Dortmunder Scheibenschießen gegen desolaten HSV
Hamburg (dpa) - Als Borussia Dortmund das Scheibenschießen mit dem 5:0 gekrönt hatte, stürzte ein Drittel der Hamburger Zuschauer Hals über Kopf aus dem rappelvollen Stadion.
So konnten die Flüchtigen den Ehrentreffer des Hamburger SV durch Paolo Guerrero zum 1:5-Endstand nicht mehr sehen. „Warum nur haben wir uns auf die Schlachtbank führen lassen?“, rätselte Sportchef Frank Arnesen.
Dagegen feierten die Dortmunder ausgelassen vor ihrer Fankurve den erneuten Sprung auf Tabellenplatz zwei hinter den punktgleichen Bayern und den ebenfalls mit 37 Zählern ausgestatteten Schalkern. „Das ist schon schön, dass wir wieder vor den Blauen stehen“, meinte Kevin Großkreutz über die Rivalität mit dem FC Schalke. Er hatte das erste Tor (16. Minute) erzielt, zweimal trafen Jakub Blaszczykowski (58./76. Foulelfmeter) und Robert Lewandowski (37./83.).
Borussia Dortmund gelang an diesem verregneten Nachmittag im Hamburger Volkspark nahezu alles, dem HSV fast nichts. Seit zwölf Spielen (neun Siege, drei Remis) sind die Borussen nun schon ungeschlagen. Dagegen hatte die Hamburger Herrlichkeit des Unbesiegtseins ein jähes Ende: Nach neun Spielen ohne Niederlage setzte es eine brutale Klatsche, die den einstigen Tabellenletzten zum Auftakt der Rückrunde wieder um Wochen zurückwerfen kann. „Wir müssen das Selbstvertrauen, das wir noch um fünf Minuten vor halb vier hatten, zurückerlangen“, forderte Arnesen. „Das ist unerklärlich“, stöhnte Stürmer Mladen Petric über die HSV-Leistung.
„Meine Jungs haben richtig Spaß gefunden an dem Spiel, von Anfang bis zum Ende“, frohlockte ein sichtlich zufriedener BVB-Trainer Jürgen Klopp und ergänzte: „So ein Spiel nach der Vorbereitung abzuliefern ist bemerkenswert. Selbst ohne Supertechniker Mario Götze und Stammtorhüter Roman Weidenfeller spielte der BVB wie aus einem Guss. Die Höhe des Erfolges wollte Kopp indes nicht überbewerten. „Das interessiert mich nicht“, versicherte der Coach, der sich nun auf die weiteren Auftritte seiner Elf freut. Der Meisterschaftskampf mit derzeit vier Aspiranten ist so spannend wie lange nicht mehr.
„Wir spielen gnadenlos durch, das ist das Entscheidende“, erklärte Klopp den Sturmlauf seiner Mannen. Dabei hielt er auch nicht mit Kritik zurück: „Lewandowski hätte heute fünf Dinger machen können“, meinte der Coach. Vor allem in Sachen Laufvermögen und -bereitschaft stellten die Dortmunder den Rivalen weit in den Schatten. Ging auf den Flügeln die Post ab, konnten die Gastgeber zumeist nur hinterherschauen. „Was wir für einen Fußball gespielt haben, ist unglaublich“, staunte Großkreutz über die eigene Gala.
Den enttäuschenden HSV dagegen, der die höchste Heimniederlage seit dem 22. September 2001 kassierte (0:4 gegen Bremen), ergriff dagegen Katzenjammer auf der ganzen Linie. „Wir haben ein ganz schlechtes Spiel gemacht“, gestand Trainer Fink und meinte: „Kein Mut, keine Courage.“ Der Vorsprung auf einen Abstiegsplatz beträgt nur noch drei Punkte. „Da geraten wir aber nicht wieder rein“, schwor Verteidiger Dennis Diekmeier. Fink will in den nächsten Tagen mit Einzelgesprächen das verschüttgegangene Selbstvertrauen seiner Spieler wieder zum Vorschein bringen.
Selbst die 500 Dortmunder Fans, die gegen die Eintrittspreise vor dem mit 57 000 Zuschauern erstmals in dieser Saison ausverkauften Hamburger Stadion protestierten und lediglich an Radiogeräten die Partie verfolgten, empfanden den Tag als absolut gelungen.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 55,5 - 44,5
Torschüsse: 9 - 22
gew. Zweikämpfe in %: 43,3 - 56,7
Fouls: 19 - 9
Ecken: 8 - 5
Quelle: optasports.com