Bundesliga Mit letzten Aufgebot: Köln stürzt weiter Richtung 2. Liga

Köln (dpa) - Harmlos, hilflos und vielleicht bald auch hoffnungslos: Mit dem letzten Aufgebot stürzt der 1. FC Köln weiterhin ungebremst dem sechsten Abstieg aus der Fußball-Bundesliga entgegen und befindet sich nahe der Selbstaufgabe.

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„Irgendwann bist du vom Kopf her am Arsch“, sagte Kapitän Matthias Lehmann nach dem 0:2 (0:1) gegen Hertha BSC: „Wenn du so viele Schläge in die Fresse kriegst, zermürbt dich das irgendwann. Das macht dich kaputt.“

Auch auf die Frage nach der Zukunft von Trainer Peter Stöger reagierte Lehmann überraschend ausweichend. „Wir haben zwei Punkte, aber es ist nicht meine Aufgabe, den Trainer zu köpfen. Das ist Aufgabe der Leute oben oder vom Trainer selbst.“ Die Mannschaft arbeite gerne mit dem Trainer, aber für die Forderung von „Sky“-Experte Dietmar Hamann nach einem Trainerwechsel hatte der 34-Jährige Verständnis: „Didi Hamann ist lange genug selbst dabei, um zu sagen: Wenn man einen Impuls freisetzen will, ist das vielleicht eine Möglichkeit.“

Stöger schloss einen Rücktritt weiter kategorisch aus: „Da könnt ihr mich jede Woche fragen. Da könnt ihr auch denken, dass ich nicht ganz dicht bin.“ Auf Lehmanns Aussagen angesprochen, meinte Stöger: „Ich weiß nicht, ob man das Wort köpfen in dem Fall verwenden kann. Aber ich bin froh, dass Matze Lehmann mich nicht köpfen will. Das hätte mich auch überrascht.“

So oder so blieb auch nach der rauschenden Europa-League-Nacht am Donnerstag gegen den FC Arsenal (1:0) die Trendwende in der Liga aus. Zwei Punkte und vier Tore nach 13 Spielen bedeuten Negativ-Rekorde in der 54-Jährigen Bundesliga-Geschichte. Der Rückstand auf den rettenden 15. Platz beträgt elf Punkte, der Relegationsplatz ist neun Zähler entfernt. Angesichts von elf Ausfällen bot der FC im 16 Jahre alten Yann Aurel Bisseck sogar den zweitjüngsten Spieler der Bundesliga-Historie nach Nuri Sahin auf, er spielte ordentlich.

Die Hertha, die im Gegensatz zu Köln vor dem letzten Europa-League-Spieltag keine Chance mehr aufs Weiterkommen hat und im Pokal gegen den FC ausschied, hat sich als Elfter dagegen etwas Luft nach unten verschafft. Kapitän und Torjäger Vedad Ibisevic erzielte am Sonntag beide Tore (16./64., Foulelfmeter). „Das erste Tor war wichtig, da kommt man zur Ruhe“, sagte Berlins Trainer Pal Dardai.

Der Druck auf die Kölner war schon vor dem Spiel durch die Siege von Freiburg gegen Mainz (2:1) und Hamburg gegen Hoffenheim (3:0) noch einmal enorm angewachsen.

Trotz der erdrückenden Ausgangsposition und der personellen Lage nahmen die Kölner vor 47 800 Zuschauern im diesmal nicht ausverkauften RheinEnergieStadion ihr Herz in die Hand und spielten zunächst couragiert nach vorne. Die Hertha brauchte lange, um ins Spiel zu finden. Wie aus dem Nichts kamen die Gäste dann zur Führung: Horn, bisher beständigster Kölner in dieser Saison, ließ einen harmlosen Kopfball von Davie Selke aus den Fingern rutschen, Ibisevic nahm das Geschenk eiskalt an.

Auf den Rängen herrschte für einige Minuten regelrechte Schockstarre. Und auch bei den Kölner Spielern hinterließ der erneute Nackenschlag Spuren. Die Köpfe sanken, die Verunsicherung war bis auf die Tribüne zu spüren, vom Elan der Anfangs-Viertelstunde war nichts mehr zu sehen. Die Hertha überzeugte weiter nicht, gewann aber nun an Sicherheit und hatte das sehr mäßige Spiel weitgehend im Griff.

Ein Elfmeter hätte dem FC aus der Lethargie helfen können, als Hertha-Verteidiger Karim Rekik der Ball bei einem Schuss von Sehrou Guirassy an die Hand prallte (49.). Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus befragte in ihrem dritten Bundesliga-Spiel Video-Assistent Guido Winkmann, sah sich die Szene selbst noch einmal in der Review Area an und gab den Strafstoß nicht. Keine Zweifel gab es nach dem Foul von Kölns Kapitän Matthias Lehmann an Selke, Ibisevic ließ Horn beim Elfmeter keine Chance. Für Lehmann gab es bei seiner Auswechslung Pfiffe.