Leverkusen dreht Spiel: 2:1 gegen St. Pauli
Leverkusen (dpa) - Bayer Leverkusen hat im Titelrennen der Fußball-Bundesliga für neue Spannung gesorgt und den Druck auf Spitzenreiter Borussia Dortmund erhöht. Die Elf von Trainer Jupp Heynckes gewann gegen den gebeutelten Abstiegskandidaten FC St. Pauli nach einem 0:1-Rückstand noch 2:1 (0:0).
Damit verkürzte Leverkusen den Rückstand auf Tabellenführer Dortmund auf fünf Punkte. Nach der siebten Pleite nacheinander und vor dem „Geisterspiel“ gegen Bremen rückt für die Gäste aus Hamburg der Abstieg dagegen immer näher.
Charles Takyi hatte St. Pauli überraschend in Führung gebracht (58. Minute), doch vor 30 210 Zuschauern in der ausverkauften BayArena drehten Stefan Kießling (66.) und der eingewechselte Lars Bender (77.) die Partie. Mit 61 Punkten distanzierte der Tabellenzweite aus Leverkusen die Verfolger Hannover (53) und Bayern München (52) und hat die direkte Qualifikation für die Champions League so gut wie sicher. St. Pauli bleibt Vorletzter (28), gibt die Hoffnung auf den Klassenverbleib aber nicht auf. „Wir haben wieder ein Lebenszeichen abgegeben und gezeigt, dass wir wieder da sind. Am Ende konnten wir aber dem Druck nicht standhalten“, sagte Gäste-Trainer Holger Stanislawski.
Nach dem 1:1 des BVB beim Hamburger SV und eine Woche vor dem Schlagerspiel zwischen Heynckes' künftigem Club Bayern München und seinem aktuellen Arbeitgeber ließ sich der Coach keine Kampfansage an die tags zuvor patzenden Dortmunder entlocken. „Ich bin sehr froh, dass wir das Spiel noch gedreht haben, das spricht für die Reife meiner Mannschaft“, sagte der 65-Jährige im TV-Sender Sky. „Man hat heute gesehen, dass Mannschaften, die sich im Abstiegskampf befinden, alles geben. Deshalb war es ungemein schwer für meine Mannschaft.“
Nationalmannschaftsmanager Oliver Bierhoff traut dem Verfolger zwar durchaus den Coup zu („Wenn man sieht, was in der Bundesliga alles passiert“), bezeichnete Dortmund aber als „klaren Favorit“.
Zu der sonntäglichen Entlassung des Niederländers Louis van Gaal beim deutschen Rekordmeister wollte sich Heynckes nicht äußern. Die volle Konzentration des 65-Jährigen gilt bis zum letzten Spieltag dieser Saison den Champions-League-Ambitionen seiner Leverkusener - die diese gegen den verunsicherten Aufsteiger aus Hamburg auch von Beginn an demonstrierten. Der starke Michael Ballack hatte nach 12 Minuten die erste große Chance, scheiterte aber aus kurzer Distanz an St. Pauli-Schlussmann Benedikt Pliquett.
Bayer zeigte erfrischend-leichtfüßigen Kombinationsfußball, war überlegen - vergaß aber das Toreschießen. Arturo Vidal (38.) und Tranquillo Barnetta (41.) hoben das Spielgerät übers Tor, Ballacks Kopfball verfehlte das Ziel (27.) und Sidney Sam tänzelte zu lange ohne Abschluss durch den Strafraum (42.). Der Gast aus Hamburg rettete sich in die Pause, nachdem er nur einmal das von Fabian Giefer behütete Bayer-Tor aus der Nähe gesehen hatte.
Nach fünf Minuten schoss Matthias Lehmann drüber, der Stellvertreter des erkrankten René Adler musste nicht eingreifen. Giefer hatte Adler bereits im letzten Bundesliga-Hinrundenspiel gegen den SC Freiburg sowie in den beiden Europa-League-Duellen bei Rosenborg Trondheim und gegen Atlético Madrid vertreten.
Nach dem Seitenwechsel wäre der 20-Jährige bei einer Volley-Abnahme von Deniz Naki vermutlich chancenlos gewesen, doch Simon Rolfes rettete zur Ecke (53.). Fünf Minuten später stellte Takyi den Spielverlauf völlig auf den Kopf. Nach feinem Zuspiel von Florian Bruns schob die Nummer 10 der Gäste den Ball zu seinem vierten Saisontreffer ins Netz. Die Antwort ließ aber nicht lange auf sich warten. Kießling verwertete das Zuspiel des eingewechselten Eren Derdiyok zum Ausgleich und Bender setzte den späten, aber hochverdienten Schlusspunkt der überlegenen Gastgeber.