Bundesliga Weiterer Rückschlag für Hoffenheim - 0:3 beim HSV
Hamburg (dpa) - Julian Nagelsmanns Analyse war deutlich. „Ich bin ein Freund von ganz ehrlichen Worten, wir befinden uns in einer Ergebniskrise“, sagte der Trainer der TSG Hoffenheim nach dem bitteren 0:3 (0:1) beim bestens aufgelegten Hamburger SV.
„Wir dürfen nicht davon zehren was war, die Tabelle sieht besser aus, als sie ist“, analysierte der genervte Coach. Mit 20 Punkten steht die ambitionierte TSG auf Platz sieben. Nur ein Sieg aus den vergangenen sieben Liga-Partien ist zu wenig.
Sein Team sei die Terminhatz nicht gewohnt und habe das Aus in der Europa League nicht gut verkraftet: „Das war keine Super-Auswärtsfahrt“, sagte er zum 1:3 nur drei Tage zuvor im portugiesischen Braga. Nun erwarte er eine „gewisse Unzufriedenheit“ von allen - immerhin kommt am Samstag RB Leipzig in den Kraichgau.
Mit einem Eigentor von Kevin Akpoguma (6. Minute) leiteten die Gäste die Niederlage ein. Es war der 1000. Treffer ins eigene Netz in der Bundesliga-Historie. Filip Kostic (76.) per Freistoß und Gideon Jung (88.) machten den Endstand perfekt. Besonders diskutiert wurde der Freistoß, den Keeper Oliver Baumann ohne Mauer unter den Armen durschlüpfen ließ. „Wenn ich mich auch noch um eine Mauer kümmere, komme ich gar nicht mehr zum Schlafen“, blaffte Nagelsmann.
Baumann wisse selbst, dass er den hätte halten müssen - und räumte es auch ein. Wie in vielen Situationen habe auch bei diesem Standard der Fokus gefehlt. Serge Gnabry pflichtete seinem Trainer bei: „Der HSV hatte den größeren Willen. Wenn man nur Bundesliga spielt, ist das etwas anderes.“
Die Hamburger wussten, dass sich die Gäste über 90 Minuten schwer tun würden und nutzte das mit konsequentem, frühen Stören aus. „Eine überragende Mannschaftsleistung“, schwärmte Sportdirektor Jens Todt. Mit Kostic, Jann-Fiete Arp und Douglas Santos wachse eine Offensivachse zusammen. „Wir haben Anschluss an das Mittelfeld, das tut richtig gut“, meinte Todt mit Blick auf nun 13 Punkte.
Mergim Mavraj, der zusammen mit Kyriakos Papadopoulos eine Klasseleistung in der Innenverteidigung bot, blickte sofort auf das Auswärtsspiel in Freiburg: „Es bringt uns nichts, uns eine Woche feiern zu lassen. Was dieser Sieg wert ist, sehen wir am Freitag - nur wenn wir dort nachlegen, wäre es ein Fingerzeig in die richtige Richtung.“
In der Fremde tut sich der HSV bisher schwer. Die Auftritte im Volkspark sind dagegen voller Emotionen und mit mehr Selbstvertrauen. Schlüssel zum Erfolg war die gute taktische Einstellung von Trainer Markus Gisdol gegen seinen Ex-Club. Der 48-Jährige bleibt ungeschlagen gegen die TSG - schon in der Vorsaison holten die Hanseaten vier Punkte gegen die Kraichgauer.
Die Hälfte der Hoffenheimer Spieler kennt Gisdol noch aus seiner Zeit bei 1899. So pressten die Hamburger, bei denen Bobby Wood den Japaner Tatsuya Ito auf der rechten Außenbahn verdrängte und neben Arp auflief, von Beginn an. „Wir wollen wieder dahin, dass wir zu Hause eine Macht sind und es für jeden Gegner schwer ist“, sagte Dennis Diekmeier. „Das ist uns heute gelungen.“
Wood (49.) hätte wieder einmal ins Tor treffen müssen, doch der Amerikaner traf nur den linken Pfosten. Der 17-jährige Arp (53.) scheiterte nach einem Alleingang mit einem Distanzschuss an Baumann. „Ich genieße die Situation so gut ich kann. Die Jungs fangen mich gut auf“, sagte Hoffnungsträger Arp, der immer besser eingebunden wird.