SOS in Bayern-Abwehr - Tasci aus Moskau ausgeliehen

München (dpa) - Ein Schnäppchen ist Serdar Tasci im Winterschlussverkauf für den FC Bayern nicht. Nach den Verletzungen von Jérôme Boateng und Javi Martínez sicherten sich die Münchner kurz vor Ladenschluss aber die Dienste des 14-maligen Fußball-Nationalspielers und WM-Teilnehmers von 2010.

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Erst einmal hilft der Einkauf bis zum Saisonende weiter, danach besteht die Option auf eine Weiterverpflichtung. „Wir sind froh, dass wir kurzfristig die Möglichkeit bekommen haben, einen Spieler wie Serdar Tasci zum FC Bayern zu holen“, sagte Sportvorstand Matthias Sammer laut Mitteilung vom Montagabend. „Er ist in der Lage, uns mit seiner Qualität und Erfahrung sofort zu helfen.“ Als Leihgebühr für den früheren Stuttgarter und aktuellen Profi von Spartak Moskau wurde mit 2,5 Millionen Euro spekuliert. Laut russischen Medien soll ein Kauf später für zehn Millionen Euro möglich sein.

„Ich fühle mich sehr gut und freue mich riesig auf die Herausforderung. Ich hoffe, dass ich der Mannschaft weiterhelfen kann“, sagte der 28 Jahre alte Innenverteidiger, der 2007 mit dem VfB Stuttgart deutscher Meister wurde. Tasci stand in der laufenden Saison in 16 von 18 Ligaspielen in der Startelf des Tabellenvierten der russischen Premier Liga und könnte auch in der Champions League für die Münchner zum Einsatz kommen. 2013 war der 181-malige Bundesliga-Spieler nach Russland gewechselt.

Auf dem „relativ überschaubaren“ Markt, wie es Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge beschrieb, griffen die Münchner am Ende beherzt zu. Nach dem Ausfall von Boateng hatten sie „Notkäufe“ oder „SOS-Lösungen“, wie es Rummenigge formuliert hatte, noch ausgeschlossen. Durch die nächste Verletzung aber hat sich eine neue Situation ergeben.

„Natürlich haben wir ein Problem“, räumte Trainer Pep Guardiola mit Blick auf den nächsten Ausfall in der Abwehrzentrale ein. „Es ist die gleiche Situation wie letzte Saison. Wir haben es da gut gemacht, und wir werden es auch in dieser Saison gut machen“, erinnerte der Katalane nach einer turbulenten Woche mit Maulwurf-Affäre und Verletztenmisere an das Vorjahr. Damals wurden die Bayern Meister, scheiterten aber nach Ausfällen in der Defensive im Champions-League-Halbfinale.

Jammern mochte Guardiola, dessen Wechsel am Saisonende zu Manchester City am Montag publik wurde, trotz der Ausfälle nicht. „Alle Trainer der Welt arbeiten mit Problemen. Die ideale Situation existiert im Fußball nicht“, betonte Guardiola nach der mit 2:0 locker bestandenen Bundesliga-Pflichtübung gegen 1899 Hoffenheim. „Wir haben zwei Möglichkeiten: Lamentieren oder nach vorne gehen. Und ich bin mir sicher, wir werden die zweite Lösung versuchen.“ Gute Nachrichten von anderen Verletzten: Mario Götze stieg nach rund vier Monaten wieder ins Teamtraining ein, Franck Ribéry und Medhi Benatia liegen auf dem Weg zum Comeback nach Vereinsangaben im Plan.

Boateng fehlt dagegen wegen seiner Muskelverletzung nach eigenen Worten „zwischen zweieinhalb und drei Monaten“. Martínez, dessen am Wochenende publik gewordenen Knieprobleme nicht näher benannt wurden, geht selbst nicht von einer schweren Verletzung aus. Einige Wochen wird er sicher fehlen - und am 23. Februar und 16. März steht schon das Achtelfinale in der Champions League gegen Juventus Turin an.

„Jérôme fällt sicherlich länger aus, aber Martínez ist eine Geschichte, die von überschaubarer Dauer sein wird“, bemerkte Rummenigge, sprach von „einer Sache von Wochen, nicht von Monaten“. Dass die Bayern-Vorgesetzten bei dem spanischen Defensivallrounder vage blieben, was Ausmaß der Blessur anbelangte, trug nicht zur Beruhigung bei. Martínez begab sich nach Spanien, um sich von Ramon Cugat als Arzt seines Vertrauens untersuchen zu lassen. Da Medhi Benatia ebenfalls noch im Krankenstand ist, hat Guardiola aktuell nur Holger Badstuber als etatmäßigen Innenverteidiger zur Verfügung.

„Das ist schmerzhaft für uns. Wir vermissen zwei ganz wichtige Spieler“, haderte der starke Robben nach seinem Startelf-Comeback. „Aber wir müssen das Beste daraus machen. Wir haben einen super Trainer. Er wird die beste Lösung für uns finden. Wenn wir ihm folgen, dann bin ich mir sicher, dass wir auch so weiterkommen.“

Taktisch variabel improvisierte Guardiola gegen Hoffenheim. Joshua Kimmich machte seine Sache in der Abwehrreihe ordentlich, aber keineswegs fehlerfrei. „Er hat gezeigt, er hat die Qualität. Er ist ein schneller Spieler, kopfballstark. Er ist ein süßer, süßer Junge“, schwärmte Guardiola, der weitere Varianten in petto hat. Und nun hat er auch Tasci als Alternative im Kader.