HSV verliert bei Werder: Für Oenning wird es eng
Bremen (dpa) - Für Michael Oenning wird es eng. Durch die 0:2 (0:0)-Niederlage im 95. Nordderby gegen Werder Bremen ist der Druck auf den HSV-Trainer weiter gewachsen.
Allen Treueschwüren der Vereinsführung zum Trotz scheint die erste Trainerentlassung der Fußball-Bundesliga in der noch jungen Saison immer näher zu rücken, denn der HSV bleibt mit nur einem Punkt Tabellenletzter. Oenning wartet als HSV-Trainer seit nunmehr zwölf Partien auf einen Dreier.
Vor 40 600 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion traf Claudio Pizarro mit einem Doppelpack (52., 78.) für die Bremer, die sich durch den vierten Sieg in der Spitzengruppe festsetzten und hinter dem punktgleichen Spitzenreiter Bayern München Platz zwei belegen. Zudem feierte bei Werder der eingewechselte Brasilianer Naldo nach 15-monatiger Verletzungspause ein Comeback.
„Es war deutlich zu erkennen, dass wir das Spiel für uns entscheiden wollten. Es war insgesamt ein Klassespiel. Wir sind froh, dass wir uns durchgesetzt haben“, resümierte Bremens Coach Thomas Schaaf und freute sich vor allem über die Leistung seiner Innenverteidigung. Im ersten Spiel nach dem Verkauf von Per Mertesacker bekam die Werder-Abwehr äußerst wenig zu tun und durfte dem munteren Sturmtreiben zuschauen. Sebastian Prödl und Andreas Wolf hatten gegen den HSV-Sturm einen weitestgehend geruhsamen Abend. Die Gäste schafften es nur selten gefährlich in den Werder-Strafraum.
„Wir haben das Spiel verloren, sind immer noch mit einem Punkt Tabellenletzter“, meinte Oenning, „ich bin mit meiner Mannschaft absolut im Reinen. Sie hat auch guten Fußball gespielt.“ Auf eine drohende Entlassung angesprochen, reagierte er ruhig: „Ich bin außen vor. Wichtig ist, dass man Entwicklung sieht, dass sich die Mannschaft gut entwickelt. Ich sehe, dass wir weiterkommen. Wir sind auf dem richtigen Weg. Wir haben fünf Spiele gespielt, haben alles vor uns und werden die Ergebnisse machen.“ HSV-Sportdirektor Frank Arnesen sprach von einer „sehr großen Enttäuschung“. „Wir müssen mit dem Druck gut umgehen„, so der Däne, „die Spieler brauchen ein Erfolgserlebnis.“
Die Bremer bestimmten die Partie, diktierten das Tempo und brachten die HSV-Abwehr in viele Verlegenheiten. Die Hamburger boten dagegen nur Leidenschaft und Einsatz. Das wirkte zuweilen ängstlich und einfallslos. Vor allem die agilen Marko Marin und Aaron Hunt sorgten für einige Verwirrung in der HSV-Abwehr, die jetzt bereits 16 Gegentore kassiert hat. David Jarolim hielt in seinem 300. Bundesligaspiel fast alleine dagegen, Robert Tesche tauchte hingegen ab. Nach vorne brachten beide zu wenig.
Im Tor hatte der HSV in Jaroslav Drobny zunächst einen guten Rückhalt. Der umstrittene und zuletzt fehlerbehaftete Keeper rettete unter anderem bei einem Fernschuss von Marko Arnautovic (23.), wäre allerdings ohne Chance gewesen beim Lattenkracher von Sokratis (39.). In der zweiten Halbzeit traf dann Pizarro, nachdem zunächst ein Tor des Peruaners wegen Aufstützens nicht gegeben wurde (49.). Im Anschluss an Marins Freistoß an den Innenpfosten staubte Pizarro per Kopf ab (52.) und machte 26 Minuten später alles klar.
Die HSV-Stürmer bekamen hingegen kaum vernünftige Anspiele und konnten den Umbau der Bremer Abwehr nicht nutzen. Schaaf musste neben dem zu Arsenal gewechselten Mertesacker auch den angeschlagenen Linksverteidiger Lukas Schmitz ersetzen und baute erstmals auf Aleksandar Ignjovski - und der Debütant zeigte einen guten Einstand. Naldo, erstmals seit dem DFB-Pokalfinale 2010 wieder im Werder-Kader, blieb zunächst auf der Bank.
Die Partie lebte viel von den Emotionen. Für zusätzliche Hektik sorgte der unsicher wirkende Schiedsrichter Manuel Gräfe. Zudem fand das Spiel unter verschärften Sicherheitsmaßnahmen statt. Dennoch schafften es die HSV-Anhänger, reichlich Pyrotechnik ins Stadion zu schmuggeln. Kurz vor dem Anpfiff brannten bengalische Feuer im Hamburger Block. Auf dem Weg zum Stadion blieb es nach Angaben der Polizei relativ ruhig. Lediglich sieben Personen wurden in Gewahrsam genommen.