Solbakken in Köln beurlaubt - Schaefer übernimmt
Köln (dpa) - Erst kapitulierte Vereinspräsident Wolfgang Overath, dann traf Sportdirektor Volker Finke der Bannstrahl - und nun muss Trainer Stale Solbakken doch noch gehen. Beim Krisenclub 1. FC Köln geht es weiter drunter und drüber.
Nach langen Hin und Her trennte sich der Tabellen-16. der Fußball-Bundesliga am Donnerstag von dem norwegischen Fußball-Lehrer. „Der Klassenerhalt des 1. FC Köln hat im Schlussspurt dieser Saison für uns oberste Priorität. Auf dieses Ziel müssen wir jetzt ohne Wenn und Aber alle Entscheidungen ausrichten“, begründete Interims-Clubchef Werner Wolf die jüngste Personalie.
Ein erneuter Griff in die Hausapotheke soll das FC-Leiden lindern helfen. Wie der Verein mitteilte, betreut der ehemalige Trainer Frank Schaefer die Mannschaft um Nationalspieler Lukas Podolski im Saisonendspurt. Der ehemalige FC-Profi Dirk Lottner steht ihm als Assistent zu Seite. „Frank Schaefer hat bereits in der letzten Saison gezeigt, dass er die Mannschaft zu Hochleistung motivieren kann. Er kennt die Spieler und kann morgen beginnen. Frank Schaefer hat jetzt den Auftrag, alle Reserven zu mobilisieren, um mit der Mannschaft die notwendigen Punkte für den Klassenerhalt zu holen“, sagte Kölns Geschäftsführer Claus Horstmann.
Ausschlag für das Comeback von Schaefer, der nach rund sechs Monaten als Nachfolger von Zvonimir Soldo im April 2011 aus persönlichen Gründen zurückgetreten war und eigentlich nicht mehr in den Profi-Fußball zurückkehren wollte, war der erneut desolate Auftritt des Teams beim 0:4 am Dienstag in Mainz. Offenbar ließ sich Schaefer mangels personeller Alternativen zu einem neuerlichen Herkulesakt überreden. „Unser Team braucht jetzt erkennbar neue Impulse im Abstiegskampf“, kommentierte Wolf die insgesamt neunte Trainerbeurlaubung in dieser Bundesliga-Saison. Das erste Spiel unter der Leitung des Interims-Trainers Schaefer steht im Derby in Mönchengladbach am Sonntag an.
Schon vor eineinhalb Wochen war in Köln über eine Beurlaubung von Solbakken spekuliert worden. Mit dem erneuen spielerischen Offenbarungseid der Profis in Mainz ging auch das letzte Vertrauen in dessen Arbeit verloren. Der charismatische Norweger hatte den Posten in Köln erst zu Saisonbeginn übernommen und noch am Donnerstag kurz vor seiner Demission das Training geleitet.
Es passt ins Bild von einem Krisenclub, dass sich die Kölner auch bei der Suche nach einem Sportdirektor schwer tun. Kandidat Dietmar Beiersdorfer erteilte dem Traditionsverein eine Absage. „Ja, das ist so“, bestätigte Beiersdorfer der Deutschen Presse-Agentur. Er habe Horstmann seine Entscheidung am Donnerstag telefonisch mitgeteilt.
Beiersdorfer begründete sein Nein nicht. Er galt als aussichtsreicher Kandidat auf die Nachfolge von Finke, von dem sich die Kölner am 10. März nach dem 1:0-Sieg gegen Hertha BSC getrennt hatten. Seitdem hat der 1. FC Köln vier Spiele nacheinander verloren und nur einmal Unentschieden gespielt. Zudem ist der FC seit dem Rücktritt von Wolfgang Overath im November 2011 ohne Präsident. Ein Dreier-Präsidium mit dem ehemaligen FC-Profi Harald Schumacher als Vizepräsident soll auf einer außerordentlichen Mitgliederversammlung Ende April gewählt werden.