Skripniks wunderliche Erklärung nach dem Werder-Desaster
Wolfsburg (dpa) - Werder-Manager Thomas Eichin hatte Mühe, sich zusammenzureißen. „Ich bin geschockt“, sagte der Sportchef des Bremer Fußball-Bundesligisten nach dem 0:6 (0:2)-Debakel in Wolfsburg.
„Ich muss aufpassen, dass ich nichts sage, was ich dann bereue.“ Zu einzelnen Spielern wollte er nichts sagen: „Sonst stehen wir noch in einer Stunde hier.“ Fassungslos hatte Eichin zuvor zuschauen müssen, wie die Bremer Spieler hauptsächlich zuschauten. Die Wolfsburger überrannten die Gäste aus Bremen, die sich immer weniger wehrten, je länger das Spiel dauerte. Oder mit Eichins Worten: „Das war hinten nichts, in der Mitte nichts, vorne nichts.“
Nachdem Alejandro Galvez (11.) mit einem Treffer ins eigene Netz für einen unglücklichen Start gesorgt hatte, ließen die Bremer immer mehr Wolfsburger Chancen zu. Es hätte noch viel mehr VfL-Tore geben können als die anschließenden Treffer von Max Kruse (44., 87.), Vieirinha (56.), Josuha Guilavogui (67.) und Bas Dost (78.).
Es ist bezeichnend, dass Torwart Felix Wiedwald trotz der sechs Gegentreffer bester Bremer war. „Danke, dass er Paraden gemacht hat, sonst hätten wir noch mehr kassiert“, kommentierte Werder-Coach Viktor Skripnik. Es war die bisher höchste Niederlage seiner Amtszeit.
„Das 0:6 tut richtig weh“, sagte Skripnik: „Das war eine unterirdische Leistung von uns.“ Und später verwunderte der Werder-Coach wieder einmal mit einer seiner manchmal verwirrenden Zusammenfassungen: „Wir haben eine richtige Klatsche gekriegt. Sonst haben wir zu diesem Zeitpunkt schon fünf gekriegt. Deshalb bin ich stolz auf meine Jungs.“
Stolz auf seine Jungs? Diese Aussage wirkte ähnlich verwirrend wie seine Ausführungen am neunten Spieltag, als Skripnik nach fünf Niederlagen in Serie über das möglichen Ende seiner Tätigkeit als Werder-Coach sprach.
Zumindest ein Satz seiner damaligen Kritik passte auch nach dem Debakel beim VfL. „Jede Oma, jeder Opa, der im Stadion sitzt, sieht, dass das schlecht ist“, hatte Skripnik gesagt - genauso war es auch in Wolfsburg.
Skripniks wunderliche Erklärung über den Stolz auf seine Mannschaft war wohl eher ein misslungener Versuch, die Spieler vor dem folgenden Nord-Derby gegen den Hamburger SV ein wenig in Schutz zu nehmen und nicht nieder zu machen. „Da muss die Mannschaft sich richtig körperlich präsentieren“, forderte der Trainer für das nächste Spiel. Der ukrainische Fußball-Lehrer weiß um die Bedeutung der Partie gegen den hanseatischen Erzrivalen. „Aus diesem Grund wollte ich nicht meine Nerven verlieren“, sagte Skripnik noch.