Freiburg schockt Dardai: Hertha zurück in Abstiegszone

Berlin (dpa) - Schon nach dem zweiten Spiel unter Interimscoach Pal Dardai ist die gute Laune bei Hertha BSC wieder vorbei. Begleitet von gellenden Pfiffen schlichen die geschockten Berliner Spieler nach dem 0:2 (0:1) gegen den SC Freiburg vom Platz.

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„Beim Sieg in Mainz hat die Mannschaft mentale Stärke gezeigt. Nach dem 0:1 ist sie unsicher geworden. Für mich hat sie heute mentale Schwäche gezeigt“, erklärte Herthas Hoffnungsträger Dardai und nahm zumindest eine Teilschuld auf sich: „Es kann sein, dass wir letzte Woche zu hart trainiert haben.“

Durch die vierte torlose Niederlage in den vergangenen fünf Spielen rutschte der Hauptstadtclub nach der 21. Runde zurück in die Abstiegszone der Fußball-Bundesliga. Der Dardai-Effekt ist erst einmal verpufft. „Wenn man zu Hause kein Tor schießt, kann man nicht gewinnen. Das war zu wenig“, erklärte Hertha-Stürmer Julian Schieber. Ansonsten aber redete zunächst keiner der Spieler, Dardai hatte sie umgehend nach dem Schlusspfiff in die Kabine beordert.

„Ich habe der Mannschaft gesagt, es gibt viele Dinge, die wir besprechen müssen“, erklärte der 38 Jahre alte Ungar und bemängelte am Sonntag unter anderem die Körpersprache seiner Spieler. „Das kann ich nicht akzeptieren.“ Ansonsten aber wolle er die Fehler nur intern behandeln und seine Linie durchziehen: „Wenn wir hart arbeiten, kommen irgendwann Dynamik und Kraft.“

Erst einmal aber rückten im Abstiegskampf die ersatzgeschwächten Freiburger durch den zweiten Auswärtssieg der Saison mit 21 Zählern vorbei an der punktgleichen Hertha. Felix Klaus (14. Minute) und Maximilian Philipp (52.) erzielten vor 37 617 Zuschauern die Tore. „Genau so Mannschaften wie Hertha muss man schlagen, wenn man drinbleiben will“, betonte Klaus. „Die Mannschaft ist heute als Mannschaft aufgetreten. Und wir haben zum richtigen Zeitpunkt die Tore gemacht“, lobte Trainer Christian Streich.

Kollege Dardai hatte auf eine mutige, letztlich aber vor allem naive Aufstellung gesetzt. Der Nachfolger von Jos Luhukay beorderte in Afrika-Cup-Sieger Salomon Kalou, WM-Teilnehmer Valentin Stocker und Ronny gleich drei Offensivkräfte ins Mittelfeld. Die Freiburger erkannten aber schnell die Lücken im Berliner Personal-Puzzle. So sprang bis auf eine Chance von Schieber vor dem Wechsel und zwei Möglichkeiten nach der Pause kaum Nennenswertes für die Hertha heraus. „Mit Ronny wollte ich Stabilität. Er ist der beste Fußballer hier. Leider war seine Fitness auch nicht so gut“, sagte Dardai.

Streichs „Jetzt-erst-recht“-Devise angesichts sieben verletzt oder krank fehlender Spiele zahlte sich dagegen aus. Nach einem schnell ausgeführten Einwurf spitzelte der neu in die Startelf gerückte Karim Guedé den Ball in die Mitte. Klaus ließ Hertha-Schlussmann Thomas Kraft keine Chance. „Vielleicht war er zu naiv“, kommentierte Dardai den vorangegangenen Fehler von John Anthony Brooks: „Wir müssen daraus lernen. Im Abstiegskampf gibt es keine spielerische Lösung. Man muss manchmal einen Befreiungsschlag machen wie ein Bauer.“

Auf eine grundsätzliche Personal-Korrektur hatte Dardai zur Pause überraschenderweise verzichtet. Herthas Rekordspieler beobachtete in seiner Coachingzone minutenlang ohne Regung die Partie und musste dann den wuchtigen Kopfballtreffer nach einer Ecke durch Philipp mitansehen. Erst nach einer Stunde schickte er Hajime Hosogai für Ronny auf den Platz. An der mangelnden Kreativität änderte das nichts. Eine taktische Linie war im Spiel der Berliner praktisch nicht zu erkennen. „Unser Konzept hat nicht durchgeschlagen“, bekannte Dardai: „Freiburg hat viel spitziger und körperlich besser ausgesehen.“

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 57,7 - 42,3

Torschüsse: 11 - 8

gew. Zweikämpfe in %: 54,3 - 45,7

Fouls: 20 - 15

Ecken: 2 - 1

Quelle: optasports.com