Musterprofis. „Ich werde kämpfen bis zum Umfallen, um so schnell wie möglich wieder zurück zu sein“, versicherte Robben während der quälenden Reha-Strapazen.

Spiele wie das K.o.-Duell gegen die Portugiesen oder die nahende Halbfinal-Aufgabe im DFB-Pokal gegen Borussia Dortmund in der kommenden Woche sind die Prüfungen, die der BVB-Schreck Robben besonders liebt. Diese titelweisenden Spiele hat der Club, der seit der Verpflichtung des Niederländers im Sommer 2009 dreimal im Champions-League-Finale stand, auch ihm zu großen Teilen zu verdanken. „Wir sind in der guten Situation vor allem durch Arjen“, lobte Guardiola den absoluten Führungsspieler für Top-top-top-Leistungen auch in dieser Spielzeit. „Wir hatten viele Probleme mit Verletzten. Er war immer da“, sagte Guardiola.

Dazu traf Robben, der noch einen Vertrag bis 2017 in München hat, in seiner sechsten Bundesliga-Spielzeit so oft wie nie zuvor. Mit 17 Treffern rangiert er hinter dem Frankfurter Alexander Meier (19) und vor seinem Teamkollegen Robert Lewandowski (16) auf Rang zwei der Torschützenliste. Als bislang letzter Bayern-Profi holte sich Mario Gomez (2011) die Krone, als letzter Ausländer im Münchner Team der Italiener Luca Toni (2008).

„Ich setze mir nicht solche individuellen Ziele. Es geht um die Erfolge der Mannschaft“, wiegelte der Mann mit der unglaublichen Siegermentalität wiederholt ab. Immer will Robben dagegen mit allem, was er hat, eines: Gewinnen. Und das schafft er so gut wie kaum ein anderer: Der 3:1-Erfolg des FC Bayern Anfang März bei Hannover 96 war Robbens 100. Sieg in seinem 126. Spiel. Das gelang bislang keinem anderen Spieler in der Bundesliga-Historie. Und durch das vorzeitige Saison-Aus des verletzten Frankfurters Meier ist Robben auch wieder aussichtsreich im Geschäft um die Torjägerkanone.

Lange war Robben selbst nach Jahren mit vielen Verletzungen nicht mehr über Wochen ausgefallen. Umso enttäuschender war die Zwangspause mitten in den wegweisenden Bayern-Tagen. „Arjen war in absoluter Topform“, erinnerte Kapitän Philipp Lahm an die Zeit vor der Verletzungspause. „Es gibt keinen Spieler, der ihn eins zu eins ersetzen kann auf dieser Position, mit seiner Art Fußball zu spielen.“

Dass parallel auch noch Franck Ribéry pausieren muss, schmerzte die Münchner doppelt. „Wenn diese zwei Flügelflitzer fehlen, die mit ihrer Schnelligkeit und ihren Dribblings Lücken reißen können, ist es umso schwieriger“, sagte Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge, der Robben in dieser Saison zum „momentan vielleicht besten Feldspieler der Welt“ ernannte. Robben sei in „Weltklasse-Verfassung“ gewesen, betonte auch Sportvorstand Matthias Sammer nach dem Ausfall.

Diese phänomenale Form verdankt der im reifen Fußball-Alter von 31 Jahren robustere Robben nicht nur Training und Pflege sowie regelmäßiger Behandlung durch einen Osteopathen. Auch der nunmehr ehemalige Bayern-Arzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt ist ein wichtiges Teil im Robben-Puzzle. „Arjen will vor jedem Spiel untersucht werden Und wenn er dann das Okay kriegt, startet er durch“, verriet der „Doc“ vor einigen Wochen. „Arjen ist vergleichbar mit einem Formel-1-Motor. Es muss alles stimmen.“ Robben wird den Arzt seines Vertrauens auch weiter in dessen Praxis in München aufsuchen, damit der Turbo so schnell wie möglich wieder auf Hochtouren läuft.