Ein Jahr nach Kreuzbandriss Nicolai Müller trifft und macht Frankfurt froh
Freiburg (dpa) - Die gute Nachricht für Nicolai Müller und Eintracht Frankfurt: Auch nach dem 38. Treffer seiner Bundesliga-Karriere ist der Neuzugang gesund und steht im Heimspiel gegen Werder Bremen am zweiten Spieltag wohl zur Verfügung.
Glaubt man den Spöttern in der Fußball-Branche, ist das bei dem 30-Jährigen längst keine Selbstverständlichkeit. Schließlich holte er sich vor ziemlich genau einem Jahr einen Kreuzbandriss - beim Torjubel am ersten Spieltag. Damals stand Müller allerdings noch beim Hamburger SV unter Vertrag, und dort ging in den vergangenen Jahren vieles schief.
Seit dem 1. Juli aber trägt der Offensivspieler wieder das Trikot mit dem Adler im Wappen, wie schon in seiner Jugend. Und Müller musste sich insgeheim wohl fragen, warum er schon wieder bei einem Club angestellt ist, in dessen Umfeld bereits im August Unruhe ausbrach. Das 0:5 von DFB-Pokalsieger Eintracht Frankfurt im Supercup gegen Meister FC Bayern erinnerte an schlimmste HSV-Begegnungen mit den Münchnern. Auch ein 1:2 gegen einen Viertligisten, wie es den Frankfurtern vor einer Woche in der ersten Runde des Pokals beim SSV Ulm 1846 passierte, ist für jemanden mit HSV-Vergangenheit keine neue Erfahrung.
Umso größer war die Bedeutung des 2:0 (1:0) beim SC Freiburg zum Start in die Bundesliga. „Das war enorm wichtig. Dass das letzte Woche nicht schön war, wissen wir auch“, sagte Müller am Samstag mit leiser Stimme über die drei Punkte im ausverkauften Schwarzwald-Stadion. Für ihn war der Treffer in der zehnten Minute auch eine Befreiung („Mit so einem Tor, so einem Spiel, so einem Sieg: es geht nicht schöner“), vor allem aber war er das für seinen neuen Trainer. „Diese drei Punkte nach der letzten Kritik, die berechtigt war, sind Balsam auf die Wunden“, sagte Adi Hütter. „Als Österreicher das erste Spiel in der Bundesliga zu gewinnen, ist auch Genugtuung.“
Weil Sébastien Haller in der 82. Minute noch das 2:0 nachlegte gegen lange Zeit überlegene Freiburger, die wegen eines kleinen Bandscheibenvorfalls auf Trainer Christian Streich an der Seitenlinie verzichten mussten, ist der ganz große Druck bei den Hessen erst mal weg. „Dieser Sieg gibt uns ein bisschen Ruhe. Wir müssen das nutzen, um hart zu arbeiten“, forderte Frankfurts Mittelfeldspieler Gelson Fernandes, der die Eintracht gegen seinen Ex-Verein erstmals als Kapitän auf den Platz führte.
Müller ist ein wichtiger Baustein dieser Arbeit, obwohl er sich auch nach der kompletten Vorbereitung noch nicht wieder in Vollbesitz seiner Kräfte wähnt. „Ich fühle mich gut. Klar, man kann noch nicht bei 100 Prozent sein“, sagte er. All die Gedanken an den Hohn nach Bundesliga-Tor Nummer 37 aber hat er verarbeitet. „Ich hatte jetzt ein Jahr Zeit zu überlegen, was ich bei meinem nächsten Jubel mache, deswegen habe ich daran nicht mehr gedacht“, beteuerte Müller am Samstag. Schon vor dem Treffer hatte er einen Plan ausgeheckt: „Ich habe das Trikot von Timothy Chandler hochgehalten, weil der Junge eine OP hatte, er hat sich am Knie schwer verletzt und deswegen war das Tor auch für ihn.“ Mit verletzten Kollegen kann er gut mitfühlen.