Kießling beendet Torfluch: Bayer siegt 3:1 in Hannover
Hannover (dpa) - Nach 90 Minuten Energiefußball wurden die erschöpften Akteure von Bayer Leverkusen auch noch von den eigenen Fans gefordert. Mit Ovationen bedankten sich die Anhänger bei ihrem erschöpften Team, das Hannover beim 3:1 (0:0) in der zweiten Halbzeit mit seiner Offensive überrumpelte.
„Das haben wir uns heute nicht nehmen lassen und ein sehr wichtiges und schwieriges Spiel für uns entschieden“, sagte Bayer-Coach Roger Schmidt. Ausgerechnet Stefan Kießling (46. Minute) legte den Grundstein für den wichtigen Erfolg seiner Mannschaft. Nach 860 Minuten ohne Treffer beendete der Angreifer vor 40 800 Zuschauern die längste Durststrecke seiner Karriere und brachte die Gäste unmittelbar nach dem Seitenwechsel in Front.
„Das ist wertvoll. Das wird ihm Ruhe geben und es ist gut, dass jetzt nicht mehr diskutiert wird“, sagte Schmidt. Heung Min Son (55.) und der starke Nationalspieler Karim Bellarabi (71.) erzielten die weiteren Treffer. Ceyhun Gülselam (60.) gelang mit seinem ersten Bundesliga-Tor lediglich der zwischenzeitliche Anschlusstreffer für die Mannschaft von Trainer Tayfun Korkut.
„Für uns ist das kein Beinbruch. Wir wussten, dass wir auf eine Mannschaft treffen, die eine unheimlich hohe Intensität auf den Platz bringen kann“, resümierte Korkut nach der fünften Saisonpleite, durch die sein Team auf den fünften Rang abrutschte. 96 verpasste es, erstmals in der Vereinsgeschichte vier Erstliga-Spiele ohne Gegentor zu überstehen.
Hannover hatte durch die offensive Verteidigung der Gäste von Anfang an kaum Gelegenheiten, einen geordneten Spielaufbau aufzuziehen. Mit hohem läuferischen Aufwand verhinderten die Rheinländer die meisten Angriffsversuche der Gastgeber bereits an der Mittellinie. „Leverkusen hat 90 Minuten lang Pressing gespielt. Das war schon bemerkenswert“, sagte 96-Keeper Ron-Robert Zieler. Doch der Aufwand des Werksclubs führte zunächst kaum zu Torchancen.
Die beste hatte Bellarabi (25.). Der Flügelstürmer kam jedoch nicht an seinem Nationalmannschaftskollegen Zieler vorbei und scheiterte mit seinem Schuss am Außennetz. Nach seiner starken Leistung am Dienstag beim 1:0-Sieg der DFB-Elf in Spanien hatte Zieler immerhin einen kleinen Grund zur Freude: Der 25-Jährige stand gegen Bayer zum 120. Mal in Serie im 96-Tor und stellte dadurch den Rekord von Horst Podlasly aus dem Jahr 1968 ein.
„Aber heute ist so ein Tag, an dem vieles nicht so schön war. Und es wird nicht leichter in den nächsten Wochen“, sagte Zieler mit Blick auf das kommende Spiel bei 1899 Hoffenheim.
Mit einem gelungenen Wechsel sorgte Schmidt nach der Pause für die Wende. In der Halbzeit hatte er Gonzalo Castro für den schwachen Simon Rolfes gebracht. Mit seiner ersten Aktion legte der Flügelspieler nach starkem Zuspiel von Hakan Calhanoglu auf den im Zentrum lauernden Kießling, der mühelos zur Führung einschob. Das 1:0 war für beide Teams ein Muntermacher. Nur zehn Minuten später sorgte Son nach feinem Dribbling für den zweiten Bayer-Treffer. Gülselam köpfte im Gegenzug einen Freistoß von Hiroshi Kiyotake in die Maschen.
„Dass uns auch dieser Anschlusstreffer nicht vom Plan hat abrücken lassen, spricht nicht nur für die Moral der Truppe, sondern auch für die Qualität“, sagte Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler. Anschließende Angriffsbemühungen von Korkuts Team waren in der Tat Mangelware. Lediglich Joselu (65.) prüfte den starken Bernd Leno mit einem Fernschuss. Bellarabi nutzte das aus und krönte seine Leistung mit dem Treffer zum Endstand.
Spieldaten:
Hannover 96 - Bayer Leverkusen 1:3 (0:0)
Ballbesitz in %: 56,2 - 43,8
Torschüsse: 10 - 20
gew. Zweikämpfe in %: 42,8 - 57,2
Fouls: 16 - 16
Ecken: 2 - 3
Quelle: optasports.com