Wolfsburger Schützenfest nach scharfer Kritik
Wolfsburg (dpa) - Nach dem Tor-Festival gegen die überforderten Bremer dachte Bas Dost schon ein paar Tage weiter.
„Wenn wir das zeigen, was wir heute abgerufen haben, dann müssen wir weiterkommen“, sagte der Wolfsburger Fußballprofi angesichts des Spiels am Mittwoch in Moskau. Dort warten nicht wie beim 6:0 (2:0) ehrlose Werderaner, sondern Gegner auf Champions-League-Niveau.
Die kleine Krise mit zwei Niederlagen schossen die Bundesligaspieler des VfL mit einem Sixpack weg und gaben eine beeindruckende Antwort auf die ungewohnt geharnischten Kritik der Vorgesetzten nach den Niederlagen gegen Eindhoven und Mainz. „Wir mussten ein paar Dinge klarstellen und sagen, welche Ambitionen wir haben und was dazu gehört“, sagte VfL-Manger Klaus Allofs nach dem 28. Bundesliga-Heimspiel ohne Niederlage.
Die Antwort der Spieler war ein druckvolles Spiel mit Treffern von Max Kruse (44., 87. Minute), Vieirinha (56.), Josuha Guilavogui (67.) und Bas Dost (78.). Alejandro Galvez (11.) hatte den Torreigen mit einem Treffer ins eigene Netz den Torreigen unfreiwillig eröffnet. So hoch hat der VfL noch nicht einmal in seiner Meister-Saison, sondern zuletzt vor mehr als 15 Jahren gewonnen.
Die Wolfsburger Fans hatten ihren Spaß. „Einer geht noch, einer geht noch rein“, sangen die VfL-Anhänger bei der Gala. Und es hätten tatsächlich noch mehr Treffer als das halbe Dutzend sein können. Allein der wieder nur eingewechselte Nationalspieler Andre Schürrle, vor der Partie besonders heftig in der Kritik, hätte mindestens noch zweimal treffen müssen.
Es ist bezeichnend, dass Torwart Felix Wiedwald trotz der sechs Gegentreffer bester Bremer war. „Danke, dass er Paraden gemacht hat, sonst hätten wir noch mehr kassiert“, sagte Werder-Coach Viktor Skripnik.
Während der Bremer Trainer zerknirscht das Desaster erklärten musste, durfte sich sein Wolfsburger Kollege über sein Vorgehen in den Vortagen freuen. „Wir haben im richtigen Moment die Finger gehoben“, sagte VfL-Coach Dieter Hecking nach dem spektakulären Sieg zu seiner Kritik. Und er stellte noch einmal den Unterschied zu den Bremern heraus: „Wir wollen zu den besten Mannschaften in Deutschland gehören, dauerhaft und konstant.“
Zumindest in der gegen Werder gezeigten Form entsprach der VfL-Auftritt dem eigenen Anspruch. „Fast alles haben sie besser gemacht“, sagte Allofs im Vergleich zu den jüngsten zwei Niederlagen. „Sie haben das Tempo immer hoch gehalten.“ Die fast schon bemitleidenswerten Bremer konnten da nicht ansatzweise mithalten. Vor allem den unwiderstehlichen Flankenläufen von Vieirinha und des für Ricardo Rodriguez (Trauerfall) spielenden Marcel Schäfer hatten sie nichts entgegenzusetzen.
Für solch eine Leistung war offensichtlich ein Donnerwetter notwendig. „Es war sehr gut, dass sich die Mannschaft auch ohne die Sportliche Leitung zusammengesetzt hat“, sagte Hecking: „Wenn das der Auftakt war für erfolgreiche Wochen war, dann ist alles gut.“ Die erste Nagelprobe dafür gibt es in Moskau.