Eintracht Braunschweig nach 0:2 in Berlin vor Absturz
Berlin (dpa) - Das Braunschweiger Wunder rückt in immer weitere Ferne. Der erste Hertha-Heimsieg des Jahres 2014 lässt Tabellenschlusslicht Eintracht zwei Spieltage vor Saisonabschluss trotzdem noch eine kleine Chance auf den Klassenverbleib in der Fußball-Bundesliga.
„So lange es rechnerisch möglich ist, werden wir niemals aufgeben“, erklärte Mittelfeldspieler Mirko Boland nach dem 0:2 (0:0) in der Hauptstadt. „Wir hatten die Chancen, aber nicht die nötige Kaltschnäuzigkeit. Wir müssen schleunigst sehen, dass wir das in den letzten Spielen ändern“, meinte Abwehrmann Marcel Correia.
John Anthony Brooks (61. Minute) und Sami Allagui (77.) beendeten am Samstag mit ihren Toren vor 51 953 Zuschauern den Heimfluch der Berliner - es war ihr erster Sieg im Olympiastadion seit 134 Tagen. „Wir hätten eigentlich schon 3:0, 4:0 führen müssen“, meinte Alexander Baumjohann, einer der besten Berliner: „Jetzt müssen wir uns nicht mehr jeden Tag anhören, dass wir einen Heimfluch haben.“
Mit drei Umstellungen - darunter die komplette Innenverteidigung - sowie den begnadigten Marcel Correia (Startelf) und Karim Bellarabi (kam zur zweiten Hälfte) wollte der Braunschweiger Coach Torsten Lieberknecht die Chance bei der schwächsten Rückrundenmannschaft in Berlin nutzen. Doch der große Schwung bei den Gästen, die von mehr als 10 000 Fans in der Hauptstadt lautstark unterstützt wurden, ließ erst einmal auf sich warten.
Da den Berlinern nach neun Spielen ohne Sieg oft die Sicherheit und Passgenauigkeit fehlte, war zunächst in den Fanblöcken mehr los als auf dem Rasen. Hertha versuchte viel zu oft, mit langen Pässen über Mittelstürmer Sandro Wagner Gefahr zu erzeugen. Eine Flanke von Johannes van den Bergh verpasste Wagner knapp (25.). Nach schöner Vorarbeit von Baumjohann brachte Allagui den Ball in Bedrängnis aus zwei Metern nicht ins Braunschweiger Tor (25.). Und Baumjohann selbst scheiterte nach Hacken-Ablage von Wagner am Braunschweiger Torwart Daniel Davari (44.).
Lieberknecht, der auf den erkrankten Orhan Ademi verzichten musste, hatte sein Team im Trainingscamp in Neuruppin nördlich von Berlin auf den Endspurt im Abstiegskampf eingeschworen. „Wir hatten uns viel mehr vorgenommen, aber waren in der ersten Halbzeit viel zu zaghaft“, gab Boland zu.
Toptorjäger Dominik Kumbela, der ein Drittel aller Tore für den Aufsteiger markiert hat, konnte nach überstandener Muskelverletzung wieder mitwirken. Eintracht wehrte sich: Nach tollem Pass von Bellarabi scheiterte Kumbela frei an Hertha-Keeper Thomas Kraft (49.). Bellarabi selbst, beim jüngsten 0:2 gegen die Bayern wegen Verspätung beim Frühstück noch aussortiert, konnte Kraft ebenfalls nicht überwinden (50.). „Wenn wir in Führung gehen, wird das ein anderes Spiel“, meinte Boland.
Hertha wollte trotz des bereits feststehenden Klassenverbleibs „nichts verschenken“, wie Chefcoach Jos Luhukay angekündigt hatte. Allagui (54.) und Wagner (59.) standen schon kurz vor dem Torerfolg. Der gelang Brooks. Nach Ecke von Baumjohann wehrt Davari mit einer Faust zu kurz ab, der WM-Kandidat von US-Nationalcoach Jürgen Klinsmann schoss aus sieben Meter trocken ein. Allagui machte mit seinem neunten Saisontreffer alles klar, als Davari einen abgefälschten Schuss des genesenen Berliner Toptorjägers Adrian Ramos zunächst noch mit dem Fuß pariert hatte. Kurz vor dem Ende verpasste Kumbela noch den Anschluss.
Die Spieldaten:
Ballbesitz in %: 46,9 - 53,1
Torschüsse: 20 - 7
gew. Zweikämpfe in %: 53,9 - 46,1
Fouls: 14 - 18
Ecken: 8 - 3
Quelle: optasports.com