Nürnberg vor dem Abstieg - „Letzter Strohhalm“ S04

Nürnberg (dpa) - Der achte Bundesliga-Abstieg des 1. FC Nürnberg ist kaum noch abzuwenden. Nach der zweitligareifen Heim-Vorstellung beim 0:2 (0:1) gegen Hannover 96 sind die völlig verunsicherten Franken der Zweitklassigkeit so nah wie seit Jahren nicht mehr.

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Allenfalls ein Sensationssieg kommende Woche bei Schalke 04 und ein zeitgleicher Punktverlust des Abstiegs-Mitkonkurrenten Hamburger SV könnten den neunmaligen deutschen Meister zumindest noch auf den Relegationsrang hieven. „Es hilft nichts, wir brauchen gegen Schalke jetzt unbedingt einen Sieg“, erkannte Kapitän Raphael Schäfer. „Das ist der letzte Strohhalm, an den wir uns noch klammern.“

Nur wie sollen die spielerisch gänzlich ungenügenden Nürnberger auf Schalke gewinnen? Vor den letzten 90 Minuten der Saison hat der FCN keine realistischen Aussichten mehr auf Platz 16. „Wir werden trotzdem weitermachen und die Möglichkeit fürs nächste Wochenende suchen. Die, die uns jetzt schon abgeschrieben haben, wollen wir eines Besseren belehren“, kommentierte Interimstrainer Roger Prinzen. Am 15. und 18. Mai trifft der Bundesliga-16. auf den Dritten der 2. Liga. Möglicherweise ist das dann sogar Nürnbergs Lokalkontrahent Greuther Fürth. Im Moment spricht vieles dafür, dass anstatt des FCN der HSV dann in diesen beiden Partien noch eine Chance erhält.

Szabolcs Huszti (5. Minute) und Manuel Schmiedebach (51.) schossen die bereits zuvor geretteten 96-er zum Auswärtssieg. Mehr noch als beim Debüt von Prinzen vor einer Woche präsentierten sich die Club-Profis vor 46 014 Zuschauern lethargisch, einfallslos und ohne jede Klasse. Hinten herrschte das geballte Chaos, was den Gästen ermöglichte, sich unbedrängt mit einfachsten Kombinationen durch die Nürnberger Hälfte zu spielen. Einen fast noch hilfloseren Eindruck machten Hiroshi Kiyotake & Co. in der Offensive. „Uns hat die Entschlossenheit gefehlt, wir waren nicht so präsent wie nötig. Die Stimmung ist sehr getrübt in der Mannschaft“, berichtete Prinzen.

Der japanische Spielmacher selbst, im Abstiegskampf einst kreativer FCN-Hoffnungsträger, fiel vor allem durch Fehlpässe auf. Kein Wunder, dass ihn Prinzen nach einer Stunde begleitet von gellenden Pfiffen vom Platz nahm. Notgedrungen muss der Nachfolger des vor eineinhalb Wochen geschassten Gertjan Verbeek in Gelsenkirchen kommenden Samstag auf ein gesperrtes Trio verzichten: Javier Pinola, Timothy Chandler und Marvin Plattenhardt sahen allesamt ihre fünfte Gelbe Karte.

Die ersten verzweifelten „Wir wollen Euch kämpfen sehen“-Rufe ertönten nach nicht mal fünf Minuten aus dem Nürnberger Fanblock. Schon kurz nach Anpfiff hatten die Hannoveraner ein katastrophales Fehlzuspiel von Mike Frantz dankend aufgenommen. Huszti und Artjoms Rudnevs hebelten mit einem lockeren Doppelpass die Nürnberger Verteidigung aus, der Ungar schoss unbedrängt zur Führung ein.

Der Gegentreffer wirkte wie zusätzliche Last auf den Schultern der FCN-Akteure. Weitere Chancen durch Rudnevs (14./24.) ließen die Gäste ungenutzt - was aber reichlich egal war: Denn Nürnberg war an diesem Nachmittag nicht im Ansatz in der Lage, dagegenzuhalten. Nach nicht mal einer Stunde schon war die Partie entschieden, als Rudnevs Schmiedebach steil angespielt hatte: Seelenruhig umkurvte der 25-Jährige den bemitleidenswerten Torwart Raphael Schäfer und schloss seinen Sololauf mit seinem ersten Bundesligatreffer überhaupt ab. Die anschließenden Nürnberger Angriffsversuche zeugten von purem Aktionismus - was für die Bundesliga einfach nicht genug ist.

Spieldaten:

Ballbesitz in %: 46,3 - 53,7

Torschüsse: 15 - 14

gew. Zweikämpfe in %: 59,6 - 40,4

Fouls: 12 - 18

Ecken: 8 - 5

Quelle: optasports.com