0:1 in Berlin: Schieber stürzt BVB in Abstiegszone

Berlin (dpa) - Der zarte Aufbruch beim BVB ist schon wieder dahin. Ausgerechnet der ehemalige Dortmunder Schieber brachte der Borussia die bereits neunte Saisonpleite bei. Herthas Matchwinner beendete zugleich die schwarze Heimserie der Berliner gegen Dortmund.

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Nach dem Spiel standen die Dortmunder Verlierer erst geschockt im Mittelkreis, dann verfolgten sie minutenlang fast regungslos die Fan-Gesänge der fast 10 000 mitgereisten BVB-Fans. „Beschissen, was soll ich anderes sagen. Wir nehmen uns einen Haufen vor, zerstören das aber selbst“, sagte Mittelfeldmann Sven Bender nach dem erneuten Rückschlag in der Bundesliga. „Wir haben die immer wieder eingeladen. Die Situation ist alles andere als erfreulich“, ergänzte der Dortmunder Nationalspieler.

Der ehemalige Dortmunder Julian Schieber hatte beim BVB die Verunsicherung neu entfacht. Mit einem perfekten Kontertor sorgte der 25 Jahre alte Stürmer am 15. Spieltag für den 1:0 (1:0)-Sieg von Hertha BSC und stürzte die Borussia zurück in die Abstiegszone. „Mitleid ist das falsche Wort. Ich finde es einfach schade. Sie haben die Qualität und stehen zu Unrecht da unten. Aber wir brauchten auch die Punkte“, erklärte Matchwinner Schieber.

„Wir sind nach wie vor überzeugt, dass wir eine großartige Mannschaft haben. Doch die großartige Mannschaft hat großartige Probleme. Wir gehen so gut damit um, wie wir können. Doch so eine erste Halbzeit darf nicht passieren“, erklärte BVB-Coach Jürgen Klopp. „Wir sind uns der Situation schon maximal bewusst“, ergänzte Klopp und bezog das auch auf seine Rolle: „Wenn man Trainer beim Tabellen-16. ist, dann muss man sich ständig hinterfragen. Das tue ich auch.“

Für die Berliner, die mit 17 Punkten in der Tabelle auf Rang zwölf kletterten, war es vor 75 254 Zuschauern der erste Heimsieg gegen den BVB seit mehr als sieben Jahren. Champions-League-Achtelfinalist Borussia steht mit weiter 14 Punkten auf dem drittletzten Rang, der zum Saisonende die Abstiegsrelegation bedeuten würde. Die BVB-Fans signalisierten nach einem kurzen Zögern ihre weitere Unterstützung. „Das ist außergewöhnlich“, bemerkte Klopp: „Und ein großer Hoffnungsschimmer.“

Nach zuletzt fünf Niederlagen in sechs Pflichtspielen setzte Hertha am Samstag auf ein kompaktes Defensivgefüge. John Anthony Brooks und Jens Hegeler verteidigten in der Mitte immer wieder gut. Borussia vermochte aus dem spielerisches Übergewicht nichts zu machen. Die Monate im Tabellenkeller haben Spuren hinterlassen: Daran hat auch der Heimsieg zuvor gegen Hoffenheim nichts geändert.

Dabei waren nach dem 1:1 in der Champions League gegen den RSC Anderlecht gleich fünf frische Kräfte wieder in die Startelf rotiert. Selbst die seltenen Kontergelegenheiten - eigentlich eine der Stärken der Borussia - spielten die Dortmunder nicht entschlossen genug aus (39.). So wurden die Gastgeber aus einer kompakten Defensive heraus immer mutiger. Der Brasilianer Ronny, diesmal wie auch Routinier Peter Niemeyer in der Hertha-Startelf, schlenzte einen Freistoß noch über das wieder von Mitch Langerak gehütete BVB-Gehäuse (26.).

Vier Minuten später machten es die Berliner besser. Nach einem Ballverlust im Mittelfeld von Jakub Blaszczykowski, der nach einer reichlichen halben Stunde für den verletzten Henrich Mchitarjan ins Spiel gekommen war, schaltete der kampfstarke Norweger Per Skjelbred blitzschnell um und schickte Schieber auf die Reise. Der ehemalige Dortmunder setzte sich entschlossen gegen Mats Hummels und Sebastian Kehl durch und schoss zu seinem fünften Saisontor ein.

Dortmund reagierte mit mehr Druck und dem ehemaligen Berliner Adrian Ramos als zweiten Stürmer. Aber zunächst stand die aufopferungsvoll kämpfende Hertha vor dem 2:0. Erst scheiterte Roy Beerens frei an Langerak (45.). Dann übersah Änis Ben-Hatira den mitgelaufenen Schieber (58.). Schließlich rettete Thomas Kraft den Berlinern den vierten Heimsieg. Erst reagierte der Hertha-Keeper super gegen Ciro Immobile (65.), dann war er vor Blaszczykowski am Ball (65.). Und auch die Kopfbälle von Hummels (73.) und Immobile (86.) parierte Kraft großartig. Als der Italiener dann noch frei neben das Berliner Tor köpfte (87.), war die neunte Dortmunder Saisonpleite perfekt.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 30 - 70

Torschüsse: 5 - 18

gew. Zweikämpfe in %: 53,1 - 46,9

Fouls: 9 - 9

Ecken: 2 - 9

Quelle: optasports.com