„Noch viel zu verbessern“: S04 verpatzt den Saisonstart
Frankfurt/Main (dpa) - Christian Heidel war schwer enttäuscht. „Ich will nicht drumherum reden. Es gibt vieles, was wir noch verbessern müssen“, sagte der Sportvorstand des FC Schalke 04 nach dem 0:1 (0:1) zum Saisonauftakt bei Eintracht Frankfurt.
Ein neue Ära „auf Schalke“ hat somit gleich mit einer völlig verdienten Niederlage begonnen. Es war das erste Bundesliga-Spiel unter Heidel und auch das erste Bundesliga-Spiel unter dem neuen Trainer Markus Weinzierl, aber die Geschichten dieses Tages schrieben andere. Frankfurts Torjäger Alexander Meier etwa, der schon in der 13. Minute den entscheidenden Treffer schoss und in der zweiten Halbzeit noch einen Elfmeter vergab (68.). Oder Eintracht-Verteidiger Michael Hector, der in seinem zweiten Spiel für seinen neuen Verein bereits zum zweiten Mal vom Platz flog. Nach Gelb-Rot im Pokal sah der Jamaikaner diesmal die Rote Karte wegen einer Notbremse (79.).
Dass die Eintracht ihre Führung dennoch über die Zeit rettete, lag an einer unerwartet starken Leistung dieses neuformierten Teams. „Ich bin positiv überrascht von der Mannschaft“, sagte Meier. Auch Trainer Niko Kovac schwärmte: „Das war eine absolute Top-Mannschaftsleistung. Die Jungs haben bei dieser Hitze von der ersten bis zur letzten Minute so viel Meter gemacht. Das war außerordentlich stark.“
Die Sommerpause hatten beide Vereine zu einem großen Umbruch genutzt. Damit hörten die Gemeinsamkeiten aber auch schon auf. Schalke kaufte von den Namen und den Preisen her auf einem völlig anderen Niveau ein. Heidel verpflichtete Spieler wie den 22-Millionen-Euro-Stürmer Breel Embolo oder je einen Neuzugang von Paris Saint-Germain (Benjamin Stambouli) und Tottenham Hotspur (Nabil Bentaleb), aber sie alle blieben an diesem ersten Spieltag draußen.
Die Anfangsformation war dadurch zwar eingespielt, aber sie stand völlig neben sich. „Wir haben verloren, weil wir eine katastrophale Anfangsphase gespielt haben“, sagte Weinzierl. „Der Gegner hat uns den Schneid abgekauft. Wir haben es im Kopf verschlafen.“
Bei der Eintracht dagegen liefen vier von acht Neuzugängen von Beginn an auf. Dieses aus 17 verschiedenen Nationalitäten zusammengewürfelte Team war deutlich spritziger, zweikampf- und sogar spielstärker als die Schalker. Vor allem in der Anfangsphase überrollten die Hessen ihren Gegner geradezu. Da hätten sie nach Chancen von Mijat Gacinovic (4.), Branimir Hrogota (8.), Meier (9.) und einem nicht gegebenen Tor durch Gacinovic (16.) schon weitaus höher führen müssen.
„Dieses Spiel gibt uns ein gutes Gefühl“, sagte Sportvorstand Fredi Bobic. „Es hat gezeigt: Wir haben hier viel jugendliche Frische und auch Qualität in der Mannschaft, die sich noch entwickeln lässt. Und die Mentalität dieser Mannschaft ist top. Das brauchen wir auch, wenn wir deutlich besser besetzte Vereine wie Schalke bezwingen wollen.“
Den fulminanten Frankfurter Saisonstart sahen allerdings nur 47 000 Zuschauer, weil der Fanblock in der Westkurve leer bleiben musste. Diese Sperre hatte jedoch nichts mit den Ausschreitungen der Eintracht-Anhänger beim Pokalspiel in Magdeburg vor einer Woche zu tun. Sie ging noch auf Vorfälle aus der vergangenen Saison zurück.
Schalke hatte selbst in Überzahl nur noch eine Riesenchance durch Klaas-Jan Huntelaar (81.). Dem ambitionierten Verein droht jetzt ein völliger Fehlstart in die neue Saison, weil der nächste Gegner nach der Länderspielpause Bayern München heißt. Die Eintracht wiederum hat zwei Wochen Zeit, um sich auf das hitzige Derby bei Darmstadt 98 vorzubereiten. Stürmer Luc Castaignos wird dann nicht mehr dabei sein. Er fehlte bereits im Kader, weil er mit einem noch nicht benannten Verein über einen Wechsel verhandelte.