Hertha-Comeback mit Paukenschlag: „Traumstart für uns“
Berlin (dpa) - Berlin schwebt auf Wolke sieben. 15 Monate nach dem Chaos-Abstieg von Düsseldorf hat sich Hertha BSC mit einem Paukenschlag im deutschen Fußball-Oberhaus zurückgemeldet und gleich die Tabellenspitze übernommen.
Der von Trainer Jos Luhukay bestens eingestellte Aufsteiger fertigte am ersten Spieltag der neuen Bundesliga-Saison Europa-League-Teilnehmer Eintracht Frankfurt mit 6:1 (2:1) ab. „Ein wunderschöner Tag für Berlin und ein Traumstart für uns - ein Sieg, sechs Tore und eine fantastische Atmosphäre“, schwärmte auch der sonst so bedachte Luhukay in höchsten Tönen. Am 22. März 2009 hatte Hertha letztmals die Erstliga-Tabelle angeführt.
„6:1 ist eine krasse Ansage an die Konkurrenz“, sagte Änis Ben-Hatira, der damals beim Abstiegsdebakel von Düsseldorf die Rote Karte gesehen hatte. Die Berliner spielten bei der Rückkehr in die Erste Liga so, als wollten sie die vergangenen Monate auf einen Schlag vergessen machen. „So lebt Fußball. Wenn man schon in der ersten Halbzeit dreimal Aluminium trifft und dann sechs Tore erzielt, hat man vieles richtig gemacht, aber nicht alles“, bemerkte Luhukay. Nie hat ein Aufsteiger am ersten Spieltag höher gewonnen. Den Rekord hielt bisher Hansa Rostock mit einem 4:0 gegen den 1. FC Nürnberg 1991/92. Für Hertha war es zudem der höchste Bundesliga-Heimsieg seit einem 6:0 gegen Borussia Mönchengladbach in der Saison 2004/05.
Adrian Ramos (17. und 71. Minute), Bundesliga-Neuling John Anthony Brooks (32.), Sami Allagui (58. und 60.) und der eingewechselte Ronny (89.) machten vor 54 376 Fans im Olympiastadion die Überraschung perfekt. „Davon hätten wir nicht einmal geträumt, das ist ein Sieg für ganz Berlin“, sagte Allagui. Alexander Meier hatte mit einem verwandelten Foulelfmeter (37.) nur kurz Hoffnung bei den weitgehend überfordert wirkenden Gäste geweckt. „Blöder kann es nicht laufen“, sagte Trainer Armin Veh und brachte es auf den Punkt.
Mit allen vier Neuzugängen in der Startelf (Langkamp, van den Bergh, Hosogai und Baumjohann) brauchten die Berliner genau elf Minuten, um das Lampenfieber auf der wieder größeren Bundesligabühne abzulegen und die Eintracht von einer Verlegenheit in die andere zu stürzen. Die Eintracht mit den Neuen Flum, Rosenthal und Joselu zeigte sich anfällig in der Defensive und brauchte eine große Portion Glück, um nicht schon vor der Pause aussichtslos in Rückstand zu geraten. Ein Schuss von Hertha-Verteidiger Marcel Ndjeng (13.) klatschte ebenso an die Latte wie ein scharfer Ball von Ramos (16.). Später landete noch ein Kopfball von Allagui (44.) am Torgebälk.
„Wir haben lange nicht so ein tolles Fußballspiel erlebt im Olympiastadion. Und es wird wahrscheinlich so sein, dass wir nicht mehr viele Spiele höher gewinnen als heute“, erklärte ein hocherfreuter Hertha-Manager Michael Preetz. Vor allem das schnelle Umkehrspiel klappte bei den Berliner hervorragend. Schon das erste Tor kombinierten Allagui, Änis Ben-Hatira und Ramos mustergültig heraus. Der Deutsch-Amerikaner Brooks, der gerade die ersten Einladung von US-Nationalcoach Jürgen Klinsmann in der Tasche hat, traf in seinem ersten Bundesligaspiel. Und auch Ronny war erstmals im Oberhaus erfolgreich.
Das Foulspiel von Ramos an Rosenthal, das zum Elfmeter für die Eintracht geführt hatte, blieb ohne Bedeutung. Denn nach der Pause setzte der Aufsteiger weiter die Akzente. Der starke Japaner Hajime Hosogai flankte auf Baumjohann, dessen Eingabe schob der 27-jährige Allagui ein. Und mit Unterstützung von Frankfurts Sebastian Rode markierte der Deutsch-Tunesier seinen zweiten Treffer. Ramos und Ronny setzten den Schlusspunkt unter ein denkwürdiges Bundesliga-Comeback. „Das war heute eine kollektive Leistung mit unglaublich viel Laufbereitschaft und Willen“, betonte Luhukay.
Spieldaten:
Ballbesitz in %: 40,2 - 59,8
Torschüsse: 16 - 10
gew. Zweikämpfe in %: 43,7 - 56,3
Fouls: 19 - 18
Ecken: 5 - 4
Quelle: optasports.com