Labbadia in Not: Augsburg ringt Stuttgart nieder

Augsburg (dpa) - Die dritte Niederlage im dritten Bundesliga-Spiel musste Bruno Labbadia erst einmal verdauen. Nach fast einer Stunde fand der Trainer des VfB Stuttgart wenige Worte zum bitteren 1:2 (1:2) beim FC Augsburg.

Ausreden bemühte er aber nicht, auch wenn er sich direkt nach dem Schlusspfiff noch bitter bei Schiedsrichter Tobias Welt beklagt hatte. „Wir haben die erste Halbzeit komplett verschlafen“, sagte Labbadia am Sonntag - da waren die „Bruno raus“-Rufe aus dem Stuttgarter Block bereits verhallt. Über seine persönliche Situation redete der 47-Jährige nicht.

VfB-Manager Fredi Bobic wollte kein spontanes Treuebekenntnis abgegeben. „Es ist doch nach dem Spiel klar, dass ich sagen muss, lasst uns das Spiel erst einmal aufarbeiten“, sagte er. Zuvor hatte Bobic genervt reagiert auf die Nachfrage, ob Labbadia auch am Donnerstag im Europa-League-Playoff gegen Rijeka auf der Bank sitze: „Das ist eine dumme, respektlose Frage.“ Für den Sportvorstand ist vor dem Rückspiel gegen die Kroaten in der angespannten Situation wichtig, Ruhe zu bewahren und einen klaren Kopf zu behalten. Bobic fügte hinzu: „Wenn du Spiele verlierst, hast du schlechte Argumente.“ Im Hinspiel in Rijeka war Stuttgart ebenfalls 1:2 unterlegen.

Schiedsrichter Welz hatte in Augsburg den weiter punktlosen VfB in der 70. Minuten mit einer überzogenen Roten Karte gegen den gerade erst eingewechselten Ex-Augsburger Ibrahima Traoré nach einem Foul an Ronny Philp geschwächt. „Klipp und klar: Das war keine Rote Karte. Man kann höchsten Gelb geben“, sagte der gefoulte Philp. Es war der achte Platzverweis des dritten Spieltags und damit Negativ-Rekord in der Bundesliga-Geschichte.

Dank seines leidenschaftlichen Kampfes stürzte Augsburg Labbadia in Bedrängnis. Die Torschützen Halil Altintop (6. Minute) und Jan-Ingwer Callsen-Bracker (36.) belohnten die Gastgeber vor 30 030 Zuschauern für ihren extrem hohen Aufwand und ein aggressives Fußballspiel. Vedad Ibisevic konnte für Stuttgart per Foulelfmeter verkürzen (42.).„Der Druck war da. Drei Punkte nach drei Spieltagen, das ist für den FC Augsburg okay“, sagte FCA-Coach Markus Weinzierl.

Die mutige Stuttgarter Taktik mit Neuzugang Mohammed Abdellaoue als zweitem Stürmer neben Vedad Ibisevic war rasch Makulatur: Patzer der Gäste-Innenverteidiger ermöglichten die Augsburger Führung. Antonio Rüdiger und Daniel Schwaab reagierten bei Paul Verhaeghs Flanke zu unaufmerksam, so dass Altintop ungehindert zum ersten Bundesliga-Tor seit seiner Rückkehr aus der Türkei traf.

Die Gastgeber agierten leidenschaftlicher und harmonischer. Augsburg rief sein Potenzial ab, spielte zielstrebiger und gefährlicher. Beim VfB war von einem gefährlichen Kombinationsspiel nichts zu erkennen. Allein Gotuku Sakai prüfte mit einem Distanzschuss Schlussmann Marwin Hitz, der zunehmend Sicherheit ausstrahlte.

Logische Folge des engagierten Augsburger Spiels und einer VfB-Abwehr, die mehr einem Torso glich, war das 2:0. Ausgerechnet Holzhauser, der immer wieder mit Standards für Gefahr sorgte, schlug eine Freistoß-Flanke in den Fünf-Meter-Raum, Callsen-Bracker köpfte wieder ungehindert ein. Dass die Gäste im Spiel blieben, dazu bedurfte es eines etwas glücklichen Strafstoßes. Verhaeg spielte zuerst den Ball, Maxim fiel dann über dessen Beine, Schiedsrichter Tobias Welz (Wiesbaden) pfiff - Ibisevic verwandelte sicher.

Mit der Hereinnahme von Martin Harnik für den unauffälligen Moritz Leitner sorgte Labbadia zu Beginn der zweiten Hälfte für die nächste taktische Änderung: Maxim kam mehr über links, Kapitän Christian Gentner und Arthur Boka sollten im defensiven Mittelfeld die Defensive kompakter machen. Augsburg konnte die sich bietenden Konterchancen gegen nun besserstehende Stuttgarter nicht zu Ende spielen. Auch nach vorne klappte es beim VfB nun besser. Verhaegh klärte vor der Linie Bokas Schuss.

Labbadia erhöhte das Risiko, nahm Boka raus und brachte Ibrahima Traoré. Nur sechs Minten nach seiner Einwechslung sah der Ex-Augsburger die Rote Karte - eine zu harte Entscheidung des schon beim Strafstoß zweifelhaft agierenden Unparteiischen (70.). Mit einem Mann mehr verlegte sich der FCA auf Konter, doch Sascha Mölders verpasste gleich zweimal die Entscheidung (76. und 80.). Zuletzt traf er sogar das leere VfB-Tor nicht.