Bayern beflügelt „Königslösung“ Guardiola
München (dpa) - Pep Guardiola entwirft seinen Masterplan für den FC Bayern in New York. Eine große Präsentation in München gibt es vorerst nicht.
Vom umschwärmten Trophäensammler Pep Guardiola wird Jupp Heynckes keine Störfeuer auf seiner letzten Titel-Mission als Fußball-Trainer befürchten müssen. „Wie geht es Jupp?“, sei der erste deutsche Satz des künftigen Starcoaches des FC Bayern gewesen, als er nach der spektakulären Verkündung des Personalwechsels mit dem Spanier ein „sehr langes Gespräch“ geführt habe, berichtete Karl-Heinz Rummenigge.
Bis zum Saisonende wolle Guardiola die Münchner Fußball-Bühne ganz dem geschätzten Kollegen überlassen, sagte der Vorstandschef. Die Bayern-Profis haben Heynckes zum Abschied „mindestens einen Titel“ versprochen, wie Kapitän Philipp Lahm erklärte.
Auf eine Vorstellung des bis 2016 verpflichteten Nachfolgers mit Prunk und Pomp wird dagegen zunächst verzichtet. Womöglich wird sich Guardiola sogar erst im Sommer öffentlich in München präsentieren. „Wir wollen jetzt gar nicht nach oben fliegen. Wir werden hier keine große Show mit Pep veranstalten“, erklärte Rummenigge wohl ganz im Sinne des Mannes, dessen „Strahlkraft“ der Bundesliga noch größeres Ansehen in aller Welt verschaffen soll. „Pep möchte ausdrücklich die laufende Saison und die Arbeit von Jupp Heynckes nicht stören“, erklärte Rummenigge bei einer Pressekonferenz, deren große mediale Aufmerksamkeit einen Vorgeschmack auf den Rummel gab, der ab Juli beim Rekordmeister eine neue Dimension annehmen dürfte.
Auch wenn Guardiola vorerst im fernen New York im Austausch mit seinen neuen Partnern die Zukunft des FC Bayern entwerfen wird und gleichzeitig intensiv Deutsch lernen möchte, schwebt sein Geist ab sofort über der Säbener Straße. Jedes Spiel von Ribéry & Co. wird er aufmerksam verfolgen, analysieren und dann personelle und taktische Pläne entwerfen. Rummenigge sicherte Guardiola die „totale sportliche Lufthoheit“ zu. „Man spürt nach fünf Minuten, das ist ein Supertyp, eine große Persönlichkeit mit Aura“, schwärmte der Bayern-Chef.
Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß sind stolz auf ihren Coup mit dem begehrtesten Trainer der Welt. Aber „abfeiern lassen“ wolle man sich nicht: „Der FC Bayern hat nicht den Superstar gesucht, sondern den Trainer, der zu uns passt“, bemerkte Rummenigge.
Dass der einstige Titelschmied des FC Barcelona, der in vier Jahren 14 Trophäen mit der besten Vereinsmannschaft des Planeten einheimste, nach München passt, davon sind Chefs und Spieler total überzeugt. „Das ist eine Königslösung. Hut ab, was unsere Chefs geleistet haben“, schwärmte Kapitän Philipp Lahm. Die Mannschaft empfängt ihren neuen Chef mit offenen Armen. „So ein Trainer wird uns mit Sicherheit weiterhelfen“, sagte Nationaltorhüter Mauel Neuer.
Rummenigge stattete den Profis zwei Tage vor dem Start der Rückrunde gegen den Tabellenletzten Greuther Fürth einen Besuch in der Kabine ab. Und seine Hauptansage war, dass dem 67 Jahre alten Heynckes „jetzt erst recht“ zum Abschied die Meisterschaft geschenkt werden müsse. Neuer bezeichnete das als „große Mission“.
Nachfolger Guardiola beflügelt besonders die internationalen Ambitionen des FC Bayern, der auf Europas Thron strebt. Ein Zeichen ist mit der Verpflichtung von Guardiola gesetzt. Prominente und zahlungskräftige Mitbewerber aus England und Italien hatten das Nachsehen. „Das ist eine Wertschätzung für den FC Bayern“, erklärte Rummenigge, der festhielt: „Die Bundesliga ist auf dem Vormarsch.“
Das Ja-Wort, das Guardiola kurz nach Weihnachten gab, schreibt Rummenigge dem „Gesamtpaket“ zu, das der FC Bayern anbieten konnte. Strukturen, Perspektiven, Finanzen, Spielerkader - das überzeugte. „Bayern München hat ein gutes Image in der Fußballwelt“, erklärte Rummenigge: „Bei uns steht exklusiv der Fußball im Vordergrund. Wenn es exklusiv ums Geld gegangen wäre, hätten wir überhaupt keine Chance gehabt.“ Ein fürstliches Gehalt kassiert Guardiola trotzdem.
Die Zukunft mit Guardiola wollen die Bayern-Bosse inklusive Sportvorstand Matthias Sammer in den kommenden Monaten „in aller Ruhe“ und so „diskret“ wie bei den geglückten Vertragsverhandlungen gestalten. Zwei Assistenten werde der neue Chef vermutlich mit nach München bringen, kündigte Rummenigge an. Namen nannte er noch nicht. Eine Revolution steht beim Rekordmeister wohl nicht bevor. „Wir sind jetzt schon gut aufgestellt“, hob der Vorstandsboss hervor.
Personelle Wünsche könnte der Bundesliga-Krösus dem neuen Trainer aber erfüllen. Der 40-Millionen-Euro-Rekordtransfer seines spanischen Landsmannes Javi Martínez war der Beweis. Guardiola wird sicherlich einen Masterplan ausarbeiten. „Das ist kein Mensch, der aus dem Bauch heraus Dinge entscheidet“, bemerkte Rummenigge.
Barça, das er 2009 und 2011 zum Champions-League-Triumph führte, ist Guardiolas persönliche Messlatte. Für den künftigen Superstar der Bundesliga gilt, was für den angehenden Fußball-Rentner Heynckes, der dem Club womöglich als Berater erhalten bleibt, nur noch für vier Monate gilt: Beim FC Bayern werden gerade Trainer am Ende an Titeln gemessen.