KFC Uerdingen Trainingslager Kevin Großkreutz — der Kämpfer
KFC-Trainer Stefan Krämer freut sich auf den Spieler, der „immer vorne wegmarschiert.“ Für den 51-Jährigen ist es die „Toplösung.“
Hopfgarten. Er schnaubt, pumpt, keucht. Nach einer Dreiviertelstunde ist Kevin Großkreutz völlig platt. Aber da ist er nicht der einzige Spieler, seinen Teamkollegen geht es genauso. Der Tiroler Dauerregen machte dem Trainerteam um Stefan Krämer einen Strich durch die Rechnung. Also gab es vormittags Krafttraining im Hotel, nachmittags auf dem Kunstrasenplatz anstregende Intervallläufe — Trainingslager eben. Aber Kevin Großkreutz ist da, steht auf dem Platz und trägt dabei KFC-Kleidung. „Damit haben wir für uns eine absolute Toplösung gefunden“, sagt Krämer zu dem prominenten Königstransfer. Und benutzte den Satz nicht als Floskel, sondern schickte die Begründung gleich hinterher. „Unsere Spielidee ist klar: Wir wollen schnell und mutig nach vorne spielen, wenn wir den Ball haben. Und wenn wir ihn verlieren, dann innerhalb einer vorgegebenen Zeit zurückgewinnen. Da ist Kevin genau der richtige Mann für, das hat ja ein paar Klassen höher so ähnlich auch schon mal gemacht.“
Damit spielte Krämer auf Großkreutz’ bislang erfolgreichste Zeit bei Borussia Dortmund an, als der Linksaußen unter Jürgen Klopp einen ähnlich dynamischen und aggressiven Fußball gespielt hat. Dieser Spielstil führte Großkreutz zu zwei Meisterschaften, einem Pokalsieg sowie ins Champions-League-Finale — und nebenbei noch in die Nationalmannschaft, mit dem WM-Titel 2014 als Krönung.
Doch genau diese Erwartungen hat Krämer nicht. Er weiß, dass Großkreutz keine einfache Zeit hinter sich hat, dass der Dortmunder sich die eine oder andere sportliche Perspektive durch leichtsinniges Verhalten verbaut hat. „Er hat zwei Jahre gehabt, in denen es für ihn nicht so gelaufen ist. Deshalb soll er sich hier nicht unter Druck setzen“, sagt Krämer. Und er weiß auch, dass Großkreutz nun anders auftritt. Als bald 30-Jähriger, mit einem großen Fundus an Erfahrungen, mit einer kleinen Familie im Hintergrund. Und genau auf diesen Kevin Großkreutz freut sich Krämer. Auf den „Kämpfer, der immer vorneweg marschiert, der sich gegen schwierige Situationen stemmt.“ Und mit dem sich ein Offensivquartett bildet, das in Bestform dem Rest der Liga das Fürchten lehren kann. Vorne links Großkreutz (dort soll er wie in Dortmunder Tagen spielen), rechts Stefan Aigner, zentral Maximilian Beister. Insgesamt 359 Bundesliga-Spiele, 56 Tore sowie 60 Vorlagen vereint das Trio. Und davor greift der letztjährige Toptorjäger Lucas Musculus an. Was eine Wucht.