RB jagt nächsten Rekord Aufsteiger Leipzig nach 3:1 gegen Bremen nun Zweiter
Leipzig (dpa) - Unmittelbar nach dem 3:1 (1:0)-Sieg gegen Werder Bremen trommelte Ralph Hasenhüttl seine Jungs im Mittelkreis zusammen und ließ seinen Ärger freien Lauf.
„Ich habe sie gefragt, warum wir nie ruhig auf der Bank sitzen dürfen. Über das Gegentor müssen wir einfach reden, das war die absolute Keule“, erklärte der Österreicher. „Da müssen wir einfach cooler sein. Da geht den jungen Spielern manchmal noch der Gaul durch und da müssen wir noch ein bisschen cooler werden“, sprach der Coach von RB Leipzig Klartext.
Sein Team baute seine Bestmarke als bester Neuling auch nach dem achten Spieltag weiter aus, zudem wird ab sofort der Rekord als bester Aufsteiger der Bundesliga gejagt. „Unsere Brust wird immer breiter. In dieser Form sind wir schwer zu schlagen“, meinte RB-Kapitän Dominik Kaiser euphorisch.
Mit einem starken Solo brachte Naby Keita die Leipziger in der 42. Minute vor 42 558 Zuschauern in der ausverkauften Red Bull Arena in Führung, und besorgte in der 74. Minute auch per Kopf das 2:0. Den Bremer Anschlusstreffer erzielte Serge Gnabry (76.). In der fünften Minute der Nachspielzeit traf der eingewechselte Davie Selke zum Endstand. In der Tabelle verbesserten sich die ambitionierten Sachsen mit zwei Zählern Rückstand auf Rang zwei und sind nun Bayern-Jäger Nummer eins.
Mit dem Begriff erneut konfrontiert, reagierte Hasenhüttl angefressen: „Wir haben auch unsere Tabellen, die für uns interessant sind: Laufbereitschaft, Spiel gegen den Ball und so. Da ist noch viel zu tun. Wir schätzen den Moment, freuen uns auch über die Tabelle, aber schon Mittwochfrüh geht’s weiter“, betonte er.
Noch zwei Siege oder Unentschieden, dann hat RB auch den Uralt-Rekord vom MSV Duisburg aus der Saison 1993/1994 geknackt. Damals blieben die „Zebras“ als Aufsteiger bis zum zehnten Spieltag ohne Niederlage (4 Siege, 6 Remis). Zumindest die Bestleistung des 1. FC Kaiserslautern vor 19 Jahren in der Meisterschaftssaison unter Otto Rehhagel (erste Niederlage am 8. Spieltag) übertrumpften die Leipziger am Sonntag.
Yussuf Poulsen hatte schon in der fünften Minute die Führung auf dem Fuß, scheiterte aus vollem Lauf aber an Werder-Keeper Felix Wiedwald. Danach beherrschte Leipzig das Spiel, Bremen hatte nicht eine Torchance in Halbzeit eins. Kurz vor dem Pausenpfiff kam dann das unbändige Solo von Keita: Kurz nach der Mittellinie begann sein Dribbling, gekonnt ließ er mit der Fußspitze einen Bremer nach dem anderen aussteigen, umkurvte Keeper Wiedwald und wuchtete das Leder zur Führung über die Linie. Da staunte sogar Nationalspieler und Ex-Bulle Joshua Kimmich vom FC Bayern auf der Tribüne.
Nach der Pause gab Werder plötzlich Gas. Erst rettete Bernardo (49.) vor dem einschussbereiten Gnabry, Sekunden später parierte RB-Torhüter Peter Gulacsi einen Volleyschuss des U21-Nationalspielers. Diese Warnung ließ Leipzig nicht unbeantwortet: Der zwei Minuten zuvor eingewechselte Ex-Bremer Davie Selke flankte in der 74. Minute genau auf den Kopf von Keita, der das 2:0 erzielte. Nur 70 Sekunden später sendete Bremen ein Lebenszeichen: Gnabry war nach Flanke von rechts zur Stelle. In der Nachspielzeit nutzte Selke einen Konter zum 3:1, er musste den Ball nur noch ins leere Tor schieben. Auf den Torjubel verzichtete er. „Ich habe eine Riesenwertschätzung für den Verein, ich habe Werder viel zu verdanken“, begründete der Stürmer.
Die Bremer warten jetzt auswärts seit acht Spielen auf einen Sieg, das gab es zuletzt im Februar 2014. Zudem feierte Routinier Clemens Fritz ein trauriges Jubiläum in seiner alten Heimat, wo er von 1997 bis 1999 für den VfB Leipzig spielte: Persönlich war es die 100. Bundesliga-Niederlage mit seinem Verein.