Schwacher HSV holt „big point“ in Hannover
Hannover (dpa) - Die HSV-Fans feierten, als wenn der Klassenerhalt bereits geschafft wäre. Nach dem zu hoch ausgefallenen 3:0 (0:0) bei Hannover 96 hat sich der dienstälteste Club der Fußball-Bundesliga aber zunächst auf den zehnten Platz vorgeschoben.
Stürmer Sven Schipplock sprach von einem „big point“ für die Hamburger, und Nicolai Müller hatte angesichts des im Abstiegskampf wichtigen Sieges ein „total geiles Gefühl“.
Nach einem klaren Sieg sah es lange nicht aus. Doch Hannover brach am Ende zusammen und erlaubte den Gästen im Nord-Derby vor 49 000 Zuschauern nach der Führung durch Cléber (61.) noch weitere Treffer durch Ivo Ilicevic (73.) und Müller (75.). „Das war der Dosenöffner“, sagte Müller zum ersten Tor. Der HSV nutzte die Schwäche der Gastgeber zu zwei weiteren Treffern und setzte sich vom unteren Tabellendrittel ab.
Drei Tage nachdem Thomas Schaaf seinen Abschied im Falles des Abstiegs angekündigte hatte, sah der langjährige Werder-Coach eine Stunde lange eine der besseren Vorstellungen in seiner im Januar begonnenen 96-Amtszeit. Seine Mannschaft spielte mehr als eine Halbzeit mutig nach vorne und dominierte das Geschehen.
„Bis zum Tor haben wir es ordentlich und gut gemacht“, sagte Schaaf, der einen Rücktritt erneut ausschloss. Auf die seit Wochen wiederholte Frage, ob er aufgebe, sagte der Fußball-Lehrer: „Das Ergebnis bleibt das gleiche.“
Im Gegensatz zu Schaaf war Bruno Labbadia glücklich. „Hannover hat das in der ersten Halbzeit sehr gut gemacht und war mindestens ebenbürtig“, musste der HSV-Coach dennoch feststellen und lobte danach: „Nach der Halbzeit haben wir alle eine Leistungssteigerung gezeigt.“
Insgesamt tat der HSV fast zu spät etwas, um das Schlusslicht der Liga zu beschäftigen und von eigenen Offensivaktionen abzuhalten. In Hannover wurde deutlich, warum die Hamburger in dem 13 Spielen zuvor nur zwei gewinnen konnte. Darüber kann auch der letztlich hohe Sieg nicht hinwegtäuschen.
Torwart René Adler hatte es der Hamburger SV zu verdanken, dass die beim Abschluss zu zögerlichen Gastgeber nicht zu Toren kam. Der ehemalige National-Torwart parierte unter anderem einen Schuss des stark verbesserten Hugo Almeida (17.) und einen Kopfball von Ceyhun Gülselam (37.).
Nur gelegentlich kamen die Gäste zu Kontern. Bei der besten Offensivaktion der ersten Halbzeit vergab Ilicevic (12.) und schoss aus wenigen Metern freistehend über das Tor. Nicht gegeben wurde von Schiedsrichter Robert Hartmann ein Treffer von Sven Schipplock(31.), weil der Stürmer vorher gegen Christian Schulz gefoult hatte.
Zum entscheidenden Treffer nutzte der HSV eine Ecke. Der in der Abwehr wackelnde Brasilianer Cléber köpfte eine scharf hereingetretene Ecke von Aaron Hunt ein. Danach war es einfach. Hannover gab sich auf. Ilicevic und Müller, jeweils nach Vorarbeit von Sven Schipplock, nutzten die Auflösungserscheinungen in der 96-Abwehr. „Das haben wir sehr abgezockt gemacht“, lobte Labbadia.