Spektakuläre Trainer-Rücktritte in der Bundesliga
Mönchengladbach (dpa) - Trainer werden in der Fußball-Bundesliga meistens rausgeworfen. Selten erfüllen sie ihren Vertrag und gehen dann einfach. Und manchmal werfen sie selbst das Handtuch - wie das Beispiel Lucien Favre bei Borussia Mönchengladbach zeigt.
Eine Auswahl spektakulärer Rücktritte:
SIEGFRIED HELD (Dynamo Dresden/22. November 1994): Seine Mannschaft hat in der Bundesliga fünf Spiele hintereinander verloren. Wahrscheinlich würde ihn der damalige allmächtige Dynamo-Präsident Rolf-Jürgen Otto ohnehin über kurz oder lang feuern. Diese Schmach will sich Held ersparen, zumal sein Vertrag Ende des Jahres ohnehin ausläuft. Er wechselt zu Gamba Osaka nach Japan. Horst Hrubesch wird noch am Tag von Helds Rücktritt sein Nachfolger - und nach 100 Tagen beurlaubt.
RALF RANGNICK (FC Schalke 04/12. Dezember 2005/22. September 2011): Im September 2004 wird Rangnick Nachfolger von Jupp Heynckes, am Ende geht der Titelkampf gegen Bayern München nur knapp verloren. Die anschließende Hinrunde verläuft unbefriedigend. Gerüchte machen die Runde, der Vorstand wolle Rangnick entlassen. Daraufhin kündigt der Chefcoach seinen Rücktritt zum Saisonende an. Vor dem letzten Heimspiel vor der Winterpause am 10. Dezember 2005 gegen Mainz dreht Rangnick unter dem Jubel der Fans eine Ehrenrunde im Stadion und provoziert seinen Rauswurf zwei Tage später.
Auch seine zweite Amtszeit vom März 2011 an steht unter keinem guten Stern. Als Nachfolger von Magath gewinnt er zwar den DFB-Pokal gegen den MSV Duisburg und belegt in der Bundesliga noch Platz 14. Dann aber löst Rangnick seinen Vertrag wegen eines Burnout-Syndroms („vegetativen Erschöpfungssyndroms“) auf.
JOS LUHUKAY (FC Augsburg/5. Mai 2012): Das Augsburger Fußball-Wunder muss ohne Erfolgstrainer Jos Luhukay fortgesetzt werden. Nach einer Ehrenrunde im Anschluss an den 1:0-Sieg gegen den Hamburger SV erklärt der 48 Jahre alte Holländer seinen schon erwarteten Abschied vom damaligen Bundesliga-Neuling. Diesen hatte er zuvor zum sensationellen Verbleib in der höchsten deutschen Spielklasse geführt. „Es tut verdammt weh“, erklärt Luhukay, der ein Jahr vor Auslaufen seines Vertrages den Verein „durch die vordere Tür“ verlässt. Der ebenfalls ausscheidende Manager Andreas Rettig hebt hervor, dass Luhukay seinen Vertrag „ohne einen Euro Abfindung“ zurückgegeben habe.
THOMAS TUCHEL (FSV Mainz 05/11. Mai 2014): Der 40-jährige Erfolgscoach beendet nach dem letzten Spieltag überraschend sein Engagement. Schriftlich teilt er mit, dass es für die längst getroffene Entscheidung kein Zurück gebe: „Es fällt mir aufgrund der außergewöhnlichen Charaktere meiner Spieler, ihrer unglaublichen Hingabe für Training und Spiel wahnsinnig schwer, bei meinem gefassten Entschluss zu bleiben.“ Manager Christian Heidel betont am Tag danach, dass in Mainz Verträge eingehalten werden. Später einigt man sich darauf, dass der 2015 auflaufende Kontrakt für das letzte Jahr ruht - ohne Gehalt für Tuchel.
ARMIN VEH (VfB Stuttgart/24. November 2014): Der letzte Stuttgarter Meistertrainer brüskiert die Vereinsführung bei seinem zweiten Engagement mit einem völlig unerwarteten Rücktritt nach dem zwölften Spieltag. „Ich glaube, dass es besser ist, wenn ich nicht da bin“, begründet Veh den Schritt nach nur 146 Tagen im Amt. Der VfB ist zu diesem Zeitpunkt mit neun Punkten Tabellenletzter. Am Ende kommt erneut Huub Stevens und bewahrt den Verein zum zweiten Mal binnen zwei Jahren vor dem Abstieg.
ARMIN VEH (FC Hansa Rostock/6. Oktober 2003): Völlig überraschend wirft Veh in Rostock das Handtuch, nachdem es zumindest ergebnismäßig nicht so läuft, wie es sich der Trainer vorgestellt hat. Spielerisch, findet der Coach, habe Hansa sein System richtig gut umgesetzt. Veh, dessen Familie während der Rostocker Zeit in Augsburg geblieben war, schließt aus, dass er demnächst wieder in der Bundesliga arbeiten werde. Sieben Tage unterschreibt er beim FC Augsburg einen neuen Vertrag in der Regionalliga.
JÜRGEN KLOPP (Borussia Dortmund/15. April 2015): Nach fast sieben märchenhaften Jahren mit dem Gewinn zweier Meisterschaften (2011/2012) und des DFB-Pokals (2012) ist der Zauber verflogen. Ausgelaugt von schweren Monaten mit zwischenzeitlicher Abstiegsgefahr ist Jürgen Klopp der Meinung, nicht mehr der richtige Trainer für den BVB zu sein. Deshalb entspricht die Clubführung seinem Wunsch um Auflösung des eigentlich bis 2018 datierten Vertrages zum Saisonende. Dieser Rückzug ist keine einsame Entscheidung des Fußball-Lehrers, sondern das Ergebnis langer Gespräche mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc.
LUCIEN FAVRE (Borussia Mönchengladbach/20. September 2015): Der Schweizer Coach überrascht sogar die Vereinsführung, als er trotz eines Vertrags bis 2017 seinen Rücktritt verkündet. Er übermittelt seine Entscheidung gemeinsam mit Berater Jose Noguera telefonisch der Deutschen Presse-Agentur und lässt kurz darauf eine schriftliche Erklärung veröffentlichen. Gladbach ist vor den Kopf gestoßen. Der Club hatte Favre trotz eines Fehlstarts mit fünf punktlosen Spielen den Rücken gestärkt.