Bayer 2:0 gegen Schalke - Ballack gefeiert
Leverkusen (dpa) - Jubel um Michael Ballack, Rätselraten um die Zukunft von Jupp Heynckes und Kritik an Bundestrainer Joachim Löw. „Wir hoffen, dass der Trainer bleibt, respektieren aber auch, wenn es anders kommt“, sagte Bayer-Kapitän Simon Rolfes nach dem 2:0 (2:0) gegen den FC Schalke 04.
Der souveräne Sieg nach dem Europacup-Aus, mit dem die Werkself den Abstand zu Spitzenreiter Borussia Dortmund auf sieben Punkte verkürzte, macht den erwarteten Abschied für Chefcoach Heynckes beim Bundesliga-Zweiten noch schwerer. „Ich habe zur Mannschaft ein so gutes Verhältnis wie zuvor nur zu Athlétic Bilbao“, machte der 65-Jährige der Bayer-Truppe einen Tag vor Verkündigung seiner Entscheidung noch eine „Liebeserklärung“. Als fast sicher gilt, dass der noch beim SC Freiburg tätige Robin Dutt sein Nachfolger zur neuen Saison werden soll.
Auf der ungewohnten Position im offensiven Mittelfeld erlebte der lange hart kritisierte Michael Ballack endlich seinen „zweiten Frühling“. Der 98-malige Nationalspieler leitete das 1:0 durch ein Traumtor von Eren Derdiyok (19. Minute) mit seinem Pass ein und agierte sehr präsent. In der 9. Minute verhinderte eine Glanzparade von Schalke-Keeper Manuel Neuer bei Ballacks Kopfball den ersten Liga-Treffer des 34-Jährigen seit seiner Rückkehr aus England.
„Das war eine erfreuliche Leistung. Er hat das Spiel mitgestaltet, er hat gut ausgesehen“, lobte Heynckes den Star. Und die Bayer-Anhänger feierten ihn und baten Ballack in die Fankurve, um ihre Gesänge anzustimmen. „Das war toll gespielt von Michael“, meinte auch Bayer-Sportdirektor Rudi Völler zur Torvorbereitung des DFB-Kapitäns.
Harte Kritik übte Heynckes an Bundestrainer Löw, weil er seinen Kapitän Simon Rolfes auch für die kommenden Länderspiele nicht nominiert hat. „Für den Club und für mich ist es eine Enttäuschung und ich finde es ungerecht, das sage ich mit aller Deutlichkeit“, schimpfte Heynckes.
Am Auftritt seiner Leverkusener vor 30 210 Zuschauern in der ausverkauften Bay-Arena hatte er drei Tage nach dem K.o. beim FC Villarreal im Europa-League-Achtelfinale nichts auszusetzen. „Eine großartige Leistung. Die Mannschaft war auch nach den Strapazen physisch präsent“, lautete der Kommentar von Heynckes. Dagegen lief bei den harmlosen Schalkern, bei denen Christoph Metzelder mit einem Eigentor (27.) die Niederlage schon vor der Pause besiegelte, so gut wie nichts. Die unschöne Trennung von Trainer Felix Magath hat offensichtlich Spuren hinterlassen.
„Ich denke schon, dass wir da etwas im Kopf hatten“, bekannte Schalke-Torwart Manuel Neuer, der Schlimmeres verhinderte. Mit dem Arbeitsbeginn des neuen Cheftrainers Ralf Rangnick - in Leverkusen saß Interimscoach Seppo Eichkorn auf der Bank - soll es auch in der Bundesliga wieder aufwärtsgehen. „Wir stehen auf dem zehnten Platz und fünf Punkte vor einem Abstiegsrang, das ist eine gefährliche Situation“, warnte Neuer. „Wir dürfen uns nicht ausruhen.“
Nicht nach oben schauen wollen dagegen die Bayer-Spieler. „Wir haben sieben Punkte auf die Bayern“, sagte Torschütze Derdiyok. „Schließlich müssen wir noch nach München und da wird es noch schwer genug, Platz zwei zu verteidigen.“ Rolfes hat dafür auch ein gutes Rezept: „Wenn wir jetzt jedes Spiel gewinnen, dann kann uns keiner mehr vom zweiten Platz verdrängen.“