Guardiola lobt nach standesgemäßem Bayern-Sieg
Nürnberg (dpa) - Pep Guardiolas Lob war ernst gemeint. „Ich habe sofort gemerkt, warum der FC Bayern hier in den letzten sechs Jahren nur einmal gewonnen hat“, sagte der Trainer des Fußball-Triplesiegers nach dem standesgemäßen, aber wenig überragenden 2:0 (1:0) beim 1. FC Nürnberg.
Nur dank seiner gewaltigen individuellen Klasse setzte sich der Tabellenführer aus München im 188. bayerisch-fränkischen Derby beim durch die schweren Verletzungen von Timothy Chandler und Daniel Ginczek zusätzlich gebeutelten „Club“ durch und baute seine Rekordserie ungeschlagener Bundesligaspiele auf 45 aus. Von einer großen Offensivshow wie noch zuletzt beim 5:0 gegen Eintracht Frankfurt war am Samstag nicht viel zu sehen.
Eineinhalb Wochen vor dem Champions-League-Achtelfinale beim FC Arsenal reichte den Bayern eine kontrollierte Leistung zum 18. Saisonerfolg, den Mario Mandzukic (18. Minute) und Philipp Lahm (49.) vor 50 000 Zuschauern sicherstellten. Der Vorsprung des Tabellenführers auf Verfolgerchen Bayer Leverkusen bleibt bei 13 Punkten, die 24. Meisterschaft rückt immer näher. Und das, obwohl sich die Münchner in den ersten 20 Minuten ungewohnt schwertaten und einiges Glück bemühen mussten.
Die Nürnberger Abstiegskämpfer demonstrierten nach zwei Siegen zum Rückrundenauftakt zwar mit viel Courage ihr gewachsenes Selbstbewusstsein, ließen aber zu viele hochkarätige Chancen aus. Viel schlimmer als die Niederlage waren die schweren Verletzungen von Ginczek und Chandler. Beide mussten früh ausgewechselt werden. Die Diagnosen kamen wenige Stunden nach dem Schlusspfiff. Für Ginczek ist mit einem Kreuzbandriss im rechten Knie die Saison beendet. Chandler muss mit einem Riss des Außenmeniskus im linken Knie gut zwei Monate pausieren.
„Wir haben die ersten 20 Minuten überragend gespielt, aber das hat meine Mannschaft sehr viel Kraft gekostet“, klagte Trainer Gertjan Verbeek. „Anfangs hatten wir Glück und einen guten Mann hinten drin“, sagte Nationalspieler Thomas Müller in Anspielung auf Manuel Neuer. Bayern-Sportvorstand Matthias Sammer befand: „Ich habe selten eine Mannschaft gesehen, die so gepowert hat wie die Nürnberger.“ Kleiner Wermutstropfen für die Bayern: Mandzukic sah seine fünfte Gelbe Karte und fehlt am Samstag gegen Freiburg gesperrt.
Mit enormen Tempo überraschten die Gastgeber ihre spielerisch übermächtigen Gegner. Dokumentiert wurde der Schnellstart durch drei fränkische Großchancen in den ersten vier Minuten. Ginczek (2.) scheiterte an Nationaltorwart Neuer, Josip Drmic (3.) vergab aus der Distanz, Hiroshi Kiyotake (4.) traf nach einem artistischen Seitfallzieher die Oberkante der Latte. Angefeuert von den FCN-Fans hatte es zwischenzeitlich fast den Anschein, als würden die Nürnberger die Bayern überrennen wollen.
Dieses Bild hielt nur bis zur ersten großen Bayern-Gelegenheit, die prompt die Führung nach sich zog. Nach einer Flanke von David Alaba, der erstmals überhaupt mit nach vorne gekommen war und kurz zuvor hinten noch in höchster Not gegen Ginczek geklärt hatte, setzte sich Mandzukic clever gegen Marvin Plattenhardt durch.
Der Rückstand gepaart mit dem doppelten Verletzungspech ließ die Nürnberger zunehmend die Orientierung verlieren. Die Bayern übernahmen mit gewohnter Dominanz die Spielkontrolle, schnürten den Abstiegskandidaten fortan in der eigenen Hälfte ein und setzten die personell geschwächte Nürnberger Defensive unter permanenten Druck. Und das, obwohl Guardiola auf den verletzten Franck Ribéry verzichten musste. Zudem musste Toni Kroos zum zweiten Mal nacheinander die 90 Minuten komplett von der Bank aus verfolgen.
Vier Minuten nach Wiederanpfiff entschied Lahm das Spiel. Ein Zuspiel von Mandzukic nahm er in abseitsverdächtiger Position an und schoss ein. Ein Tor mit Seltenheitswert: Für den 30-Jährigen war es der erste Bundesligatreffer seit Dezember 2010. Seinen ersten Rückrundeneinsatz nach seiner Fußblessur feierte Javi Martínez, der in den letzten 20 Minuten Spielpraxis sammeln durfte.
Spieldaten:
1. FC Nürnberg - Bayern München 0:2 (0:1)
Ballbesitz in %: 36,1 - 63,9
Torschüsse: 9 - 18
gew. Zweikämpfe in %: 47,6 - 52,4
Fouls: 26 - 21
Ecken: 3 - 5
Quelle: optasports.com