Selbst der Barça-Präsident gratuliert zum Coup

München (dpa) - „Kaiser Pep“ titelte das italienische Massenblatt „La Gazzetta dello Sport“ in großen Lettern, selbst Barça-Präsident Sandro Rosell zollte seine Anerkennung.

Außerordentliche Glückwünsche habe der Chef des weltbesten Fußballclubs an den FC Bayern geschickt, berichtete Karl-Heinz Rummenigge - nur ein winziges Indiz für jenes Meisterstück, das dem deutschen Branchenprimus mit der Verpflichtung von Josep Guardiola gelungen ist. Aus England kamen ob der Absage des Ausnahmetrainers gar jede Menge neidische Kommentare.

Keine Frage: Der „Pep-Coup“ („Marca“) war am Donnerstag Topthema in der internationalen Presselandschaft. Mit enormem Feingespür und ohne großes Aufsehen hatten Bayern-Vorstandschef Rummenigge & Co. den Deal mit dem iberischen Titelsammler eingefädelt, die spanische „Marca“ urteilte: „Bayern München verblüfft die Fußballwelt mit der Verpflichtung Guardiolas.“ Und die „La Vanguardia“ erkannte: „Der FC Bayern setzt sich im internationalen Ringen um Pep Guardiola durch.“

Die Zahl der Guardiola-Interessenten war enorm, vor allem diverse englische Topclubs buhlten um den Fußballästheten, der am Freitag seinen 42. Geburtstag feiert. Mit Manchester United, Manchester City und dem FC Chelsea waren drei Großkaliber heiß auf den derzeit vereinslosen Coach. „Chelsea und Roman Abramowitsch müssen erfahren, dass man mit Geld nicht Pep Guardiolas Liebe kaufen kann“, schrieb die Zeitung „The Guardian“. Guardiolas Nachfolger beim FC Barcelona, Tito Vilanova, sprach von einer „fantastischen Wahl“.

Besonders bitter mutete es für die Guardiola-Fans auf der Insel da an, dass Guardiola noch in einem kurz zuvor veröffentlichten Videointerview die Premier League in den Himmel gelobt hatte. Als Spieler habe er seinen Traum, dort zu spielen, nie realisieren können; umso mehr wolle er das als Trainer tun, hatte er zum 150. Bestehen der englischen „Football Association“ brav aufgesagt.

Zum Umzug aus New York, wo Guardiola zurzeit seine einjährige Auszeit genießt, auf die Insel ließ er sich trotzdem nicht überreden. „Am 150. Geburtstag des englischen Fußballverbandes FA pries Pep Guardiola das englische Spiel und traf es dann dort, wo es ihm wehtut - indem er Chelsea zugunsten von Bayern München zurückwies“, folgerte „The Daily Telegraph“. Fast schon wehleidig kommentierte die konservative britische Tageszeitung Guardiolas Absage: „Die Herzen flatterten, als er seine Liebe für die Premier League erklärte, und waren dann gebrochen, als er seine Zukunft Bayern widmete.“

Auch der englische Boulevardriese „The Sun“ zeigte sich überrascht vom Bayern-Deal des umworbenen Trainers: „Schock-Wechsel erschüttert die Premier League“, befand das Blatt. „Pep Guardiola brach gestern Abend die Herzen der Premier League, als er bei Bayern München als Trainer zusagte. Die deutschen Giganten erwiesen sich als größere Attraktion als Manchester City oder Chelsea“, hieß es weiter.

In Deutschland selbst war die Fußballprominenz hellauf begeistert. Guardiolas Transfer spreche für „das internationale Renommee des FC Bayern und die Perspektiven, die dieser Club einem Weltklasse-Trainer bieten kann“, analysierte Christian Seifert, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Fußball Liga. Der Neue sei „eine große Bereicherung für den FC Bayern, aber auch für die Bundesliga, dass so ein Mann hier arbeitet“, sagte Bremens Trainer Thomas Schaaf.

Gladbachs Coach Lucien Favre sprach von einer „Top-Werbung“ für die deutsche Beletage und erinnerte sich an seine Anfänge: „Als Praktikant des FC Barcelona habe ich Guardiola noch als Spieler erlebt.“ Thomas Tuchel (Mainz 05) zeigte sich schlichtweg begeistert davon, „mit ihm in einer Liga zu sein und gegen ihn antreten zu können“. Guardiola sei „eine große Inspiration“ und „eine der beeindruckendsten Persönlichkeiten der letzten Jahre und Jahrzehnte“.

BVB-Trainer Jürgen Klopp („Großartig“) meinte scherzhaft: „Ich hoffe, dass er für die Trainertagungen zwangsverpflichtet wird. Ausländische Bundesliga-Trainer kommen ja oft nicht.“ Schon am Mittwochabend hatte auch sein Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke den FCB beglückwünscht, aber ebenfalls festgehalten: „Der Erfolgsdruck auf die Bayern wird dadurch sicher nicht geringer werden.“ Die Dortmunder Borussen dürften sich kommende Saison nämlich auch gegen die Guardiola-Bayern sportlich kaum zurückhalten.

Rekord-Nationalspieler Lothar Matthäus sieht in der Verpflichtung von Guardiola eine Anerkennung für die ganze Bundesliga. „Hier wird seriös gearbeitet, die Stadien sind voll, wir haben eine moderne Infrastruktur, das ist alles im Ausland angekommen“, sagte Matthäus dem Radiosender MDR JUMP. Bayern hat jetzt auch auf der Trainerposition zum Angriff geblasen“, erklärte der Weltmeister von 1990.

Ex-Nationalspieler Bernd Schuster, der unter anderem acht Jahre lang beim FC Barcelona gespielt hat sowie Trainer bei Real Madrid war, sieht in dem Guardiola-Coup der Bayern eine „Entscheidung mit Zugkraft“ und ebenfalls eine Aufwertung der ganzen Liga. Die Superstars der Branche werden sehr genau registriert haben, dass „so ein Topmann in die Bundesliga gegangen ist“, sagte Schuster der Zeitung „Die Welt“: „Ich denke, dass ihm der ein oder andere große Name folgen wird. Er wird die Zugkraft der Bundesliga noch verstärken.“