Europas begehrtester Trainer - Passt Guardiola?

Madrid (dpa) - Vereine wie der FC Chelsea, Manchester City, AC Mailand oder Paris St. Germain hatten die Fühler nach ihm ausgestreckt. Josep Guardiola war der begehrteste Fußballtrainer der Welt.

Zeitweise wurde der Erfolgscoach des FC Barcelona auch als Kandidat für den Posten des Nationaltrainers in Brasilien gehandelt. Aber Guardiola ließ sich nicht von den Millionen russischer Oligarchen oder arabischer Ölscheichs locken. „Pep“ entschied sich für den FC Bayern München - getreu der Devise „Pepe, komm nach Deutschland!“, mit der deutsche Firmen dereinst spanische Arbeitskräfte angeworben hatten.

Die Entscheidung löste in der Fußballwelt Überraschung aus, denn unmittelbar vor der Bekanntgabe hatte Guardiola noch von der englischen Premier League geschwärmt. Seine Wahl fiel auf die Münchner, weil er im FC Bayern einen wirtschaftlich gut geführten Verein mit einer gewachsenen Mitgliederstruktur sieht. „Andere Clubs haben mehr Geld geboten“, sagte sein Manager Josep Maria Orobitg dem Sender EFE Radio. „Die Organisation und die fußballerischen Möglichkeiten beim FC Bayern gaben den Ausschlag.“

Mit Barça hatte Guardiola binnen vier Jahren 14 Titel eingesammelt, darunter zwei Champions-League-Siege und drei spanische Meisterschaften. Dennoch ist er kein Titelgarant. Hinter seiner Verpflichtung durch den FC Bayern stehen mehrere Fragezeichen. Wie schnell wird Guardiola Deutsch lernen? Zwar wird die Verständigung mit den Bayern-Profis kein Problem sein, denn der Katalane hat in seinem „Sabbat-Jahr“ in New York sein Englisch aufgebessert. Aber die Bayern-Bosse legen nach den Erfahrungen mit dem Italiener Giovanni Trapattoni („Ich habe fertig“) viel Wert darauf, dass der Trainer Deutsch spricht.

Eine andere Frage ist: Lässt sich der von Guardiola geprägte Stil des Kurzpassspiels auf den FC Bayern übertragen? Pep scheint da optimistisch zu sein. In einem Interview mit dem Portal fifa.com sagte er: „Ich werde versuchen das zu tun, was ich als Spieler getan habe, woran ich glaube und was ich als Trainer praktiziert habe: So gut wie möglich angreifen, den Ball erobern und ihn zwischen den Spielern kreisen lassen, die das gleiche Trikot tragen.“

Guardiola hat als Trainer nie für einen anderen Verein gearbeitet als für den Heimatclub, in dem er groß geworden ist. Der Maurersohn hatte bei Barça als Balljunge angefangen und unter Johan Cruyff als Profi dem „Dream Team“ angehört. Seine Karriere als Trainer begann er bei der B-Elf von Barça, der er zum Aufstieg in die 3. Liga verhalf. 2008 trat er die Nachfolge von Frank Rijkaard als Cheftrainer an.

Bei Barça arbeitete er für einen Club, den er kannte wie kein Zweiter. Beim FC Bayern wird das völlig anders sein. „In Barcelona stand Guardiola anfangs ein wenig im Schatten von Cruyff, aber in München werden die Schatten viel größer sein“, meint der Kolumnist Dagoberto Escorcia. „Franz Beckenbauer, Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge sind drei Fußballgrößen, die viel Gewicht haben und versuchen werden, auf die Arbeit des Trainers Einfluss zu nehmen.“

Unklar ist auch, mit welchem Stab von Mitarbeitern Guardiola im Sommer sein Amt in München antreten wird. „Er hat eine Mannschaft gefunden, die er künftig trainieren wird, nun fehlt ihm noch das Team der Assistenten“, schreibt die Zeitung „El Periódico“. „Die Leute, die er bisher an seiner Seite hatte, arbeiten für Barça.“ Tito Vilanova, der viele Jahre seine „rechte Hand“ war, ist jetzt Cheftrainer bei den Katalanen.