3:3 bei Angstgegner Hoffenheim: Schalke verpatzt Sieg
Sinsheim (dpa) - Trainer Jens Keller tobte, Manager Horst Heldt war fassungslos und Kevin-Prince Boating „stinksauer“. Der FC Schalke 04 kommt in der Fußball-Bundesliga einfach nicht in Tritt und verschenkte beim 3:3 (3:1) bei 1899 Hoffenheim auf geradezu lächerliche Weise einen Sieg.
Auch im sechsten Anlauf gelang den „Königsblauen“ kein Sieg bei den Kraichgauern. Drei Tage vor dem Champions-League-Spiel in Basel waren die Gäste am Ende noch gut bedient mit dem Remis. „Sie können sich vorstellen, dass ich maßlos enttäuscht bin von der Mannschaft“, sagte Trainer Jens Keller.
Vor 29 139 Zuschauern in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena spielten die Schalker im ersten Durchgang ganz groß auf - und brachen nach der Pause völlig ein. Kevin-Prince Boeteng (3. Minute), Joel Matip (13.) und Marco Höger (40.) hatten für die „Königsblauen“ getroffen. In einem packenden Spiel machten Anthony Modeste (16.) mit seinem sechsten Saisontor, Roberto Firmino (48.) per Foulelfmeter und David Abraham (61.) die Hoffenheimer Rückstände wett.
Firmino traf in der hektischen Schlussphase sogar noch die Latte; Joker Sven Schipplock vergab eine Minute nach seiner Einwechslung ebenfalls eine ganz dicke Chance. „Da sind Fehler passiert, die auf Dauer so nicht akzeptabel sind“, schimpfte Heldt. Und Keller meinte: „Die Leistung in der zweiten Halbzeit ist nicht zu akzeptieren.“ Mit nur zwei Siegen in sieben Saisonspielen steckt sein Team weiter im unteren Tabellendrittel fest.
Bei Schalke wieder dabei war der beim Pokalsieg in Darmstadt wegen Knieproblemen geschonte Boateng, der als Sturmspitze auflief. Nationalspieler Julian Draxler (Knieprobleme) fehlte jedoch erneut. Für ihn spielte Max Meyer und das 18-jährige Talent bereitete mit einem klugen Rückpass auf Boateng gleich das 1:0 vor: Der Neuzugang vom AC Mailand hämmerte den Ball vehement ins Netz, da waren die Hoffenheimer noch gar nicht richtig im Spiel.
TSG-Trainer Markus Gisdol war erst im Dezember als Assistent von Huub Stevens auf Schalke rausgeworfen worden. Die Mannschaft der „Königsblauen“ kennt er nur zu gut - doch das nutzte den Kraichgauern erstmal gar nichts: Die Hausherren hatten sich kaum vom frühen Rückstand erholt, da köpfte Matip das Leder nach einem Freistoß von Jefferson Farfán zum 2:0 in die Maschen.
Ein Fehler des Ex-Hoffenheimers Timo Hildebrand brachte das Team von Gisdol aber wieder zurück ins Spiel. Nach einer Flanke von Kevin Volland waren sich der 34-Jährige und Nationalverteidiger Benedikt Höwedes nicht einig und Torjäger Modeste verkürzte auf 1:2. Mit einem feinen Solo nach Einwurf von Dennis Aogo erhöhte Höger auf 3:1.
Den zunächst wuchtigen Angriffen der Schalker zum Trotz kehrten die Hoffenheimer nach der Pause überraschend ins Spiel zurück. Firmino verwandelte einen von Dennis Aogo an Volland verursachten Strafstoß. Und als Innenverteidiger Abraham mit einem Freistoß Keeper Hildebrand düpierte und ausglich, da jubelte erneut die TSG. Zehn Minuten vor dem Ende forderten die 1899-Fans vergebens einen Strafstoß, als Jermaine Jones im 16-Meter-Raum Kapitän Andreas Beck umstieß.
„Ich bin stolz auf meine Mannschaft, dass sie so zurückgekommen ist“, meinte Gisdol, der im kommenden Spiel gegen Mainz wohl auf Fabain Johnson verzichten muss. Der US-Nationalspieler zog sich eine Stauchung im rechten Sprunggelenk zu und musste in der 70. Minute ausgewechselt werden.
Einen Sieg für Boris Vukcevic, das hatte sich 1899 Hoffenheim gewünscht - doch daraus wurde nichts mehr. Vor dem Anpfiff hatte der Club an seinen vor einem Jahr schwer verunglückten Fußballprofi erinnert. Im Stadion lief „You'll never walk alone“ eigens für den Mittelfeldspieler. Der 23-Jährige hatte am 28. September 2012 bei einem Autounfall lebensgefährliche Verletzungen erlitten, ist aber inzwischen auf dem Weg der Besserung. Die Fans riefen Vukcevic' Namen und grüßten den Junioren-Nationalspieler auf zahlreichen Plakaten wie „Boris, du bist immer in unseren Herzen.“
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 45,7 - 54,3
Torschüsse: 12 - 12
gew. Zweikämpfe in %: 51,2 - 48,8
Fouls: 23 - 24
Ecken: 2 - 7
Quelle: optasports.com