Lautern siegt und steigt ab

Berlin (dpa) - Der 1. FC Kaiserslautern ist wieder zweitklassig - und eine desolate Hertha steht ganz kurz davor.

Die praktisch bereits vor der Partie abgestiegenen Pfälzer kamen nach 21 vergeblichen Versuchen ausgerechnet in Berlin wieder zu einem Sieg, doch mit dem Kölner 1:1 gegen Stuttgart ist nach dem 32. Spieltag der Fußball-Bundesliga auch die letzte theoretische Rettungschance dahin. „Wir wollten uns mit erhobenem Haupt verabschieden“, erklärte Oliver Kirch. „Hut ab vor der Mannschaft. Es war nochmal wichtig zu zeigen, dass wir auch gewinnen können“, ergänzte Florian Dick.

In Berlin regierte nach dem 1:2 (0:2) im „wichtigsten Spiel“ der Saison (Otto Rehhagel) blankes Entsetzen. Nur ein Wunder auf Schalke und gegen Hoffenheim könnten den Absturz möglicherweise noch verhindern. Mit 28 Punkten steht Hertha zwei Punkte hinter den Kölnern, die Relegationsplatz 16 halten. „Wir haben nichts auf den Platz gebracht, was eine Mannschaft zeigen muss, die den Abstiegskampf erfolgreich bestehen will“, sagte Manager Michael Preetz deutlich. „Es war extrem enttäuschend und frustrierend.“

Für Krassimir Balakow wird sein erster Erfolg als FCK-Trainer kein Trost sein. Kirch (27. Minute) und Andrew Wooten (38.) schossen die Lauterer Tore. Für Hertha traf Peter Niemeyer (67.), der zehn Minuten später mit Gelb-Rot vom Platz musste. Berlins Mittelfeldmann Andreas Ottl gab sich weiter kämpferisch: „Das ist eine bittere Niederlage. Es gibt noch zwei Spiele und es sind sechs Punkte zu vergeben. Wir müssen sehen, dass wir gegen Schalke punkten.“

Im „Alles-oder-nichts-Spiel“ lagen vor 51 461 Fans die Nerven der Berliner Profis blank: Kein Selbstbewusstsein, kein Plan, immer wieder katastrophale Fehler im Spielaufbau. Die Notabwehr stürzte von einer Verlegenheit in die andere. Nach der Sperre von Lewan Kobiaschwili und dem verletzungsbedingten Ausfall einer ganzen Abwehrreihe hatte Rehhagel völlig überraschend den U23-Kapitän Fabian Holland in die Startelf beordert.

Doch der 21-jährige Junioren-Nationalspieler konnte die Schwächen der gestandenen Profis nicht ausgleichen. Holland verhinderte auf seiner linken Seite die Eingabe auf Kirch nicht, der aus Mittelstürmerposition zur Gäste-Führung einschoss. Schon die vergangenen drei Heimspiele hatte Berlin mit 2:12 Toren verloren.

Und das Debakel setzte sich fort: Der kolumbianische Nationalstürmer Adrian Ramos, nur noch ein Schatten seiner selbst, verlor im Mittelfeld den Ball. Felix Bastians und seine Abwehrkollegen stocherten daneben. Und FCK-Amateurstürmer Wooten schoss zum 2:0 ein, hätte danach noch zwei weitere Tore erzielen können. Das Pfeifkonzert der Berliner Zuschauer zur Pause steigerte sich zu Orkanstärke.

Die Notaktion mit Rehhagel, unter dessen Regie in zehn Spielen nur ein Sieg und drei Remis gelangen, ist kurz davor, krachend zu scheitern. Drei Cheftrainer hat Manager Preetz mit Markus Babbel, der nach gegenseitigen Lügen-Vorwürfen gehen musste, dem punktlosen Michael Skibbe und dann Rehhagel versucht - nichts passte. Der zweite Abstieg innerhalb von zwei Jahren ist ganz nah.

Die Stimmung im Olympiastadion war lange gespenstisch. Resignation auf den Rängen. Aus dem Nichts keimte noch einmal so etwas wie Hoffnung bei den Blau-Weißen auf. Nach einer Ecke des eingewechselten Patrick Ebert köpfte Niemeyer zum Anschlusstor ein. Holland hätte kurz danach (63.) sogar ausgleichen können. Doch die besseren Chancen hatten die Gäste, die am Ende ebenfalls traurig den Platz verließen.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 59 - 41

Torschüsse: 11 - 15

gew. Zweikämpfe in %: 51,5 - 48,5

Fouls: 13 - 14

Ecken: 9 - 5

Quelle: optasports.com